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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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dauerte nur wenige Atemzüge, dann tauchte am Ende der Quergasse der Araber mit dem blauen Turban auf. Er wirkte weniger bedrohlich als neugierig. Der Mann schien enttäuscht zu sein, dass sein Opfer anscheinend verschwunden war. Er wandte den Kopf, seine Blicke wanderten über die Hausmauern und hinunter zum Ende der Gasse. Er zuckte kurz mit den Schultern und lief dann an Henri vorbei die abschüssige Gasse hinunter. Langsam richtete sich Henri auf.
    »Was will er von mir?«, fragte er sich und ging in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Wieder war er mit wenigen Schritten im Gewimmel der Straße, mitten im Treiben des späten Morgens. Er wanderte nach Osten, zum Heiligen Grab, und fragte sich, wie es jetzt dort wohl aussah. Zwei Dutzend Schritte später umrundete er eine Säule und betrachtete die Menschen auf dem Weg, den er eben zurückgelegt hatte. Seinen Verfolger konnte er nicht ausmachen.
    Am Ende der Straße, deren Namen er nicht kannte und die unterhalb der Mauern der Kirchen und des Glockenturms entlang führte, nahm Henri Fischgestank wahr. Er erinnerte sich, dass Uthman und Mara über den Fischmarkt gesprochen hatten. Henri folgte dem Geruch und dem Lärm und verzichtete darauf, quer über den Markt zu laufen. Stattdessen ging Henri entlang der Mauern, wo er auf Fischköpfen ausrutschte. Auf den Tischen und in den Körben der Händler sah er mehr gesalzene als frisch gefangene Fische.
    Hundert Schritte weiter wusste er wieder genau, wo er war. Der schmale Gang zwischen den Häusern teilte sich in drei Gassen, deren Namen er von Joshua kannte: die überdachte Gasse, die »Gasse der schlechten Küche« und die Kräutergasse. Er wählte, um weiterzukommen, die mittlere Gasse, und nach einem Dutzend Schritten wusste er auch, woher die Gasse ihren Namen hatte.
    Zu beiden Seiten des schlecht gepflasterten Durchlasses gab es unterschiedlich breite Hauseingänge, aus denen Dampf und Rauch in die Gasse drangen. Bänke und schmale Tische waren entlang der Mauern aufgereiht. Die Wirte standen in den Eingängen, winkten den Vorbeigehenden und priesen lautstark ihre Gerichte an; Henri hatte Schwierigkeiten, mehr als die Hälfte ihrer Angebote zu verstehen.
    Mitunter mischte sich in den strengen Geruch der Duft unbekannter Gewürze, es roch nach Braten und frischem Brot, wieder stank es nach Ruß und seltsamen brodelnden Flüssigkeiten, nach faulendem Fisch oder Schlimmerem. Ungefähr in der Mitte der Gasse wirkten jedoch viele Gerüche auf Henri sehr verlockend. Er suchte zwischen Dutzenden Arabern, die an den Tischen aßen, einen Platz und lehnte sich gegen eine Holzwand.
    Henri bestellte Fladenbrot, einen Napf mit Brocken von Schaf und Kalbfleisch und einen Becher Saft. Er riss Stücke aus dem Brot, formte sie zu löffelähnlichen kleinen Schaufeln und schöpfte damit Fleischbrocken und Brei aus dem Napf. Henri hatte keine großen Erwartungen, aber er war überrascht. Der Brei, das Fleisch und das Brot schmeckten gut. Er leerte den Becher und winkte dem Wirt, der daraufhin eine flache Schale brachte, in der zwei saubere Tücher lagen. Eines war in warmes Wasser getaucht, das andere war trocken. Henri reinigte Finger und Hände und trocknete sie ab. Er griff in die Tasche unter seinem Burnus, zog einige Drachmen heraus und rief den Wirt.
    »Wie viel schulde ich dir?«
    »Eine halbe Drachme, wenn du satt geworden bist.«
    »Das ist nicht billig, aber noch weit entfernt von Wucher«, sagte Henri und bezahlte. Er nickte, bedankte sich und stand auf. Er blickte nach rechts, dann in die andere Richtung – der Mann von vorhin war nicht zu sehen.
    Am Ende der Gasse hatte sich ein Auflauf von Männern in bodenlangen Gewändern gebildet. Es schien Streit zu geben. Henri blieb stehen und suchte nach einem gefahrlosen Weg.
    Seine Blicke und die von vier, fünf Männern trafen sich. Sie schienen auf etwas zu warten, redeten weiter miteinander, aber bewegten sich nicht. Plötzlich spürte er förmlich eine Gefahr, die noch unsichtbar war. Er wandte sich um und machte einige Schritte.
    Hinter sich hörte er ein scharfes Knarren. Henri zuckte zusammen.
    In seinem Rücken rissen unsichtbare Hände eine schmale, hölzerne Doppeltür auf. Mindestens vier Hände packten seine Arme, rissen sie nach hinten und zerrten ihn mit Gewalt ins Halbdunkel. Krachend schlossen sich die Türen. Das Innere des Raumes war sehr staubig. Henri stolperte und blinzelte. Hände tasteten unter seinen Armen und schienen nach Münzen oder

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