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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Elvestad
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damit?«
    »Ich meine den Mann, den Aakerholm im Pavillon gesehen hatte. Das ist der Mörder.«
    »Und warum, glaubst du, wollte Aakerholm ihn dir nicht beschreiben?«
    »Tja, das ist wieder ein Geheimnis, das mit den drei Zimmern zusammenhängt.«
    Der Arzt ging wie gehetzt im Zimmer auf und ab.
    »Ermordet!« murmelte er. »Was für eine entsetzliche Vorstellung.«
    Plötzlich blieb er stehen und sagte:
    »Aber die zwei Schüsse, Krag, es fielen ja nur zwei Schüsse, und beide Läufe von Aakerholms Pistole waren abgefeuert.«
    »Eben diese beiden Schüsse beweisen, daß hier ein Mord vorliegt«, sagte der Detektiv.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Nun, das ist doch aber ganz einfach: Der erste Schuß wurde von Aakerholm abgegeben. Der zweite – und tödliche – von dem Mörder. Du darfst nicht vergessen, daß Aakerholm uns abends, kurz zuvor, seine Schießgeschicklichkeit bewies, indem er das As aus der Karte schoß. Also befand sich nur noch ein Schuß in seiner Pistole.«
    Der Arzt blieb stehen.
    »Ganz recht«, sagte er. »Nun fange ich an zu begreifen.«
    »Und außerdem«, sagte Krag, »zeigen Spuren im Walde, daß Aakerholm den Mörder
    auf dem Wege vor sieh auftauchen gesehen haben muß. Er fuhr zurück in den Schnee, vielleicht hat er in demselben Augenblick geschossen, aber sein Ziel verfehlt, was ich trotz seiner sonstigen Sicherheit, durchaus nicht unwahrscheinlich finde, da er aufs höchste erschrocken war. Erinnere dich doch des schaurigen Ausdrucks im Gesicht des Toten.« Der Arzt nickte.
    »Nun wohl. Nachdem er geschossen hatte, war er ein paar Schritte rückwärts gegangen, bis zu dem Baum. Da hat ihn dann die tödliche Kugel getroffen.«
    Der Arzt saß eine lange Weile still und sann.
    »Ich verstehe nicht«, sagte er schließlich, »warum Aakerholm so spät abends in den Park hinausging.«
    »Das verstehe ich auch nicht«, antwortete Krag und zündete sich die dritte Zigarre an. »Aber das wird uns wohl die ›Modedame‹ sagen können. Vergiß nicht, Doktor, daß wir eine der Hauptpersonen dieses Dramas noch gar nicht gesprochen haben, nämlich die schöne Witwe Hjelm.«

VII
Bei der Witwe Hjelm.
    Die beiden Herren saßen plaudernd etwa noch eine Stunde auf. Der Detektiv wollte sich nicht zu Bett legen, ehe er Nachricht vom Telegraphenamt erhalten hatte.
    Endlich vernahm er aus weiter Ferne das Schlittengeläut durch die Nacht schallen. Nach einem kleinen Weilchen schwenkte der Kutscher auf den Hof, und Krag rief ihn zu sich herauf.
    Er brachte zwei Telegramme, eins aus Kristiania, ein anderes aus Amerika.
    Krag las das letztere sehr genau, und der Arzt erkannte an seinem Gesichtsausdruck, daß der Inhalt nichts Unangenehmes besagte.
    Nun war Doktor Rasch aber so müde, daß er Mühe hatte, die schweren Augenlider offen zu halten. Die gewaltsame Anspannung des vergangenen Tages hatte ihn zu sehr angegriffen. Er stand auf und verließ seinen Freund mit einem herzlichen gute Nacht.
    Asbjörn Krag aber war nach wie vor körperlich und geistig gleich frisch und elastisch.
    Als er allein war, nahm er die Kiste mit den Spiegelscherben aus dem Schrank, wo er sie verschlossen gehalten hatte. Vorsichtig breitete er nun die einzelnen Stücke auf dem Fußboden aus, mit der Rückseite nach oben, und versuchte sie zusammenzufügen. Anfangs wollte es ihm nicht gelingen; aber er probierte es beharrlich immer wieder, bis es endlich zu einem glücklichen Resultat führte und er etwa den halben Spiegel wiederhergestellt hatte.
    Je weiter das Ergebnis fortschritt, desto befriedigter schien der Detektiv, und je mehr Stücke er aneinandergepaßt hatte, desto rascher ging ihm die Arbeit von der Hand. Schließlich hatte er festgestellt, was er wollte: In einer Ecke des Spiegels war das Quecksilber mit einem Messer von dem Glase abgekratzt. Und zwar mußte das erst vor kurzem geschehen sein.
    »Nun wüßte ich gern«, murmelte Krag, indem er vorsichtig die Stücke auf einen Haufen legte, »was man den armen alten Mann in diesem Viereck lesen ließ. Ich hege den Verdacht, daß es eine entsetzliche Anklage gewesen sein muß.«
    Nachdem er die Kiste wieder an ihren Platz gestellt hatte, zog er das heimlich vom Schreibtisch genommene kleine« Buch aus der Tasche. Während er Aakerholms nervöses Blättern und Suchen in dem Büchlein beobachtet, hatte er zwar die Seiten nicht zählen können. Doch er vermutete nach ungefährer Berechnung, daß der alte Herr die betreffende Stelle schließlich auf den Seiten 200 bis 250

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