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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Elvestad
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blieb sein Tun ein völlig unerklärliches Rätsel, aber er wollte unter allen Umständen den Anordnungen seines Freundes folgen. Er konnte innerlich nicht leugnen, daß ein Gefühl des Unbehagens ihn überkam, als Krag gegangen war, und er sich mit Bengt allein in diesem geheimnisvollen Zimmer befand, das seine Phantasie in schrankenlose Bewegung setzte.
    Asbjörn Krag war durch all die Zimmer und Korridore zurückgegangen, auch durch das Wohnzimmer, in dem er im matten Schein des Mondlichts den Toten unter dem weißen Bettuch liegen sah. Schließlich kam er auf den Hof hinaus und nahm den gleichen Weg, wie in. der vorigen Nacht, als er den alten Herrn ausspionieren wollte und den schaurigen Ruf vernommen hatte.
    Er blieb unter den Fenstern der drei Zimmer stehen und lauschte. Nun waren die zwei Minuten vergangen. Er lauschte intensiv.
    Endlich! Da kam der Ruf! Der Detektiv hörte ihn ganz deutlich, aber wie aus unendlicher Ferne, als trüge ihn eine Luftwelle aus einer anderen Welt herbei.
    Rasch ging er zurück. In Aakerholms Zimmer erwarteten ihn Bengt und der Arzt.
    »Ist diese geheimnisvolle lächerliche Geschichte nun erledigt?« fragte der erstere.
    »Ja, danke, meine Untersuchung der Zimmer hier ist beendet. Aber jetzt gehen wir in den Park hinunter.«
    »In den Park? Was sollen wir da?«
    »Die Stelle untersuchen, an der der Koch die Leiche fand.«
    »Ist das notwendig?«
    »Absolut. Für uns Ärzte ist es durchaus erforderlich, in einem so zweifelhaften Falle wie diesem hier, alles in Erfahrung zu bringen, was sich irgendwie erforschen läßt, um zur Klarheit zu gelangen.«
    Krag verschloß die Türen. Er verließ die drei Zimmer als letzter.
    »Rufen Sie den Koch und ein paar andere Männer herbei«, bestimmte er. »Wir müssen Licht mitnehmen.«
    Asbjörn Krag war fest entschlossen, alles nach seinem Gutbefinden zu leiten. Er nahm von Bengt keine Notiz und überhörte seine Bemerkungen völlig. Ohne weiteres steckte er die Schlüssel des Toten in seine eigene Tasche, obwohl Bengt ja das nächste Anrecht auf sie hatte.
    Der Arzt beobachtete erfreut, wie das Interesse des Detektivs sich mit jeder Minute erhöhte. Der Begriff Müdigkeit schien ihm fremd zu sein. Offenbar verfolgte er eine Spur. Aber wohin diese führte, das ahnte Doktor Rasch nicht.
    Inzwischen waren der Koch, der Stallknecht und noch ein paar Leute gerufen worden. Sie kamen alle mit Fackeln in der Hand.
    Krag verschwand einen Augenblick in seinem Zimmer und kehrte dann mit, seiner Polizeilaterne zurück. Das war ein richtiges kleines Wunder von einer elektrischen Blendlaterne, ihr Licht war weiß und stark wie das hellste Tageslicht.
    Bengts Staunen wuchs, als er Krag im Besitz einer solchen Laterne sah.
    »Revolver und Blendlaterne«, sagte er höhnisch, »nun fehlt nur noch die Polizeimarke, und die Ausrüstung ist vollständig.«
    Vor der Tür stand der Schlitten mit zwei prustenden Pferden. Der Kutscher ging unablässig daneben auf und ab, bemüht, sich zu erwärmen.
    Asbjörn Krag trat zu ihm, gab ihm eine Anweisung und überreichte ihm ein Blatt Papier.
    »Zum Telegraphenamt, so rasch wie möglich. Wecken Sie den Assistenten, er soll diese Eiltelegramme sofort befördern. Und warten Sie auf die Antworten.«
    Gleich darauf glitt der Schlitten der Stadt zu.
    Krag, der Arzt und Bengt gingen nun in Begleitung der Fackelträger nach dem Park. Es war bitter kalt, der Schnee knirschte unter ihren Schritten. Das Licht der schwankenden Fackeln warf gespenstische Streifen zwischen die Baumstämme.
    »Hier war es«, erklang plötzlich die tiefe Baßstimme des Kochs.
    Sie blieben alle stehen, und Andresen beleuchtete mit seiner Fackel einen der nächsten Bäume. Von dem Baum bis zum Wege war etwa eine Entfernung von vier bis fünf Metern.
    Krag bat die anderen, auf dem Wege zu bleiben. Er selbst leuchtete den Boden von dort bis zum Baum ab und entdeckte deutliche Spuren im Schnee, die bewiesen, daß hier kürzlich ein männlicher Körper gelegen haben mußte.
    Krag las in den Merkmalen, wie man in einem Buch liest.
    »Er lag mit dem Gesicht im Schnee«, sagte er.
    »Ganz richtig«, erklärte der Koch. »Die rechte Hand mit dem Revolver hielt er unten an sich gedrückt; er war darauf gefallen. Die linke Hand dagegen hatte er über den Kopf geworfen; ich sehe im Schnee klar die Abdrücke aller fünf Finger.« »Ganz richtig.«
    »Hier ist auch ein Blutfleck. Aber viel Blut kann er nicht vergossen haben, er muß sofort gestorben sein. Wie spät war

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