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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Elvestad
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zu wollen:
    Es war nicht Asbjörn Krag, der durch das Fenster gekommen war.
    Der Arzt dachte an Aakerholms Mörder und den geheimnisvollen Mann im Pavillon, und seine Pulse flogen vor Grauen. Vor ihm stand, ernst und drohend, ein großer, muskulöser Mann mit rotem Bart.

X
Der Rotbart.
    Der rotbärtige Mann stand wohl eine Minute lang ganz still und starrte Doktor Rasch an. Und dieser wich entsetzt zur Tür zurück.
    »Stillgestanden«, befahl der andere in einem merkwürdigen Ton. Es klang, als kämen die Worte aus weiter Ferne.
    Und nun sah der Arzt, daß ein Revolver in seiner Hand blitzte. Zu Tode erschrocken, blieb er unbeweglich stehen. Was wollte dieser Fremde von ihm? Wollte er ihn töten? War er vielleicht auf der Jagd nach Asbjörn Krag?
    Er nahm all seinen Mut zusammen und fragte ihn so streng, wie er es im Augenblick vermochte:
    »Wie können Sie es wagen, sich auf diese Weise in mein Zimmer einzudrängen?«
    Der andere antwortete nicht, er spielte nur gleichgültig mit seinem Revolver. Seine Augen blinzelten merkwürdig.
    »Es ist Polizei im Hause«, fuhr Doktor Rasch fort, »wenn Sie sich nicht sofort entfernen, rufe ich sie herbei.« Der Fremde lachte.
    Plötzlich hob er den Revolver und zielte auf des Arztes Stirn, indem er mit seiner merkwürdigen Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen schien, sagte:
    »Wenden Sie sich augenblicklich mit dem Gesicht nach dem Kamin oder Sie sind des Todes!«
    Doktor Rasch wollte sich besinnen.
    »Augenblicklich!« rief der Fremde wieder.
    Es blieb ihm nichts anderes zu tun übrig, er drehte sich nach dem Kamin um, vor Grauen am ganzen Körper zitternd, denn er fühlte, daß die kleine Revolvermündung beständig auf seinen Nacken gerichtet war.
    So stand er etwa eine Minute. Da vernahm er hinter sich ein Lachen, das er zu erkennen meinte. Rasch wandte er den Kopf. Im Sessel vor dem Kamin saß lachend Asbjörn Krag. Auf dem Tisch lag eine rote Perücke und ein roter Bart.
    Es dauerte eine ganze Weile, ehe der Arzt die Sprache wiedergewonnen hatte. Inzwischen ließ Krag seiner Heiterkeit über des anderen Verwirrung freien Lauf.
    »Du hast mich fast zu Tode erschreckt«, sagte der Arzt schließlich. »Das war aber denn doch ein etwas grober Scherz.«
    »Du wußtest ja, daß ich um Punkt elf Uhr
    kommen würde. Du wußtest auch, daß ich heimlich und maskiert kommen würde. Es war durchaus kein Scherz.«
    »Gott sei gelobt, daß du es warst. Ich glaubte schon, es sei der andere.«
    »Welcher andere?«
    »Nun, der Mörder, der Mann aus dem Pavillon.«
    »Diese Vermutung war gar nicht so dumm von dir. Wenn ich diesen Bart und diese Perücke trage, sehe ich ihm tatsächlich sehr ähnlich.«
    »Hast du ihn denn gesehen?«
    »Nein. Aber Frau Hjelm hat ihn mir beschrieben. Sie kennt ihn.«
    »Oho! Sie ist womöglich mit an dem Morde beteiligt?«
    »Nein, absolut nicht. Sie steht vollkommen außerhalb der Sache. Aber den Mörder kennt sie trotzdem.«
    »Hält er sich noch immer hier in der Gegend auf?«
    »Ja. Und nach allem zu urteilen, befindet er sich ganz in unserer Nähe. Ist während meiner Abwesenheit etwas Verdächtiges vorgefallen?«
    »Nein, gar nichts. Bengt hat sich fast die ganze Zeit über in seinen Zimmern aufgehalten.«
    »Und der junge Polizeibeamte?«
    »Ja, das ist ein drolliger Bursche. Er hat mich immer wieder umkreist und mich in eine Unterhaltung zu ziehen versucht. Es sieht fast aus, als glaube er, ich hätte ihm etwas zu erzählen.« Krag nickte.
    »Nun, du erzähltest ihm aber nichts?«
    »Nein. Dagegen berichtete er mir gelegentlich, Bengt habe an alle in der Nähe gelegenen Bahnstationen telephoniert.«
    »Was antwortetest du?«
    »Nichts von Bedeutung. Ich verstand ja gar nicht, was er damit sagen wollte.«
    Krag nickte wieder und murmelte halb vor sich hin:
    »Ja, er ist ein wachsamer, heller Bursche.«
    Der Detektiv legte plötzlich die Finger an die Lippen, und sie lauschten beide mit angespannter Aufmerksamkeit.
    Auf dem Korridor draußen ließen sich schleichende Schritte vernehmen.
    Der Arzt machte eine Bewegung nach dem Revolver hin, Krag aber schob ihn beiseite.
    »Das ist er!« sagte er.
    Gleich darauf pochte es eine bestimmte Anzahl von Malen an die Tür, und Krag rief:
    »Herein!«
    Es war der junge Polizeibeamte. Er trug Zivil und hatte eine Blendlaterne in der Hand.
    »Sehr schön«, sagte der Detektiv. »Lösch die Lampe, Doktor, damit man von draußen nicht die vielen Schatten sieht.«
    Der Arzt tat es. Und nun war das Zimmer völlig

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