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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Elvestad
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gelungen ist«, rief er verstört. »Ich sah ihn ganz deutlich, er kam aus dem Pavillon, und als ich ihn fassen wollte, schoß er mit einem Revolver auf mich.«
    »Warum wollten Sie ihn denn fassen?« fragte Krag, den Doktor Rasch dem alten Herrn als seinen Freund und Kollegen vorgestellt hatte.
    Aakerholm warf Krag einen kurzen Blick zu und antwortete:
    »Ich sah sofort, daß er es auf mein Leben abgesehen hatte. Ich war schon öfter im Leben Mördern ausgesetzt, mein lieber Herr.«
    Krag nickte.
    »So, so. Aber er traf doch nicht.« »Als er geschossen hatte, lief er in den Pavillon zurück.« »Und Sie?«
    »Ich eilte ins Haus, um Hilfe herbeizuholen. Der erste, auf den ich stieß, war mein Sohn. Er stürzte sofort in den Pavillon hinunter.«
    »So. Aber da war wohl der Vogel bereits aus dem Nest geflogen?« fragte Krag.
    »Nein«, antwortete Aakerholm scharf, »denn im Schnee fand ich keine Spur, die aus dem Pavillon führte.«
    »Aber im Pavillon befindet sich ja kein Mörder, Vater«, wandte Bengt ein. »Ich glaube, du wirst dich geirrt haben.«
    »Ich habe mich nicht geirrt«, sagte der alte Herr.
    Er wandte sich um und ging plötzlich grübelnd zu dem Hause hinauf.
    Der Arzt begleitete ihn. So kam es, daß der Detektiv und Bengt nebeneinander gingen.
    »Was halten Sie von der Sache?« fragte Krag.
    Bengt antwortete ausweichend: »Armer Vater!«
    »Sie glauben, daß alles Einbildung sei?«
    »Ja. Halten Sie das nicht auch für wahrscheinlich?«
    »Nein, absolut nicht. Ich glaube vielmehr, daß hier merkwürdige Dinge vorgehen.«
    Bengt blieb erstaunt stehen.
    »Sie haben ja recht schnell Ihren Standpunkt gefaßt.«
    »Ich bin über die ganze Sache bereits unterrichtet.«
    »Aber ich werde doch wohl meinen Pflegevater besser kennen als Sie, der Sie ihn kaum gesehen haben. Und ich bin fest davon überzeugt, daß alles nur Einbildung ist. Ebenso wie das erste Mal, da er auch behauptete, es habe jemand ihn angreifen wollen.«
    »War der alte Herr heute abend sehr erregt, als er in das Haus zurückgeeilt kam und berichtete, man habe auf ihn geschossen?«
    »Furchtbar erregt.«
    »Aber dann finde ich Ihr Verhalten seltsam. Sie hätten doch wohl Ihren alter Vater vor allem beruhigen müssen, anstatt Hals über Kopf in den Pavillon hinunterzulaufen.«
    Bengt sah ihn überrascht an.
    »Ich weiß selbst, was ich zu tun habe«, sagte er kalt.
    »Das glaube ich schon, Sie kamen natürlich als erster nach dem Pavillon?«
    »Ja. Aber ich fand keine Menschenseele darin.«
    »Und Sie bemerkten auch sofort, daß sich im Schnee keine Fußspur fand?« »Ja.«
    »Sie waren es wohl auch, der die Aufmerksamkeit des alten Herrn auf diese Tatsache lenkte?«
    »Allerdings.«
    Da blieb Krag stehen und legte die Hand bedeutungsvoll auf des anderen Schulter. Indem er die Worte stark betonte, sagte er dennoch vertraulich:
    »Gestehen Sie es doch lieber gleich, junger Herr, es fanden sich Spuren, die aus dem Pavillon führten.«
    Bengt zog sich verblüfft einen Schritt zurück und zischte einen Fluch.
    »Was für Spuren meinen Sie?«
    Ganz ruhig antwortete Krag:
    »Ihre, mein Herr, ja, Ihre Spuren.«
    »Was, zum Teufel? Meine Spuren?«
    Krag antwortete nicht gleich. Er richtete einen langen, prüfenden Blick auf Bengt. Es war ganz offensichtlich, daß dieser eine heftige innere Erregung unterdrückte. Da begann Krag ganz plötzlich herzlich und befreiend zu lachen.
    »Natürlich«, sagte er, »mußten Ihre Fußspuren aus dem Pavillon führen. Sie waren ja zuvor drinnen gewesen. Wie hätten Sie sonst versichern können, daß sich keine Menschenseele im Pavillon befunden habe?«
    Nun lachte auch Bengt, wenn auch noch ein wenig gezwungen. Und die beiden Herren betraten lachend das Haus, als kämen sie von einem lustigen Abenteuer.
    Als sie alle vier einige Minuten später in dem Wohnzimmer des alten Herrn Aakerholm versammelt waren, stellte der Detektiv im Laufe der Unterhaltung fest, was er bereits während der ganzen Zeit im Gefühl gehabt hatte: daß Bengt, der Pflegesohn, einen recht unsympathischen Eindruck machte. Beim Sprechen wandte er in gezwungener, gemachter Art viele unnötige Fremdworte an. Er war von kräftigem Körperbau und trug den Kopf voller Locken.
    Der alte Herr dagegen gefiel Krag außerordentlich, und er hegte sofort ein warmes Mitgefühl für ihn. Er sah vergrämt und verstört aus, war aber barsch und verschlossen.
    »Lieber Vater«, sagte Bengt, »ich glaube, es ist am besten, wenn wir uns jetzt ruhig zu Bett

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