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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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handbeschrifteten hölzernen Türschild prangte eine Reihe angelhakenartiger Schriftzeichen, die aussahen wie eine Mischung aus Arabisch und Steno – vermutlich bedeuteten sie ›Haftids Gasthof ‹.
    Eine nervenaufreibende halbe Stunde später hatte Reith die Gepäck- und Sänftenträger ausbezahlt und seine Touristen samt ihren Koffern um sich geschart. Von der Kutsche war immer noch nichts zu sehen. Doch endlich – Reith überlegte schon, wie er am besten einen Suchtrupp organisieren könne – nahte das sechsfache Hufgeklapper eines Ayas, und die Kutsche traf ein. Mit dem Herannahen der Abendbrotzeit hatte sich das Verkehrsgewühl etwas beruhigt.
    »Wir sind in einem Stau stecken geblieben«, sagte Considine. »Ich dachte, wir wären von der Erde weggeflogen, um so was mal für eine Weile zu entrinnen, aber denkste … He, wo ist denn mein kleines blaues Täschchen?«
    Er begann sofort den Gepäckhaufen zu durchwühlen. Reith kannte das besagte Köfferchen. Maurice Considine bewahrte seinen Schmuck und sonstigen Flitterkram darin auf, mit dem er sich bei Bedarf herauszuputzen pflegte. Reith beteiligte sich sofort an der Suche, konnte aber ebenfalls nichts finden.
    »Verdammter Mist!« brüllte Considine. »Einer von diesen Kanaken hat es geklaut! Ich werde ihn erwürgen – ich - ich …«
    »Komm, beruhig dich, Maurice«, sagte Reith. »Ich habe euch doch extra gesagt, nehmt euer Handgepäck selbst. Wenn du nicht hinhörst …«
    »Ach, leck mich doch! Ein paar von den Sachen waren echt wertvoll! Das gibt Stunk, das verspreche ich dir! Das lasse ich mir nicht gefallen!«
    »Wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben«, erwiderte Reith trocken. »So, jetzt muss ich mich aber um eure Unterkunft kümmern. Wartet hier auf mich, und dass mir keiner wegläuft. Vater Khorsh, würdet Ihr wohl mitkommen?«
    Reith schob sich durch die Schwingtür und trat in den Schankraum von Haftids Gasthof. Eine Seite des Raums war fürs Essen und Trinken mit Bänken und langen Tischen ausgestattet. Ein paar Gäste saßen dort. Auf der anderen Seite gab es eine lange Theke, vor der eine Reihe klobiger Hocker stand. Hinter der Theke saß ein bulliger Krishnaner, der gerade mit einer Rechenmaschine hantierte und Zahlen auf ein Blatt Papier schrieb. Reith trat vor die Theke, stellte sich vor und sagte in gewähltem Gozashtando:
    »Wir haben eine Vorbestellung für sechzehn Personen, dreizehn Ertsuma und drei Krishnaner, auf den Namen der Reiseagentur ›Fliegender Teppich‹.« Er zog ein Schriftstück hervor.
    Der Krishnaner blickte mürrisch von seinen Berechnungen auf. »Alles belegt.«
    »Was?« Reith wandte sich verdutzt zu Vater Khorsh um, der ihm durch Kopfnicken bestätigte, dass er richtig gehört hatte. »Aber … aber ich habe eine rechtsgültige bestätigte Reservierung mit quittierter Vorauszahlung!« Reith langte mit der Hand über die Theke und hielt dem Krishnaner den Vertrag vor die Nase.
    Der Krishnaner – vermutlich Haftid persönlich – schlug die Hände zusammen (das krishnanische Äquivalent zum irdischen Achselzucken) und wiederholte: »Alles belegt. Dashmok-Fest.«
    »Aber ich habe Eure höchstpersönliche, eigenhändige Unterschrift! Dann müsst Ihr eben die anderen Leute wieder rauswerfen!«
    »Das geht nicht. Unmöglich.« Der Krishnaner wandte sich wieder seinen Berechnungen zu.
    »Jetzt hört mir mal gut zu, Meister Haftid!« sagte Reith mit mühsam beherrschter Wut in der Stimme und tippte dem Wirt auf die Schulter.
    »Tu’s nicht, mein Sohn!« sagte Khorsh hastig.
    Haftid schaute erneut auf. In seinen Augen glomm Wut. Er erhob sich ganz langsam und baute sich drohend vor Reith auf. »Verschwinde, Ertsu! Wir sind belegt, und damit basta!« Er zeigte auf die Tür.
    In seiner Wut war Reith nahe daran, sein Schwert zu ziehen, das ihm gegen das Schienbein baumelte. Aber die Aufwallung legte sich schnell wieder, als er sich daran erinnerte, dass er auf einem fremden Planeten, in einer fremden Stadt, unter Tausenden fremder Wesen einer anderen Gattung war, wo er und seine Touristen leicht auf Nimmerwiedersehen verschwinden konnten. Er verfluchte sich, dass er so dumm gewesen war, ein solches Missgeschick nicht mit eingeplant zu haben.
    In seiner Verzweiflung wandte er sich an Vater Khorsh. »Habt Ihr gehört, Vater?« sagte er auf Portugiesisch. »Was macht man in solch einem Fall? Auf der Erde würde mir schon irgendwas einfallen, aber nicht hier.«
    Khorsh spreizte die Finger. »Dazu kann ich nur sehr wenig

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