Die Geisel von Zir
Sie, Mister Reith!« Dann rief er auf Gozashtando: »Meister Pasháu, nehmt Kurs auf die Meerenge von Upore!« Er wandte sich wieder an Reith. »Kommen Sie, gehen wir in meine Kajüte. Ich schätze, wir haben da ein paar wichtige Sachen zu bereden.«
Die Tür der Nova Iorque-Bar ging auf, und herein trat Fergus Reith. Seine Kleidung war die eines krishnanischen Seemanns. An der Hüfte baumelte ein kurzer Säbel mit einem Messinggriff. Das Gesicht war stark gerötet, die Nase pellte sich.
An einem Tisch in der Bar saß Herculeu Castanhoso und spielte eine Sambamelodie auf einer Blockflöte. Ein paar Tische waren beiseite geschoben worden, um eine kleine Tanzfläche zu schaffen. Darauf drehten sich vier Paare im Kreis: Percy Mjipa und seine gewaltige Frau, Kenneth Strachan und eine Krishnanerin, Sigvard Lund, ebenfalls mit einer Krishnanerin, und Ivar Heggstad mit einem der terranischen Mädchen, die in Novorecife arbeiteten. Zu Castanhosos brasilianischer Weise legten sie gerade einen flotten skandinavischen Volkstanz aufs Parkett, mit Fußstampfen, Händeklatschen und Küssen.
Strachan starrte zur Tür und verharrte mitten in der Bewegung. Mit weit aufgerissenen Augen brüllte er: »He, Leute, guckt mal, wer da ist! Es ist entweder der alte Fergus oder sein Geist!«
Alles stürmte auf Reith zu, um ihn zu begrüßen. Strachan posaunte: »Jedes Mal, wenn wir glauben, der arme Fergus ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden, taucht er quicklebendig wieder auf. Wie machst du das bloß?«
»Ich kann auch nichts dafür, dass ich der größte Entfesselungskünstler seit Houdini geworden bin. Irgendwie gerate ich immer in so verrückte Situationen, und dann muss ich sehen, wie ich am besten wieder rauskomme.«
Sie nötigten ihn an den Tisch. Castanhoso sagte: »Sie haben aber einen ganz ordentlichen Sonnenbrand.«
»Das kommt davon, dass ich eine Weile auf Ferrians Dampfer herumgefahren bin. Wir Rothaarigen kriegen leicht einen Sonnenbrand.«
»Wir hörten schon, dass er die Kerukchi wieder ersetzt haben soll«, sagte Castanhoso. »Aber jetzt erzählen sie uns mal von Ihren jüngsten Heldentaten. Wir dachten, Sie hätten sich als verhätschelter Prinzgemahl der Douri in Baianch zur Ruhe gesetzt.«
Reith gab einen kurzen Bericht von seiner Flucht.
»Donnerwetter, Mann!« sagte Strachan. »Als deine Touristen dich ›Furchtloser‹ tauften, haben sie sich wahrhaftig den richtigen Namen ausgesucht.«
»Verrat’s keinem, aber ich hatte die meiste Zeit einen Heidenbammel. Aber wo wir gerade von meinen Touristen sprechen – was ist aus ihnen geworden?«
Mjipa antwortete: »Die sind wieder nach Novo zurückgekommen, aber auch nur mit Ach und Krach.«
»Wie sind sie denn mit dem Sprachproblem fertig geworden? Khorsh konnte ja nur Portugiesisch.«
»Das war gar nicht das Hauptproblem. Wie sich herausstellte, sprach Jussac ein wenig Portugiesisch, und Guzmán-Vidals Spanisch war eng genug mit Khorshs Brasilo-Portugiesisch verwandt, dass die beiden sich ausreichend miteinander verständigen konnten.«
»Was war dann das Problem?«
»Zuerst einmal kriegte Jussac irgendwas am Magen.«
»Kein Wunder, so wie der alles, was ihm in die Quere kam, in sich reinstopfte«, sagte Reith. »Und dann?«
»Das große Chaos. Als Jussac aufgrund seiner Magenbeschwerden als Sprecher zurücktrat, konnten sich Guzmán-Vidal und Considine nicht einig werden, wer von ihnen beiden sein Nachfolger werden sollte. Die beiden zankten sich und intrigierten Tag und Nacht gegeneinander. In Chesht hätte die Schwarze – wie heißt sie doch gleich? Waterton? –, Waterford, Shirley Waterford, sie um ein Haar alle in den Knast gebracht. Die dortige Lokalzeitung schickte einen Reporter für ein Interview mit ihnen, und wie der Teufel es will, suchte der sich ausgerechnet Shirley Waterford aus. Sie hielt ihm einen halbstündigen Vortrag über die Rückständigkeit und Verderbtheit der sozioökonomischen Systeme Krishnas. Alles sehr wahr und richtig natürlich, aber deshalb fühlte der Pandr von Lusht sich nicht weniger auf den Schlips getreten, als die Zeitung rauskam.«
»Was heißt ›sozioökonomisch‹ auf Gozashtandou?« wollte Strachan wissen.
»Keine Ahnung«, sagte Mjipa achselzuckend. »Das Nächste war, dass die Guzmán-Vidals zu spät zur Abfahrt kamen und die Sárbez ohne sie in See stach. Khorsh musste alle seine Überredungskünste aufbringen, um Kapitän Denaikh schließlich zur Umkehr zu bewegen.
In Reshir legte sich dieser
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