Die Geliebte des griechischen Reeders
während des Essens keine Gelegenheit ergab, das kritische Thema unverfänglich zur Sprache zu bringen, wurde Lindy immer rastloser und unaufmerksamer.
âWas ist los mit dir?â, fragte Atreus sie schlieÃlich, als sie vom Tisch aufstanden.
Unbehaglich sah sie ihn an. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie zu feige gewesen war, ihn auf das Foto anzusprechen.
âDu warst die ganze Zeit über so still, mali mou . Das passt nicht zu dirâ, beharrte Atreus, als sie nicht reagierte.
âDiese Woche war ein Foto von dir und einer anderen Frau in der Klatschspalteâ, platzte Lindy heraus, obwohl sie sich vorgenommen hatte, die Sache eher nebenbei zu erwähnen.
Atreus wusste genau, um wen und welches Ereignis es sich handelte. Aber er war es gewohnt, nicht über die Damen zu sprechen, mit denen er zusammenkam. âSo?â, erwiderte er nur.
âDu hast mit ihr einen Wohltätigkeitsball besucht.â Nach dem Essen wechselten sie hinüber in den Salon, auf dem Weg drehte Lindy sich um und sah Atreus gespannt an. âWer war sie?â
âEine Freundin. Eine der vielen Geschäftspartnerinnen, mit denen ich mich blicken lassen mussâ, erwiderte er ausweichend.
Lindys Wangen brannten. âDu findest, ich habe kein Recht, dich danach zu fragen, stimmtâs? Aber ich möchte nicht eine von vielen sein, die mit dir schlafenâ, setzte sie schnell hinzu.
Nur selten meldete sich sein Gewissen, doch dass Lindy offen zugab, eifersüchtig zu sein, berührte ihn. Bisher hatte er es stets für besser gehalten, die Grenzen einer Beziehung nicht zu klar zu definieren und keine Versprechungen zu machen, die er nicht halten wollte. Doch ihre offene, unumwundene Art, ihn zur Rede zu stellen, entwaffnete ihn.
âLindy â¦â
âSag mir einfach nur die Wahrheit. Ich muss es wissen. Ehrlich gesagt, habe ich kein Auge zugetan, seit ich das Foto entdeckt hatteâ, gestand sie.
Atreus nahm ihre Hand. âEigentlich hatte ich dich für vernünftiger gehaltenâ, erwiderte er leicht vorwurfsvoll. âIch bin treu, aber ich habe viele weibliche Bekannte, die mich zu verschiedenen langweiligen wohltätigen und gesellschaftlichen Verpflichtungen begleiten.â
Ihr Herz schlug viel zu schnell. Seit sie das Foto entdeckt hatte, war sie immer unruhiger geworden, doch jetzt atmete sie erleichtert auf. Ich bin treu . Nur das hatte sie hören wollen.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie von ihrer Beziehung bisher nichts erwartet und keinerlei Bedingungen gestellt hatte. Es war einfach passiert, sie hatte sich von einem Moment zum anderen hoffnungslos verliebt und nie an Spielregeln oder Bedingungen gedacht. Jetzt musste sie erschrocken erkennen, dass Atreus ausbrechen würde, sobald eine Frau töricht genug war, ihm Grenzen setzen oder ihn an sich binden zu wollen.
Noch im Morgengrauen lag Lindy ruhelos im Bett, während er fest neben ihr schlief. Obwohl sie körperlich erschöpft, erfüllt und voller Liebe war, lieà sie wie unter einem Zwang das Gespräch mit Atreus nach dem Essen wieder und wieder vor sich ablaufen.
Zwar hatte seine Antwort sie beruhigt, aber sie war überzeugt, in seinen Augen verloren zu haben, nachdem sie ihm enthüllt hatte, wie verzweifelt sie ihn liebte. Musste er sie jetzt nicht für schwach und unsicher halten, während sie wollte, dass er sie als starke, selbstbewusste Frau sah?
Genau das würde sie jetzt sein, nahm Lindy sich vor. Stark und selbstsicher.
Ein Fehler wie an diesem Abend würde ihr nie mehr unterlaufen!
Ein Jahr, nachdem Lindy sich zu diesem Entschluss durchgerungen hatte, besuchte Ben Halliwell sie wieder einmal unangemeldet im Torhaus, wie so häufig in letzter Zeit. Nachdem Lindy im Keller ihre duftenden Potpourris zu Ende verpackt hatte, lud sie ihn zum Kaffee ein. Er nahm sich zwei selbst gebackene Käseteekuchen, ehe er zur Sache kam.
âWenn du wissen willst, woran du bei Atreus Dionides wirklich bist, sieh dir das hier an.â Ben legte eine Seite vor Lindy auf den Tisch, die er offenbar aus einem Hochglanzmagazin gerissen hatte.
Unwillkürlich blickte sie darauf und sah ein Foto, das sie mitten ins Herz traf. Der kalte Schweià brach ihr aus, ihr wurde elend. Wieder ein Foto von Atreus mit einer anderen Frau im Arm. Die blonde Schönheit trug kostbaren Schmuck und ein exklusives Abendkleid.
Mit unsicherer Hand schob Lindy Ben das
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