Die Geliebte des griechischen Reeders
reden.â
âVergiss nicht, was ich dir gesagt habeâ, drängte Ben. âOder frage Dionides selbst, wie es mit eurer Beziehung weitergehen soll. Ich garantiere dir, dass seine Antwort dir nicht gefallen wird.â
Um das Thema zu wechseln, erkundigte Lindy sich nach seinen beruflichen Fortschritten, über die Ben sich nicht genug auslassen konnte. Ihre Anspannung legte sich, doch in ihrem Magen blieb ein hohles, bedrückendes Gefühl.
âIn zwei Wochen muss ich bei der Hochzeit meines Chefs antanzenâ, berichtete Ben ihr locker, ehe er ging. âDa dachte ich sofort an dich. Sie findet im Hotel Headby Hall statt, das nur wenige Kilometer von hier entfernt liegt. Ich weiÃ, die Einladung kommt etwas kurzfristig, aber ich würde mich freuen, wenn du mich begleitest.â
Ãberrascht blickte Lindy ihn an. âIch weià nicht recht. Eigentlich â¦â
âBitte.â Ben seufzte. âEs würde einen traurigen Eindruck machen, wenn ich ohne Begleitung an der Hochzeit teilnehme.â
Nun musste Lindy lachen. Einen einsamen, traurigen Ben konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen â obwohl ihr aufgefallen war, dass er in jüngster Zeit beständiger geworden war. Er wechselte nicht mehr alle paar Wochen die Freundin, und da er nicht mehr so viel unterwegs war, hatte er sie in den letzten Monaten sehr viel öfter besucht. âNa gut. Sag mir, wann die Hochzeit stattfindet, dann merke ich mir den Termin in meinem Kalender vor.â
âWirst du deswegen Ãrger mit Atreus Dionides bekommen?â, fragte Ben spöttisch.
âBestimmt nicht.â Stolz warf sie den Kopf zurück. âAtreus macht mir keinerlei Vorschriften.â
Gut gesagt, dachte Lindy unbehaglich, nachdem Ben gegangen war. Genau betrachtet, unternahm sie an den Wochenenden grundsätzlich nichts, um nur für Atreus da zu sein. Ben war nicht gut auf ihn zu sprechen, schon seit der ersten Begegnung schienen die beiden Männer sich nicht grün zu sein.
Vor Bens Besuch hatte sie dem Wiedersehen mit Atreus freudig entgegengesehen. Heute war Freitag, und in wenigen Stunden würde er wieder bei ihr sein. Doch Bens Bemerkungen hatten sie getroffen. Mit seinen Fragen und Anspielungen auf ihre Beziehung hatte er ihr die Stimmung verdorben.
Seit sie Atreus kannte, lebte Lindy nur von einem Wochenende zum anderen, nichts anderes war ihr wirklich wichtig. Die dazwischen liegenden Tage waren einfach nur Zeit, die sie überbrücken musste, bis sie Atreus wiedersah.
Ehe Ben ihr grausam das verflixte Foto vorgelegt hatte, war es ihr wunderbar gelungen, die Tatsache zu verdrängen, dass Atreus in einer anderen, ihr völlig fremden Welt lebte, wenn er fort war. Hatte sie deshalb aufgehört, sich Zeitungen und Zeitschriften zu kaufen, nachdem sie Atreus mehrmals in den Klatschspalten mit einer anderen gesehen hatte?
Eine kritische Frage, die Lindy sich lieber nicht beantworten wollte. SchlieÃlich hatte Atreus ihr oft genug klarzumachen versucht, dass diese Auftritte rein gesellschaftlicher Natur seien und nichts zu bedeuten hätten. Je besser sie ihn kannte, umso mehr vertraute sie ihm. Immerhin dauerte ihre leidenschaftliche Affäre â von der sie geglaubt hatte, sie werde sich bald abkühlen â nicht nur an, sie hatte sich sogar vertieft.
Seit eineinhalb Jahren war sie mit Atreus nun schon unsagbar glücklich. Er rief sie fast jeden Tag an, und sie schien ihm wirklich viel zu bedeuten. Nein, daran zweifelte sie nicht.
Er mochte ihr seine Gefühle nicht so zeigen, weil er ein Mann war, der nicht ständig mit Komplimenten und groÃen Worten um sich warf. Doch er bewies ihr seine Zuneigung und Fürsorge auf andere Weise. War er nicht prompt aus Griechenland herübergeflogen, als er erfuhr, dass sie nach einem Sturz vom Fahrrad im Krankenhaus lag, weil ein Autofahrer sie angefahren hatte? Als sie mitten in der Nacht zu sich gekommen war, hatte er an ihrem Bett gesessen. Und nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte sie vor ihrem Haus ein nagelneues Auto vorgefunden.
Wegen des Wagens hatten sie sich zum ersten Mal gestritten. Lindy hatte sich geweigert, das Geschenk anzunehmen, und Atreus hatte ebenso unnachgiebig dagegengehalten, Fahrradfahren sei zu gefährlich. SchlieÃlich war das Wortgefecht so weit ausgeartet, dass Lindy nachgegeben hatte, um Atreus nicht zu verlieren. Der zweite ewige Streitpunkt
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