Die Geliebte des griechischen Reeders
zwischen ihnen war die Miete. Atreus weigerte sich entschieden, von ihr Geld für ihre Wohnung im Torhaus anzunehmen.
âWie kannst du erwarten, dass ich dafür Geld von dir nehme?â, hatte er ihr ernst vorgehalten. âDu musst schwer arbeiten, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Glaubst du, ich wüsste das nicht? Warum solltest du mir Miete zahlen, obwohl ich mehr Geld habe, als ich je ausgeben kann?â
Dieser Streit schwelte weiter zwischen ihnen, denn Lindy überwies ihm nach wie vor pünktlich jeden Monat die Miete, die Atreus postwendend auf ihr Konto zurückschickte. Beim Gedanken, was sein Gutsverwalter von diesem Unsinn halten musste, wand Lindy sich innerlich.
Zu viele Leute wussten inzwischen von ihrer Beziehung zum Herrn von Chantry House . Wie naiv sie gewesen war zu glauben, die Affäre verheimlichen zu können! Eines Nachmittags war Lindy im Herrenhaus dem Pfarrer ihrer Kirche begegnet. AuÃerdem beschäftigte Atreus unzählige Angestellte. Alle wussten Bescheid â und schwiegen taktvoll. Nur Ben hatte es gewagt, sie direkt darauf anzusprechen. Mit welchem Recht eigentlich? Ausgerechnet Ben, der bisher vor jeder ernsthaften Beziehung zu einer Frau zurückgeschreckt war!
Am späten Nachmittag kam Lindy mit ihrer Wochenendtasche und den Hunden die Treppe des Torhauses herunter, diesmal im engen grauen Rock, dazu trug sie einen roten Pullover und schwarze Lacklederpumps.
Seit sie Atreus kannte, legte sie zunehmend mehr Wert auf ihr Aussehen und ihre Garderobe. Inzwischen besaà sie sehr viel gröÃeres Selbstvertrauen und wagte sich an Mode, die ihrer Figur schmeichelte. Die alten formlosen Röcke und Schlabberpullover waren bei einer Kirchenversteigerung gelandet. Das lange Haar hatte Lindy modisch schneiden lassen und trug es jetzt so, dass es ihr Gesicht weich schwingend umrahmte. Auch auf ein dezentes Make-up verzichtete sie nur noch selten.
Dennoch schien Atreus ihre Verwandlung gar nicht aufzufallen, musste Lindy sich enttäuscht eingestehen. Ihr neues Aussehen brachte ihn auch nicht dazu, mit ihr auszugehen und sich öffentlich mit ihr zu zeigen.
Aber wieso störte sie das? SchlieÃlich hatte sie ihm damals klargemacht, mit ihm nicht in der Ãffentlichkeit gesehen werden zu wollen. Jetzt jedoch wünschte sie sich sehnlich, Atreus würde mit ihr ausgehen. Natürlich dachte sie nicht daran, ihn zu fragen, wie er sich ihre Zukunft vorstellte. Das wäre dumm. Und so, wie es jetzt zwischen ihnen stand, war sie doch eigentlich sehr glücklich und zufrieden â¦
Zwanzig Minuten später hielt die Limousine, die Atreus ihr stets schickte, ehe er aus London anreiste, vor Lindys Haus, und sie stieg mit ihren Hunden ein. Das Luxusgefährt brachte sie zu dem mächtigen Herrensitz. Der Chauffeur hielt ihr die Tür auf, wich den herausspringenden Hunden geschickt aus und kümmerte sich um ihre Reisetasche.
Phoebe Carstairs arbeitete nur wochentags. An den Wochenenden erschienen auf dem Anwesen vor Atreusâ Ankunft regelmäÃig ein französischer Chefkoch und verschiedene Angestellte, die alles im Haushalt vorbereiteten. Beschwingt und erwartungsvoll lieà Lindy sich von Dimitri den Weg zur Bibliothek zeigen, die Atreus als Büro benutzte.
4. KAPITEL
Im eleganten anthrazitfarbenen Anzug stand Atreus an der mit neuen, bodentiefen Bogenfenstern ausgestatteten Fensterfront seines Hauses und telefonierte. Einen Moment lang blieb Lindy stehen, um sich an seinem Anblick zu weiden und das Gefühl zu genieÃen, wieder mit ihm zusammen zu sein. Als er sich zu ihr umdrehte, erhellte ein Lächeln seine eben noch finsteren Züge.
Samson und Sausage wollten sich an ihr vorbeidrücken, um Atreus stürmisch zu begrüÃen. Doch Lindy war klar, dass ein solcher Gefühlstornado ihm beim Telefonieren kaum gefallen würde. Deshalb schnellte sie rechtzeitig vor und verstellte ihren Lieblingen den Weg. Die ungestümen Tiere warfen sie fast um, doch Atreus legte schützend den Arm um sie und hielt sie fest.
Der warme Glanz in ihren Augen bezauberte ihn, er fand es wunderbar, dass sie nichts vor ihm verbarg und nie versuchte, ihm etwas vorzumachen. Lindy war im gleichen MaÃe direkt und echt wie die anderen Frauen, die er kannte, künstlich wirkten.
Der Duft ihres Haares und ihrer Haut erregten ihn. Verlangend küsste er sie auf die empfindsame Stelle hinter dem Ohr, und Lindy erschauerte. Noch
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