Die Geliebte des griechischen Reeders
schätzen gelernt.
An einem griechischen Festtag hatte Lindy dort abends unter einer Platane gesessen und zugesehen, wie Atreus ausgelassen mit den anderen Männern tanzte. Nur hier, hatte er ihr irgendwann erzählt, habe er sich in seiner Jugend wirklich frei und glücklich gefühlt. Beinahe seine gesamten Ferien hatte er als Junge auf der Insel verbracht. Hier hatte er segeln gelernt und kannte jeden Bewohner beim Namen. Auch jetzt blieb Atreus in den engen Gassen immer wieder stehen, um Menschen zu begrüÃen und sich nach ihrer Familie zu erkundigen.
Gelegentlich segelten sie auch zur Insel Rhodos, die mehr Luxus und Trubel zu bieten hatte als das verträumte Thrazos. Bei einem Juwelier auf Rhodos hatte Atreus für Lindy modernen Designerschmuck entdeckt und ihr spontan gekauft. Während eines ausgedehnten Einkaufsbummels durch die Boutiquen fanden sie luftige Sommerkleider, Shorts und leichte Blusen, mit denen Lindy sich für die Hitze in Griechenland ausstattete.
Theo nahmen sie fast immer mit. In der ersten Woche war er in der Inselkirche in einer schlichten, ergreifenden Zeremonie getauft worden. Er war ein unkompliziertes Baby, das überall schlief und wenig weinte. Jedes Mal, wenn Lindy in seine groÃen blauen Augen sah, durchströmte sie eine Welle des Glücks.
Jetzt blickte Lindy ihren kleinen Sohn seufzend an. âIch habe alles verdorbenâ, wiederholte sie unglücklich. âWie gern würde ich mich für mein Verhalten in der Hochzeitsnacht entschuldigen, aber dein Vater scheint das nicht verstehen zu wollen.â Oft genug hatte sie ihm Zeichen gegeben und Andeutungen gemacht, doch er reagierte einfach nicht.
Mehrfach hatte sie den ersten Schritt getan, seine Hand ergriffen, sich sexy gekleidet, ihn angelächelt, verlangend angesehen, zu flirten versucht. Umsonst. In ihrer Verzweiflung hatte sie sich auf dem Jachtdeck sogar oben ohne ausgestreckt, doch Atreus hatte sie nur gewarnt, sie könne sich einen Sonnenbrand holen.
Entweder fand er sie nicht mehr attraktiv, oder sie musste sich tapfer zu einer Entschuldigung durchringen, um das Eis zu brechen.
Nachdem Atreus sich an diesem Abend wieder in sein Büro zurückgezogen und Lindy den Kleinen schlafen gelegt hatte, entschloss sie sich, den Stier bei den Hörnern zu packen.
Fragend blickte Atreus auf, als sie an der offenen Tür erschien. âWas ist?â
Lindy schoss das Blut ins Gesicht, mit zitternden Händen strich sie sich das Sommerkleid zurecht. âIch bitte dich um Entschuldigung. Es tut mir ehrlich leid, dass ich in der Hochzeitsnacht so schrecklich zu dir war.â
Er hob den Kopf, lehnte sich im Sessel zurück und betrachtete sie interessiert. âTatsächlich? Und warum hast du damit so lange gewartet?â
Nach allem, was diese Entschuldigung sie gekostet hatte, wäre Lindy jetzt fast explodiert. Atreus war und blieb ihr ein Rätsel. Nie tat er, was sie erwartete. Hier stand sie vor ihm und wollte sich mit ihm versöhnen, doch er spielte einfach nicht mit! âDu hast ja auch nicht versucht, auf mich zuzugehenâ, hielt sie ihm hilflos vor.
âWarum sollte ich? Du musstest zu mir kommen â wovor du höllische Angst zu haben scheinstâ, bemerkte Atreus trocken. âGenauso hast du reagiert, als du merktest, dass du schwanger bist.â
Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. âFang bitte nicht wieder damit an. Das ist lange vorbei.â
âNein, ganz und gar nicht. Du verheimlichst mir immer noch einiges. Und ich hielt dich einmal für so offen und ehrlich.â
âIch habe mich in der Hochzeitsnacht sehr dumm benommen.â Lindy verschränkte die Finger ineinander und suchte nach den richtigen Worten. âSelbst jetzt weià ich nicht, wie ich dir mein Verhalten erklären soll.â
âDann wirst du dir etwas einfallen lassen müssen. Solange du mir nämlich keine zufriedenstellende Erklärung lieferst, werde ich dich nicht mehr anrührenâ, stellte Atreus klar.
Diese Kriegserklärung war deutlich.
Stumm kämpfte Lindy mit sich. âDu bist schrecklich eigensinnig.â
Atreus erhob sich und kam auf sie zu. âKeineswegs. Ich war sogar sehr groÃzügig. So mancher Mann hätte dich noch in der Hochzeitsnacht verlassen. Ich bin geblieben und habe dir Zeit gelassen, zur Vernunft zu kommen â was du bisher nicht geschafft hast.â
Lindy beherrschte sich nur noch
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