Die Geliebte des griechischen Reeders
unterstellen.“
„Es gab genug Gründe dafür. Schließlich hattest du mir unmissverständlich klargemacht, dass du mit mir kein Kind wolltest. Eine Familie gründen wolltest du nur mit einer Frau aus deinen Kreisen“, erinnerte Linda ihn. „Da musste ich natürlich annehmen, du würdest auf Abtreibung drängen oder es zur Adoption freigeben.“
„Niemals!“, widersprach Atreus schneidend. „So etwas hätte ich dir nie vorgeschlagen!“
„Für mich kam weder das eine noch das andere infrage. Gleichzeitig aber wollte ich mich nicht erniedrigen und dir gestehen, dass ich ein Baby erwarte“, gab Lindy zu.
Finster sah er sie an. „Inwiefern hättest du dich damit erniedrigt?“
Sie musste daran denken, wie schrecklich sie sich nach der endgültigen Trennung gefühlt hatte. „Du hattest mir damals maßlos wehgetan“, gestand sie. „Und die Räumungsaufforderung war das Allerletzte. Ich wollte einfach nichts mehr mit dir zu tun haben.“
Atreus stieß eine Verwünschung aus. „Aber du wusstest doch, dass ich mit diesem Brief nichts zu tun hatte.“
„Jedenfalls wolltest du, dass ich aus dem Torhaus ausziehe. Aus den Augen, aus dem Sinn“, fuhr Lindy gefasst fort. „Und ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, von dir abhängig zu sein.“
Atreus stöhnte auf. Natürlich war er nicht vollkommen und alles andere als ein Heiliger. Aber wenn er gewusst hätte, dass Lindy ihn brauchte, hätte er sie nicht verlassen. Hätte sie sich das nicht denken können?
Auf einmal wurde es ihm in dem kleinen Raum zu eng. Er sehnte sich nach Sonne und Wärme, nach dem zeitlosen Rauschen der Wellen der Ägäis am Strand seiner Privatinsel Thrazos, wo er sich frei fühlte.
„Du warst mir gegenüber nicht fair und hast mir keine Chance gegeben“, behauptete er kühn.
„Das ist jetzt unwichtig. Das Leben musste weitergehen … für uns beide.“ Lindy schaffte es, zuversichtlich zu lächeln. „Hör mal, die Mitteilung, dass du Vater wirst, muss ein Schock für dich sein. Geh jetzt und denke in Ruhe über alles nach. Später unterhalten wir uns weiter.“
„Eins weiß ich jetzt schon. Wenn das Baby von mir ist, kann ich unmöglich eine andere Frau heiraten.“ Atreus wirkte ungewohnt bleich, doch er schien zu einem Entschluss zu kommen. „Für was für einen Mann hältst du mich? Ich kann dir und meinem Kind nicht den Rücken kehren. Wie die Dinge liegen, braucht Ihr mich am meisten, und ich werde zu euch stehen.“
Also plante er tatsächlich, Krista Perris zu heiraten. Abwehrend verschränkte Lindy die Arme vor der Brust. „Ich erhebe keinen Anspruch auf dich oder deine Unterstützung, Atreus. Nichts liegt mir ferner, als dein Leben oder das deiner Freundin durcheinanderzubringen.“
Entschlossen sah er sie an. „Es liegt nicht mehr in deiner Hand, etwas zu entscheiden. Was passiert ist, lässt sich nicht ändern. Schon um des Kindes willen müssen wir tun, was getan werden muss.“
„Mein jetziges Leben gefällt mir, Atreus“, widersprach Lindy. „Ich habe ein gut laufendes Geschäft, ein annehmbares Einkommen und ein Dach über dem Kopf. Mehr brauche ich nicht. Auf deine Unterstützung, deine Loyalität, kann ich verzichten – dafür ist es zu spät.“
„Nicht für das Baby.“
„Du willst das Kind doch gar nicht“, hielt Lindy ihm aufgebracht vor. „Meine Güte, du hast doch gerade zugegeben, dass du kurz vor der Hochzeit mit einer anderen stehst.“
Er warf ihr einen grimmigen Blick zu. „Das ist vorbei. Ich will, dass mein Kind alles bekommt, was ich nicht hatte: ein normales Zuhause, liebende Eltern, Sicherheit und Selbstbewusstsein. Das ist das Mindeste, was ich meinem eigenen Fleisch und Blut schulde. Wenn ich eine andere heirate, würde mein Kind alles das entbehren müssen.“
Nun wusste Lindy, dass Atreus ihr endlich glaubte.
„Du erkennst also an, dass ich dir die Wahrheit sage? Dass ich dein Kind unter dem Herzen trage?“
Er lächelte auf jene Art, die sie schwach machte. „Wann hast du mich je belogen?“
Also vertraute er ihr. Lindy war den Tränen nahe. Sie hatte ihn überzeugt, der Vater ihres Kindes zu sein. Stumm wandte sie sich ab und blickte auf ihre Hände. Sie hatte nicht gewusst, dass Atreus ein geborgenes Zuhause mit liebenden Eltern gefehlt hatte. Über seine Kindheit hatte er nie gesprochen, sie wusste nur, dass sein Vater und seine Mutter vor Jahren gestorben waren.
„Du willst also wirklich am Leben deines Kindes teilnehmen?“, fragte sie
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