DIE GELIEBTE DES MILLIARDAERS
Mann sei. Damit waren Ricardos Illusionen zwar zerstört worden, aber immerhin war sein Herz heil geblieben, und das Erlebnis hatte ihn etwas Wertvolles gelehrt: Der einzige Unterschied zwischen den verwöhnten Frauen der Oberschicht und den Prostituierten in Neapel war, dass die Prostituierten keine andere Wahl hatten – sie mussten sich verkaufen, wenn sie nicht verhungern wollten.
Er musste die Frau erst noch finden, deren Verlangen nach ihm nicht Hand in Hand mit ihrem Verlangen nach seinem Geld ging. Bis dahin wäre es sicher billiger und bequemer, wenn er für seine Bedürfnisse Professionelle bezahlen würde. Aber er war wählerisch, und deshalb befriedigte er lieber die finanziellen Ansprüche der Schickeriafrauen. Obwohl diese Frauen seine Überzeugung bestätigten, dass keine Frau aus einer vornehmen Familie darüber erhaben war, ihre „Vorzüge“ einzusetzen, um sich finanziell abzusichern.
Mit Carly würde er ins Bett gehen, und damit basta. Warum sollte er es nicht ausnutzen, dass sie so war wie die anderen? Er hatte schon lange keinen Sex mehr gehabt, und sie war eine schöne Frau. Aber ihr gesellschaftlicher Rang zog bei ihm nicht.
„Hier ist die Liste mit unseren nächsten Events“, sagte Carly ein bisschen atemlos, nachdem sie die Aufstellung ausgedruckt hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich Ricardos erotischer Ausstrahlung so stark bewusst sein würde. An diesen Typ Mann war sie nicht gewöhnt, daher war sie aufgekratzt und nervös, als hätte ihr ganzer Körper einen Gang höher geschaltet.
Als Ricardo sein Jackett ablegte, seufzte Carly unwillkürlich leise vor Bewunderung. Das perfekt sitzende weiße Seidenhemd betonte seine breiten Schultern und die kräftige Brust. Gegen ihren Willen spürte Carly, wie sich eine sinnliche Hitze in ihr ausbreitete. Wie war es möglich, dass sie so auf einen Mann reagierte, den sie gerade erst kennen gelernt hatte?
Er las die Liste, die sie ihm gegeben hatte, und bemerkte offensichtlich nicht, was in ihr vorging. Natürlich war sie froh darüber. Oder? Sie war keine Frau, die sich ärgerte, wenn ein Mann kein Interesse an ihr zeigte.
Weil sie den richtigen Mann bis jetzt noch nicht getroffen hatte?
„Ich könnte die besten Events für Sie raussuchen, wenn Sie mir sagen, wie Ihre Veranstaltungen ablaufen sollen“, schlug sie schnell vor.
„Ich weiß noch nicht, was ich will“, erwiderte er langsam.
Verblüfft sah sie ihn an. Natürlich hatte sie angenommen, dass er wie ihre anderen Kunden schon bestimmte Vorstellungen hatte.
Innerlich feixte Ricardo. Falls alles klappte, würde der erste Event, den Prêt a Party für ihn organisierte, die Party sein, mit der er den Kauf der Agentur feiern würde. „Ich habe gehört, dass Sie für Verwaltung und Buchführung verantwortlich sind?“
„Ja…“
„Sie müssen Ihre Arbeit gut im Griff haben, wenn Sie daneben auch noch Zeit haben, Kunden zu ihren Events zu begleiten.“
„Das mache ich normalerweise nicht. Ich springe nur manchmal für die anderen ein.“
Das klingt ja gerade so, als müsste sie dazu gezwungen werden, dachte Ricardo. Tja, er wusste es besser.
„Carly, Ihre Mutter hat angerufen. Sie möchte, dass Sie zurückrufen … Oh, tut mir Leid.“ Die Neue war einfach ins Büro geplatzt und wurde rot, als sie sah, dass Carly nicht allein war.
„Ist in Ordnung, Izzie, ich rufe sie später an. Danke.“ Sie wusste schon, was ihre Adoptivmutter wollte. Auch wenn Carly ihr Bestes tat, die Frau würde es einfach nie lernen, mit Geld umzugehen. Früher war ihr Adoptivvater einmal ein reicher Mann gewesen. Ein luxuriöser Lebensstil und unbedachte Investitionen hatten das ganze Vermögen jedoch innerhalb weniger Jahre aufgefressen. Nach einem Schlaganfall konnte ihr Adoptivvater keiner Arbeit mehr nachgehen, und seitdem unterstützte Carly ihre Eltern. Leicht war es nicht. Denn ihre Adoptivmutter kaufte und bestellte ständig neue Sachen, und dann weinte sie, wenn sie die Rechnungen nicht bezahlen konnte. Oft fühlte sich Carly wegen der Verzweiflung ihrer Eltern schuldig, besonders da…
Ich habe so ein Glück, Freundinnen wie Lucy und Jules zu haben, dachte Carly gerührt. Trotz aller Sorgen kam sie mit ihren Adoptiveltern inzwischen einigermaßen gut aus, aber das war nicht immer der Fall gewesen. Was hätte sie ohne Lucy und Jules nur gemacht? Sich das Leben genommen? Sie hätte mit Sicherheit daran gedacht.
Wo ist sie wohl mit ihren Gedanken, fragte sich Ricardo
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