DIE GELIEBTE DES MILLIARDAERS
einen Koffer hochzuheben“, sagte Ricardo trocken.
„Er ist schwer.“
Doch Ricardo ignorierte den Einwand und beförderte ihn in den Kofferraum, als wäre er federleicht.
In seiner hellbraunen Hose und einem schwarzen T-Shirt war Ricardo unglaublich attraktiv. Möglichst unauffällig beobachtete Carly, wie sich seine Armmuskeln anspannten, aber sie wollte sich die Reaktion lieber nicht eingestehen, die sein Anblick in ihr auslöste. Also hatte er eine so athletische Figur, dass er den Macho spielen konnte. Na und, dachte sie, während er sich über den offenen Kofferraum beugte. Trotzdem sah sie seinen breiten Rücken im Geiste plötzlich nackt vor sich, über ihren nackten Körper gebeugt … Das Bild war so erotisch, dass sie weiche Knie bekam.
Einige Minuten später saß Carly sittsam neben Ricardo auf dem Rücksitz und war sich sehr bewusst, dass ihre Gedanken alles andere als sittsam waren. Grund für ihre einwandfreie Haltung war lediglich der „Sitz gerade!“-Reflex nach den vielen Benimmstunden auf dem Internat.
Sie ist perfekt, dachte Ricardo im selben Moment neben ihr. Mit dieser kühlen abweisenden Pose forderte Carly es geradezu heraus, sie zu erobern. Bei den meisten Männern würde es zweifellos funktionieren. Nur war er nicht wie die meisten Männer. Ohne sie weiter zu beachten, öffnete Ricardo seinen Aktenkoffer und nahm einige Papiere heraus.
Sobald sie den Innenstadtverkehr hinter sich gelassen hatten, fuhr der Chauffeur schneller. Carly war froh, dass Ricardo in seine Arbeit vertieft war. Anstatt höflich Konversation zu betreiben, konnte sie so an ihre eigenen Aufgaben denken. Da die Party auf der Yacht des Kunden stattfand, brauchten keine Zelte aufgebaut zu werden. Koch und Küchenpersonal des Kunden wurden vom Koch eines exklusiven Caterers unterstützt, den Carly beauftragt hatte. Die Menüs waren abgesprochen, ebenso die Blumenarrangements. Der Florist war extra aus London eingeflogen worden, am nächsten Morgen würde sie sich mit ihm treffen. Außerdem war sie dafür verantwortlich, dass der Friseur, die Visagistin und eine Ankleidefrau aus dem bevorzugten Haute-Couture-Haus der Gastgeberin rechtzeitig eintrafen. In ihrem Aktenkoffer hatte Carly einen zentimeterdicken Stapel Listen, und die meisten hatte sie tatsächlich auswendig gelernt.
Sie lehnte sich zurück gegen das Lederpolster. Wie lächerlich, dass sie sich Ricardos Nähe so stark bewusst war! Und noch lächerlicher war, wie heftig sie körperlich auf seine erotische Anziehungskraft reagierte. Unwillkürlich betrachtete sie seine schönen Hände, und sofort bildete sie sich ein, sie auf ihrer Haut zu spüren, als würde Ricardo sie streicheln.
Augenblicklich durchströmte eine wohlige Hitze ihren Körper. Ärgerlich schlug Carly die Beine übereinander und stellte sie gleich darauf wieder nebeneinander. Das war ja völlig verrückt. Als hätte Ricardo Salvatore ein sehr sinnliches Alter Ego in ihr geweckt. Und dieses Alter Ego versuchte nun anscheinend, die Kontrolle über sie zu übernehmen! Nein. Das war wirklich verrückt.
Erleichtert registrierte Carly aus dem Augenwinkel, dass sie den Flughafen erreicht hatten. Der Chauffeur hielt vor einem Tor mit der Aufschrift „Kein Zutritt“, und ein Zollbeamter kam zum Auto.
„Ihren Reisepass, bitte“, sagte Ricardo.
Dummerweise war sie nicht auf diese Formalität vorbereitet und brauchte mehrere Sekunden, um den Pass herauszuholen. Während sie ihn Ricardo gab, rutschte ihr die offene Handtasche weg. Münzen, ihr Lippenstift, ihr Portemonnaie und andere persönliche Gegenstände fielen auf den makellosen Ledersitz und den Boden der Limousine.
Knallrot im Gesicht löste Carly den Sicherheitsgurt und sammelte alles so schnell wie möglich wieder ein. Inzwischen fuhr der Wagen weiter, und durch die Bewegung rollte der Lippenstift über den Sitz und blieb direkt neben Ricardos Oberschenkel liegen.
Sie konnte das Ding nicht da wegholen, ohne Ricardo zu berühren.
„Könnte ich bitte meinen Lippenstift wiederhaben? Er ist … Sie sitzen darauf.“
„Was?“ Ricardo warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
„Mein Lippenstift. Er ist aus meiner Handtasche gefallen, und jetzt liegt er …“ Carly sah viel sagend auf die Stelle.
Ganz eindeutig klang Ricardos Seufzen genervt. Unwirsch griff er nach dem Stift und gab ihn ihr.
In dem Moment, in dem Carly den Lippenstift entgegennahm, fuhr Charles in ein Schlagloch, dem er wegen eines entgegenkommenden Fahrzeugs
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