Die gepluenderte Republik
dafür interessieren, »wie das begann«. Schon allein deshalb, damit so etwas so schnell nicht noch einmal vorkommt.
2007
Februar:
Die HSBC, Europas größte Bank, gibt wegen überraschend hoher Risikovorsorge im Hypothekengeschäft die erste Gewinnwarnung ihrer Geschichte heraus. Sieben Monate später schließt die Bank ihre US-Hypothekentochter. Der Finanzkonzern muss 880 Millionen Dollar abschreiben.
April:
Der US-Hypothekenfinanzierer New Century Financial beantragt Insolvenz – der bis dato größte Kollaps in der Branche im Zuge der US-Immobilienkrise, weitere werden folgen.
Juni:
Zwei Hedge-Fonds der Investmentbank Bear Sterns brechen zusammen, weil sie in großem Stil mit Immobilien besicherten Papieren handeln. Unter amerikanischen Hausbesitzern wächst der Unmut.
Juli:
In Deutschland geraten die Mittelstandsbank, die SachsenLB, die WestLB und die BayernLB wegen Fehlspekulationen am US-Immobilienmarkt in die Krise.
August:
Die SachsenLB wird an die Landesbank Baden-Württemberg verkauft. Die Sparkassen stellen 17 Milliarden Euro an Krediten zur Verfügung.
Rund 50 US-Finanzierer sind inzwischen bankrott oder habensich selbst verkauft. Mit American Home trifft es erstmals einen Finanzierer, dessen Kreditnehmer bessere Bonität aufweisen.
Oktober:
Ein großes Finanzhaus nach dem anderen meldet hohe Verluste und Milliardenabschreibungen.
2008
Januar:
Der DAX erlebt mit 7,2 Prozent den größten Kurseinbruch seit 2001.
Die WestLB erhält von ihren Eigentümern eine milliardenschwere Finanzspritze.
März:
Das Investmenthaus Bear Stearns wird auf Druck der US-Notenbank kurz vor dem Zusammenbruch an die Großbank J.P. Morgan Chase verkauft. Die US-Regierung springt mit Garantien ein.
Sommer:
Die Krise nimmt dramatische Ausmaße an: Banken brechen zusammen, selbst große Institute wie Lehman sind nicht mehr sicher. Die Börsen befinden sich im freien Fall, der Dow Jones verbucht den größten Tagesverlust seit dem 11. September 2001. Auch die deutschen Banken sind betroffen – die Privatbanken machen aber dennoch zunächst weiter Gewinne. So steigert die Deutsche Bank ihren Nettogewinn um sieben Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Ganz anders sieht es bei einigen Landesbanken aus, die bis Mai 2008 insgesamt Abschreibungen in Höhe von 21 Milliarden Dollar vornehmen müssen.
September
6.9.:
Die US-Regierung übernimmt die Kontrolle bei den USHypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac.
15.9.:
Am »schwarzen Montag« muss Lehman Brothers Insolvenz anmelden, Konkurrent Merrill Lynch wird von der Bank of America aufgekauft. Der US-Leitindex Dow Jones erleidet den stärksten Tagesverlust seit den Terrorattacken am 11. September 2001.
16.9.:
Der Versicherungsriese AIG gerät durch Milliardenverlustein akute Kapitalnot und muss mit einem Kredit der US-Notenbank über 85 Milliarden Dollar gerettet werden. Die Weltbörsen setzen ihre Talfahrt fort. Die Notenbanken pumpen fast 150 Milliarden Euro in den Geldmarkt.
19.9.:
Die US-Regierung kündigt ein Rettungspaket für die Finanzbranche an und löst damit ein Kursfeuerwerk an den Börsen aus. Die USA und Großbritannien verhängen ein weitreichendes Verbot für sogenannte Leerverkäufe, also Wetten auf sinkende Aktienkurse.
20.9.:
Das Rettungspaket der USA soll mit 700 Milliarden Dollar ausgestattet werden, mit denen der Staat faule Kredite aufkaufen will. Deutschland untersagt Leerverkäufe von elf im DAX und MDAX gelisteten Finanz-Aktien, weitere Länder folgen.
22.9.:
Das 75 Jahre alte Modell der unabhängigen US-Investmentbanken kippt. Die letzten verbliebenen Institute, Goldman Sachs und Morgan Stanley, geben ihren Sonderstatus auf und werden gewöhnliche Geschäftsbanken.
26.9.:
Die größte Sparkasse der USA, die Washington Mutual, fällt der Finanzkrise zum Opfer. Sie wird von JP Morgan Chase übernommen. Europas größte Bank, die HSBC, streicht angesichts der Finanzkrise 1100 Stellen.
28.9.:
Demokraten und Republikaner im US-Kongress erzielen einen Durchbruch bei den Verhandlungen über den Rettungsplan, der Kompromiss wird im Repräsentantenhaus am nächsten Tag überraschend abgelehnt. Der US-Kongress bewilligt zudem 25 Milliarden Dollar für die US-Autoindustrie.
29.9.:
Die Bundesregierung gewährt Hypo Real Estate umfangreiche Kreditbürgschaften.
Oktober
1.10.:
Der US-Senat stimmt dem überarbeiteten Rettungsplan für die Banken zu, der zusätzliche 100 Milliarden Dollar für Hausbesitzer und Unternehmen vorsieht, einen Tag später gibt
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