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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Anhänger Decaturs hatten sich in ihrem abgeschiedenen Schlupfwinkel halten können. Geschickt beidseits der schottischen Grenze agierend, unternahmen sie dreiste Raubzüge, die vor allem den Besitzungen der Granvilles galten, und trotzten Verfolgung und Gefangennahme.
    Rufus Decatur war der Anführer dieser Bande von Gesetzlosen. Sein Ruf eilte ihm voraus, unzählige Legenden rankten sich um seinen Namen. Obschon Herr über Briganten und Diebe, wurde er vom Volk geliebt. Er wiederum lohnte den Menschen diese Liebe, indem er von ihnen nur nahm, was freiwillig gegeben wurde, und großzügig gab, wo Hilfe not tat. Trotz seiner Voreingenommenheit musste Cato anerkennen, dass vom verfemten Haus Rothbury noch ebenso viel Gutes ausging wie seinerzeit, als die Familie noch über Besitz und Stellung verfügte.
    Aber nichts Gutes für die Granville. Was diese betraf, kannte Decaturs Feindseligkeit und Bosheit keine Grenzen. Er jagte und verfolgte, überfiel und zerstörte und nützte jede Gelegenheit für eine Untat, wenn sie den Marquis of Granville treffen konnte.
    Jeden Tag seines Lebens als erwachsener Mann hatte Cato im Kampf gegen Rufus Decatur gestanden Sie waren im gleichen Alter. jeder hatte den Titel des Vaters geerbt, doch während Cato nach dem Tod des Vaters alle Rechte und Pflichten eines mächtigen Edelmannes des Grenzlandes übernommen hatte, besaß Rufus nur einen leeren Titel, beschlagnahmte Güter und die Erinnerung an einen Vater, der den Tod von eigener Hand wählte, um der Anklage des Hochverrats und der Hinrichtung oder einem langsamen, elenden Sterben im Kerker zu entgehen.
    Cato wusste, dass in den Augen Rufus Decaturs die Schuld seines Vaters auf ihm lastete. Wo es um Ehre und Gewissen ging, hatte der starre Ehrbegriff seines Vaters keinen Spielraum gekannt. Als William Decatur sich offen gegen König James ausgesprochen hatte und sich gegen die unseligen Ratgeber des Königs verschwor, hatte George Granville nicht gezögert, seinen alten Freund zu verdammen. Als Lord Marshal des Grenzlandes hatte es zu seinen Pflichten gehört, den Verräter festzunehmen und der Gerechtigkeit zu überantworten, und er hatte es getan.
    Cato wusste nicht, ob er selbst unter ähnlichen Umständen ebenso gehandelt hätte wie sein Vater. Da er für beide Seiten Verständnis aufbrachte, fehlte ihm die Härte seines Vaters. Er wusste freilich, dass es Rufus Decatur nicht kümmerte, wie er an Stelle seines Vaters gehandelt hätte. Für ihn war es George Granvilles Schuld, dass William Decatur tot war und die Familie ihren Besitz verloren hatte. Rufus lechzte nach Vergeltung. Sein Feldzug gegen Georges Sohn war eine persönliche Fehde, und Cato war zum Kampf gezwungen, ob er wollte oder nicht.
    Wenn nun Rufus Decatur im Bürgerkrieg auf der gegnerischen Seite stand, würde die persönliche Fehde auf höherer Ebene eine Fortsetzung finden.
    Cato sah der Aussicht, seinem Widersacher von Angesicht zu Angesicht im Kampf gegenüberzutreten, mit einer gewissen Genugtuung entgegen, da eine Begegnung auf dem Schlachtfeld etwas Kaltes, Klares und Greifbares war.

Kapitel 2
    »Rufus, wohin willst du?« Die verschlafene, ein wenig ärgerliche Stimme drang unter einem Berg von Bettzeug hervor. Die Felldecke geriet in Bewegung, als die Frau sich halb aufrichtete und auf einen Ellbogen stützte. Mit rauer Arbeitshand schob sie ihre dunkle Haarflut beiseite und enthüllte ein braunes Augenpaar.
    »Maggie, ich muss an die Arbeit, das weißt du genau.« Rufus Decatur durchschlug mit einem Fausthieb das Eis im Krug und goss sich mit einem Stöhnen, das Unlust und Wohlbehagen vereinte, das kalte Wasser über den Kopf. Als er den Kopf schüttelte, flogen Tropfen durch die kleine Dachkammer. Mit einer Verwünschung suchte die Frau Zuflucht unter dem Fell.
    Ohne ihre Verwünschungen und ihr Gejammer zu beachten, trocknete Rufus seinen Kopf energisch ab, und nach einer Weile setzte Maggie sich im breiten Bett auf, die Decke bis ans Kinn ziehend, und betrachtete den Gebieter über das Dorf Decatur mit missbilligendem Stirnrunzeln.
    »Es ist noch nicht Tag.«
    »Und du bist ein faules Stück, Maggie, meine Liebe«, erklärte Rufus und griff nach seinem Hemd, das über dem Fußteil des Bettes hing.
    Sein Ton bewirkte, dass die Frau die Augen zusammenkniff und sich an den geschnitzten Kopfteil lehnte. »Komm zurück ins Bett.« Dieser Rufus Decatur war ein schmucker, starker Mann, und sie war einem Ruf in sein Bett nie abgeneigt. Die Nächte mit ihm

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