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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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an, als würde Rufus die Frage nicht übermäßig interessieren, doch ließ Will sich von seinem ruhigen, sachlichen Ton nicht täuschen. Er wusste, wie viel Rufus seine Entscheidung gekostet hatte.
    »Du meinst, wir könnten Levens Vormarsch aufhalten?«
    Will blies in seinen Glühwein, um ihn zu kühlen. »Durch einige geschickt ausgeführte Nadelstiche?«
    »Genau das hatte ich im Sinn.« Plötzlich lachte Rufus auf, und seine Miene erhellte sich. »Wir werden dem königlichen Kommando inoffiziell ein wenig Hilfestellung leisten. Die Mylords Bellasis und Newcastle werden es uns danken.«
    Will grinste, da er erkannte, dass Rufus seine Ernsthaftigkeit abgelegt hatte und diese kleine Unternehmung in ähnlichem Licht sah wie andere, voller Übermut ausgeführte Aktionen.
    »Auch Granville ist für den König«, bemerkte er nach einer Weile.
    Rufus ließ sich Zeit mit der Antwort und starrte in die Weite, als die Nachtwolken sich von den Hügeln im Osten hoben. . »Man wird sehen. Ich habe das Gefühl, dass er sich noch nicht festgelegt hat. Sollte er sich fürs Parlament entscheiden, umso besser. Dann wollen wir ihn tüchtig in den Schwanz zwicken.«
    »Es heißt, dass er eine Miliz für den König aufstellt.« Will konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    »Man wird sehen«, wiederholte Rufus. Er wusste nicht, wie es kam, dass er Cato Granvilles Unentschlossenheit so sicher war, doch hatte er das Gefühl, es sei seine eigene. Sein Leben lang war er Gegner dieses Mannes gewesen, hatte seine Bewegungen ausgespäht, hatte versucht, seine Gedanken zu erraten, bis er mitunter das Gefühl hatte, mit seinem Kopf zu denken.
    Er reichte dem Pikenträger den Becher. »Ich reite mit ein paar Leuten auf Selkirk zu. Mal sehen, welche Leckerbissen uns auf der Straße nach Edinburgh in die Hände fallen.«
    »Sei auf der Hut.«
    »Ja.« Rufus ging den schmalen Pfad zum Dorf hinunter.
    Schrilles Gezeter aus einem Garten am Rand des Dorfes ließ ihn innehalten. Seine Miene verlor den Ausdruck ernster Versunkenheit. Er betrat durch ein Holzgatter einen kleinen Küchengarten. Auf dem steinharten und kahlen Boden zankten sich ein paar Hühner um Getreidekörner, die vor die Küchentür geschüttet worden waren. Zwei kleine, wie Kleiderbündel wirkende Gestalten, die sich im Schnee balgten, waren die Quelle des Gezeters.
    Mit zwei Schritten war er bei ihnen. Ein Glück, dass sie am Abend zuvor angekleidet zu Bett gegangen waren. Unbeaufsichtigt wie sie waren, wären sie vermutlich aus dem Bett gekugelt und in ihren Nachthemden im Schnee gelandet. Nun hatte der kleine Luke seine Stiefel verkehrt an, und seine Finger hatten nicht in die Handschuhe gefunden.
    Rufus packte je einen Kragen mit einer Hand und trennte die Streithähne. Hellblond und blauäugig starrten die beiden einander mit roten Gesichtern wutentbrannt an.
    »Ich bin dran mit dem Eierholen!«
    »Nein, ich!«
    Rufus betrachtete die jungen mit belustigter Nachsicht. Sie waren ein wildes Gespann, nur ein Jahr auseinander. Da beide das Temperament der Rothburys mitbekommen hatten, neigten sie zu Ungestüm und Wildheit, doch erkannte er so viel von sich selbst in seinen Söhnen wieder, dass er nur selten mit Gewalt gegen ihre stürmischen Aktivitäten vorging. »Ihr seid zwei richtige Streithähne. Es ist viel zu kalt, um sich im Schnee zu balgen.«
    »Ich darf die Eier holen, weil ich älter bin«, erklärte der kleine Tobias und wehrte sich gegen die Hand, deren Griff an seinem Kragen fester wurde.
    »Du hast sie gestern geholt. Immer sagst du, du bist älter.« Sein kleiner Bruder konnte vor lauter Tränen kaum sprechen, als er diese unbestreitbare Wahrheit äußerte.
    »Weil ich es bin«, gab Toby selbstzufrieden zurück.
    »Das ist nicht fair!« heulte Luke. »Gar nicht fair!«
    »Nein, das sind diese Dinge fast nie«, gab Rufus ihm recht. »Aber leider kann man da nichts machen. Wer hat gestern die Eier eingesammelt?«
    »Toby!« Luke fuhr sich mit dem Unterarm über seine Knopfnase. »Immer tut er es, weil er älter ist.«
    »Ich kann es besser, weil ich älter bin«, behauptete Toby voller Selbstvertrauen.
    »Aber wie soll Luke sich verbessern, wenn er nicht üben kann?« gab Rufus zu bedenken, während ihn ein plötzlicher kalter Windstoß traf, der von der Anhöhe her um die Hausecke fegte. »Die Eier müssen warten. jetzt wird gefrühstückt.«
    Ohne die lautstarken Proteste der jungen zu beachten, packte er ihre Kragen fester und trieb sie vor sich her auf den

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