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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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bescherten ihr viel mehr Vergnügen, als sie von ihren übrigen Kunden gewohnt war.
    Ihr Blick wanderte wollüstig über seinen Körper. Rotgoldenes Haar fiel ihm auf die Schultern, schmückte sein kantiges Kinn und spross als dichtes Gekräusel auf Brust und Lenden. Es schimmerte im Kerzenlicht auf seinen U Unterarmen und Beinen, wo es sich rötlich von der wettergebräunten Haut abhob. Er hatte keine Unze zu viel an sich, dank seiner Größe aber wirkte er geradezu überdimensional und viel zu groß für den kleinen Raum.
    »Steh auf«, forderte er sie auf, von ihren Überredungskünsten unbeeindruckt. Er beugte sich über sie und zog ihr die Decken weg. »Aufstehen! Vor mir liegt ein arbeitsreicher Tag!« Der Blick seiner blauen Augen brachte seine Bettgespielin, wenn auch bebend und grollend, auf die Beine. Rufus Decaturs Temperament passte zu seinem roten Haar. War er in einer gewissen Stimmung, so duldete er keinen Widerspruch.
    »Wieder ein Überfall?« Sie setzte sich aufs Bett, um ihre Wollstrümpfe überzustreifen, dann zog sie ihren Flanellunterrock hoch, ehe sie den Kopf in die Öffnung ihres Hemdes steckte.
    »Kann sein.« Er schlüpfte in ein braunes Lederkoller und bückte sich, um die Glut im Kamin zu schüren..Als eine Flamme hochschoss, warf er Späne hinein, bis die Flammen lodernd brannten.
    Maggie kam näher an den Kamin, um sich fertig anzuziehen. »Es heißt, du würdest dich für den König entscheiden«, bemerkte sie mit listigem Blick. »Deine Truppen sollen angeblich zu den Königlichen stoßen.«
    »Geredet wird viel.« Rufus tätschelte im Vorübergehen ihre breite Kehrseite. »Deine Börse findest du am üblichen Ort.«
    Mit einem flüchtigen Lächeln verschwand er und stieg die wackelige Treppe zum Erdgeschoß hinunter.
    Maggie begnügte sich mit dem Lächeln. Da Rufus nicht der Mensch war, der gern von seinen Angelegenheiten sprach, hätte sie sich ebenso gut eine scharfe Zurechtweisung einhandeln können. Was im Dorf Decatur vor sich ging, blieb geheim. Frauen gab es hier keine. Maggie und ihre Freundinnen kamen, wenn man sie rief, und die Hausarbeit wurde von den Männern selbst erledigt.
    Dass das Dorf eher ein Militärlager als eine zivile Niederlassung war, wusste man, und es war anzunehmen, dass Rufus im Begriff stand, seine gutausgebildete Brigantentruppe in einen Kampf zu führen, der an das Gewissen aller rührte. Bislang aber wusste außerhalb der Grenzen von Rufus' Festung niemand, auf welcher Seite sich der Herr von Decatur schlagen würde, eine Frage, die viel Interesse erregte und der große Bedeutung beigemessen wurde.
    Rufus wusste um die Spekulationen. Vermutlich hatte die neugierige Mistress Beldam, die Hüterin der Frauen, die sich der Männer im Dorf Decatur annahmen, Maggie zu der Frage angeregt. Doch die allgemeine Neugierde würde bald befriedigt werden, da sein Entschluss feststand und in einigen Tagen an die Öffentlichkeit dringen würde.
    Das eingedämmte Feuer schuf einen fahlen Schein, der de einfach ausgestatteten Raum schwach erhellte. Rufus ging leise zu einem durch einen Vorhang abgeteilten Alkoven am anderen Ende. Er lugte hinter den Vorhang und sah mit Verwunderung, dass die zwei kleinen Wölbungen unter den Decken noch nicht gewillt waren, ihren ungestümen Tagesablauf zu beginnen. Meist waren sie auch mitten im Winter schon vor dem ersten Hahnenschrei wach, doch wusste er, dass sie sicher aufwachen würden, wenn sie hörten, dass Maggie aus dem Haus ging. Bis dahin konnte ihr Vater diese kurze und seltene Verlängerung frühmorgendlicher Ruhe genießen.
    Er griff nach seinem Mantel, der an einem Nagel in der Wand neben der Tür hing, hob den schweren Holzriegel an und stieß die Tür auf. Da es in der Nacht stark geschneit hatte, musste er mit der Schulter nachhelfen, um gegen den angewehten Schnee am Fuß der Tür anzukommen.
    Als er ins eisige Morgengrauen hinaustrat, verblassten die letzten Sterne am Himmel, und der Mond hing tief über den Cheviot Hills. Die in eine tiefe Senke zwischen den sanft gerundeten Hügeln geschmiegten Steinhäuser des Dorfes lagen in einer völlig unzugänglichen Gegend, da keine Straße in das Tal führte. Auf den Hügelrücken ringsum brannten die Feuer der Posten, die über dem kahlen unwirtlichen Land bis zur schottischen Grenze Wache hielten.
    Rufus ging durchs Dorf an den Fluss, der in idealer Entfernung hinter seiner Niederlassung dahin strömte. Unter der Eisdecke floss nur ein spärliches Rinnsal, doch bezog

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