Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
das Dorf auch jetzt sein Wasser daraus und benutzte den Fluss als Verbindung zur Außenwelt – winters mit Schlitten, in der eisfreien Zeit mit Booten.
    Am Ufer hatte sich eine Gruppe von jungen Leuten zusammengefunden. Sie hatten ihre Mäntel neben die Eimer gelegt und schwangen die Pickel, um das Eis aufzuhacken, das sich in der Nacht gebildet hatte. Als Rufus kam, richteten sie sich auf und verharrten abwartend. Er sah, dass ihre Wangen sich vor Kälte und Anstrengung gerötet hatten.
    »'n Morgen, Mylord.«
    »'n Morgen, Leute.« Rufus begrüßte sie und wechselte ein paar Worte mit ihnen, wobei er jeden mit seinem Namen ansprach. Falls ihm die unverhüllte Bewunderung in ihren Blicken auffiel, so ließ er es sich nicht anmerken.
    Dies waren die Neulinge, die jüngsten Rekruten der Decatur-Truppe. Viele waren ihren Vätern, Brüdern und Onkeln »in die Welt der Geächteten gefolgt. Einige waren selbst vor dem Gesetz geflohen, andere wiederum hatte das Abenteuer gelockt.
    Aber allen war eines gemeinsam: Sie waren dem Haus Rothbury und seiner kleinen Armee in unwandelbarer Treue ergeben.
    »Stimmt es, dass wir uns auf die Seite des Königs schlagen?« Ein hochgewachsener junger Mann, dessen Haltung ihn eindeutig als Führer der Gruppe auswies, sprach für alle. Zehn Augenpaare sahen Rufus an.
    »Glaubst du, Seine Majestät würde die Hilfe einer Bande von Wegelagerern annehmen, Paul?« antwortete Rufus mit einer Gegenfrage, deren gleichmütiger Ton niemanden zu täuschen vermochte. Im Blitzen seiner Augen schien sich die Eisfläche des Flusses unter den verblassenden Sternen widerzuspiegeln. »Die Hilfe einer Familie, die wegen Hochverrats enteignet wurde? Die Hand eines Geächteten, eines Rinderdiebes und Räubers, der weiß Gott was für Verbrechen an ehrbaren Bürgern beging?«
    Paul hielt seinem Blick stand. »Ich glaube, dass der König jede Hand ergreift, die sich ihm bietet«, erklärte er. »Da nun Lord Leven von Schottland her vorrückt, gerät der König in arge Bedrängnis.«
    Um den Mund seines Kommandeurs zuckte es, mehr aus Verachtung denn aus Erheiterung. »ja, ich glaube, du hast recht, Junge. Aber merke dir eines: Unter dem Banner der Loyalität sammelt sich viel verborgener Groll. Und was kann einer nicht alles erreichen, wenn ihm der König Dank schuldet?« Er hob die Hand zum Abschied und wandte sich zum Gehen. Sein energischer Schritt ließ seinen Mantel um die Beine wehen.
    Wem der König Dank schuldet, der kann seine Güter wiedergewinnen und voll rehabilitiert werden. Das Haus Rothbury könnte seinen rechtmäßigen Platz in der Welt des Gesetzes wieder einnehmen. ja, es gibt wenig, was ein dankschuldiger König einem treuen Untertanen versagen würde.
    Rufus lachte kurz auf. Wenn er sich jetzt auf die Seite des Königs schlug, dann nur, weil er den Konflikt zu seinem Vorteil zu nutzen gedachte, und nicht, weil er sich dazu bemüßigt fühlte. Charles war ein ähnlicher Narr wie sein Vater James. Aber Rufus würde den Fehler seines eigenen Vaters nicht wiederholen. Wenn er diesen König in seiner Torheit unterstützte, war er entschlossen, die Früchte dafür zu ernten. Sein Preis war die volle Rehabilitierung.
    Er stieg hügelan, den schmalen Pfad entlang, der zum ersten Wachtfeuer führte. Als er oben anlangte, waren die Sterne verblasst, doch der Ring von Feuern um das Tal brannte noch hell. Sie würden den ganzen Tag über brennen und die Posten wärmen, die den Schlupfwinkel der Decatur-Truppe vierundzwanzig Stunden am Tag bewachten.
    »Guten Morgen, Rufus.« Ein großer, hagerer Mann Anfang zwanzig wandte dem Feuer, an dem er sich die Hände gewärmt hatte, den Rücken. »Kaffee?«
    »Danke, Will.« Rufus nickte seinem Vetter zu. Der Jüngere, dessen Vater Rufus in jungen Jahren vor manchem Fehler bewahrt hatte, stand ihm sehr nahe. Will war der Sohn von Rufus' Onkel, gezeugt, als der Alte friedlich am Kamin hätte sitzen sollen, anstatt den Tag über das Land zu durchstreifen und sich nachts seiner Bettgefährtin eifrig wie ein Mann in der Blüte seiner Jahre zu widmen. »War die Nacht ruhig?«
    »Ja. Aber Connor meldete Truppenbewegungen im Norden. Vermutlich Levens Leute.«
    Rufus nahm einen Becher Glühwein von einem mit Pike und Muskete bewaffneten Mann entgegen. »Wir wollen noch heute Späher ausschicken. Wenn Fairfax und Leven sich auf die Seite des Parlaments schlagen, gerät der König in große Bedrängnis, da er eine große Streitmacht im Norden verliert.« Das hörte sich

Weitere Kostenlose Bücher