Die Geschichte der Deutschen
Alpen unter primitivsten Bedingungen zu überleben versuchen. Die erste ägyptische Dynastie ist rund 3 000 Jahre vor der neuen Zeitrechnung, die für das Abendland mit der Geburt Christi beginnt, entstanden. Da hockten die Bewohner unserer Breitengrade noch unter den Blätterdächern ihrer schützenden Bäume und suchten nach Pflanzen oder fingen mit Schlingen Kleintiere und Rehwild, um nicht zu verhungern.
Die Region, die von den Römern Germanien genannt wird und von der die Deutschen heute nur noch einen kleinen Teil bewohnen, bietet eine bedrohliche, zum ständigen Überlebenskampf herausfordernde Umwelt. Riesige, fast undurchdringliche Wälder überziehen das Land zwischen Maas und Elbe, zwischen den Alpen und dem Nordmeer. Wölfe, Auerochsen und Bären leben in ihnen, Regen und Nebel bestimmen das Klima. Die römischen Legionäre, die in den Norden geschickt werden, um Kastelle und Grenzwälle zu bauen und das Weltreich gegen die Einbrüche der ruhelos umherziehenden germanischen Völkerschaften zu schützen, sehnen sich zurück in ihr sonniges Italien. Der erste Römer, der im Jahr 98 n. Chr. ausführlicher von den Germanen erzählt, der Historiker Publius Cornelius Tacitus, spricht seinen im unwirtlichen Norden dienenden Landsleuten zweifellos aus dem Herzen: »Wer würde schon ohne Gefahr Asien, Afrika oder Italien aufgeben, um nach Germanien zu ziehen, in jenes abstoßende Land mit seinem rauen Klima, seiner unfreundlichen Kultur und Erscheinung!«
Es sind nicht Germanen, erst recht nicht Deutsche, die das Land als Erste besiedeln |15| . Die bäuerlich-kriegerischen Stämme, die in der Steinzeit in West- und Mitteleuropa leben, kommen vermutlich aus Zentralasien und sie wandern über Südosteuropa ein. In einem langen Zeitabschnitt führt sie ihr Weg über die Donau und den Rhein in das Pariser Becken und nach Mitteldeutschland. Einige Stämme erreichen sogar die Britischen Inseln. Diese Ursiedler roden die Waldgebiete, auf denen sie ihre Wanderung unterbrechen. Sie bauen einfache Häuser und bestellen die Felder. Ihre Werkzeuge sind Steingeräte, die sie mit den neuen Techniken des Schleifens und Bohrens verbessern. Sie halten Ziegen und Schafe, Hausrinder und Hausschweine, später auch Pferde. Jäger sind sie nicht. Der Boden, auf dem sie Leinen- und Hülsenfrüchte und Einkorn pflanzen, wird rücksichtslos ausgebeutet, um die Ernährung der Stammesangehörigen sicherzustellen. Sie wandern weiter, wenn die intensiv bepflanzten und durch die Rodungen bald weggeschwemmten Ackerböden nichts mehr hergeben. Das kann nach einigen Generationen der Fall sein, oder schon nach wenigen Jahrzehnten. Ihre Sprache ist bis heute unbekannt. Wir nennen sie »indogermanisch«, ein Begriff, in den Herkunfts- und neues Siedlungsgebiet einfließen.
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Die Kelten im Süden ...
Wahrscheinlich wird Europa in diesen Frühzeiten seiner Geschichte von unentwegten Wanderungsbewegungen bestimmt. So erscheinen während der Bronze und Eisenzeit, also etwa in den letzten zwei Jahrtausenden vor Christus, immer wieder neue Völker an den Rändern des europäischen Kontinents, die rasch die Oberhand über die Altsiedler gewinnen. Im südlichen Mittel- und in Westeuropa sind das die Kelten, im Norden die Germanen. Hunger, Beutegier, militärische Niederlagen und dramatische Klimaveränderungen haben sie aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben.
Die ersten Völkerschaften, von deren Kultur und Zusammenleben uns die Grab- und Siedlungsfunde, die Berichte der griechischen und römischen Geschichtsschreiber etwas mehr erzählen, sind die Kelten. Sie bestimmen etwa vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. die Geschichte Westeuropas. Auch ihre Anfänge liegen weitgehend im Dunkeln. Aber wir wissen immerhin, dass sie aus dem Voralpenraum in den Westen und Süden des Kontinents ausschwärmen und schließlich die Normandie und die Bretagne, die Britischen Inseln, Teile Italiens und der Iberischen Halbinsel und sogar die heutige |16| Türkei erreichen. Die Städte Budapest und Turin gehen auf keltische Siedlungsgründungen zurück. In Deutschland sind ihre Spuren hauptsächlich im Süden zu verfolgen. Ein Vordringen nach Norden über Hessen hinaus haben die germanischen Stämme verhindert.
Ein kriegerisches Volk sind die Kelten. Ihre adligen Führer leben in Burgfestungen. Ihre Weisen, die Druiden, erforschen den Ratschluss der Götter. Sie betreiben Astronomie, überliefern die religiösen
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