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Die Geschichte der Deutschen

Die Geschichte der Deutschen

Titel: Die Geschichte der Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm von Sternburg
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bleibt zeitlebens ein enger und überzeugter Freund des Imperiums. Wie also kommt ausgerechnet dieser privilegierte Cherusker dazu, sich gegen die Römer zu wenden?
    Wahrscheinlich fühlt sich Armin, der zu den Vertrauten des römischen Statthalters Varus zählt, durch die Steuerforderungen und neuen, engstirnigen Verwaltungsvorschriften der Besatzer herausgefordert. So wird er zum Aufrührer. Es gelingt ihm, die Cherusker und einige weitere Stämme zu einem Aufstand gegen die Besatzungsmacht zu vereinigen. Armin lockt die militärisch weit überlegenen Legionen des Varus in einen Hinterhalt und vernichtet die römischen Truppen in den Sümpfen nahe des Teutoburger Waldes. Die Römer verlieren in der zwei- bis dreitägigen Schlacht 30 000 Mann, und Varus tötet sich angesichts dieser militärischen Katastrophe selbst. Als Kaiser Augustus in Rom die Nachricht von der Niederlage erreicht, klagt er: »Varus, Varus – wo sind meine Legionen!«
    Über mehrere Jahre hinweg wehrt sich Armin erfolgreich gegen alle römischen Angriffe. Am Ende wird er Opfer von Verrat und Intrige. Römerfreundliche Cherusker wenden sich von ihm ab, darunter auch der Vater seiner Frau Thusnelda. Armin wird von den eigenen Verwandten heimtückisch ermordet.
    Den »nationalen Freiheitshelden« taufen die nach staatlicher Einheit strebenden Deutschen im 19. Jahrhundert in »Hermann der Cherusker« um. Sie bauen ihm und sich zur Ehre das protzige Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald. Im wirklichen Leben jedoch ist Armin schlicht den Weg zahlreicher Germanenfürsten gegangen. Wo es den eigenen Interessen nutzt oder die aktuellen Machtverhältnisse es fordern, verbünden sie sich mit den Besatzern. Viele Germanen dienen sogar im römischen Heer. Den Römern scheinbar treu ergebene Opportunisten also. Doch wendet sich die Lage, wechseln sie schnell wieder die Seiten.
    Auch wenn die Heldengeschichte um Armin oder Hermann den Cherusker allenfalls der halben Wahrheit entspricht, hatte die Schlacht beim Teutoburger Wald für die römisch-germanische, sogar für die spätere europäische Geschichte langfristige Konsequenzen. Augustus und seine Nachfolger geben nach dieser Niederlage endgültig den Versuch auf, die rechtsrheinischen germanischen Gebiete zu erobern. Damit werden die meisten germanischen Stämme |22| nicht »romanisiert«. Das bleibt für ihre Kultur, ihre Sprache und ihre Lebenshaltung, der die mediterrane Leichtigkeit fehlt, nicht ohne Folgen.

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Ein Imperium zerbricht, das Christentum entsteht – und die Germanen gehen auf Wanderschaft
    Die deutschen Geschichts- und Geschichtenschreiber erzählen vom ständigen Sturm der Germanen gegen die Grenzen des Römischen Reiches, der immer stärker wird, bis es schließlich kapituliert. Was so aber nicht stimmt oder zumindest grob vereinfacht ist. Die Germanen müssen immer wieder schwere Niederlagen hinnehmen, und Rom bleibt noch lange ein mächtiges Reich. Es geht erst viel später nicht allein durch die Angriffe aus den germanischen Wäldern, sondern vor allem an den eigenen internen Machtkämpfen und Wirtschaftskrisen zugrunde. Als Roms Eliten nicht mehr in der Lage sind, die wirtschaftliche und militärische Größe des Reiches zu bewahren, setzt der Niedergang ein. Rom zerbricht an den Intrigen, der Geld- und Machtgier seiner führenden Männer, nicht am Kampfgeist der Germanen.
    Richtig ist allerdings, dass in dieser Zeit eine sich im Laufe der Jahrhunderte immer stärker ausbreitende Wanderung der germanischen Völker einsetzt, die den damaligen europäischen Kontinent gehörig durcheinander wirbelt. Die Goten kommen von Skandinavien an die Weichsel und dringen in den Raum am Schwarzen Meer ein. Sie verdrängen von dort die Wandalen und Markomannen, die in den Süden, und die Burgunder, die in den Westen ziehen und die dort lebenden Völker vernichten oder zum Aufbruch zwingen, weil sie nun ihrerseits nach neuen sicheren Siedlungsgebieten suchen müssen. Die Chatten überschreiten den Limes und lassen sich im heutigen Hessen nieder, die Franken fallen vom Niederrhein kommend in Gallien ein.
    Nach einigen Jahrzehnten der vorläufigen relativen Ruhe beginnt dann in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts der Sturm der Hunnen auf Europa. Das mongolische Reitervolk erobert Südrussland und löst eine große Fluchtbewegung aus. Die Ostgoten werden von den Hunnen geschlagen. Unter ihrem König Attila dringen sie bis ins heutige Frankreich und nach Italien vor. Erst in der

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