Die Geschichte der Deutschen
Schlacht auf den Katalaunischen Feldern in Ostfrankreich können die Westgoten 451 die Hunnen stoppen. Ein Jahr später stirbt Attila in seiner Hochzeitsnacht, möglicherweise als Opfer eines Mordanschlages.
|23| Zwei Ereignisse in diesen bewegten Zeiten prägen die Geschichte Europas und damit auch Deutschlands: die Ausbreitung des Christentums zur römischen Staats- und zur Weltreligion und die Teilung des Römischen Imperiums in einen östlichen (griechisch-orientalischen) und einen westlichen Herrschaftsbereich. Kaiser Konstantin der Große erobert im 3. Jahrhundert Byzanz und macht die Stadt am Bosporus – sie heißt bald Konstantinopel, später dann Istanbul – zur neuen Hauptstadt des Imperiums. In Rom regiert künftig ein weströmischer Kaiser, der formell dem Herrscher in Byzanz untergeordnet ist. Das Weströmische Reich, innerlich von Parteienkämpfen zerrissen, hat den Eroberungszügen der Germanen nun militärisch kaum noch etwas entgegenzusetzen. Der Westgote Alarich marschiert 410 mit seinem Heer in Rom ein. Wenige Jahre darauf gründen die Westgoten ein Reich in Gallien und Spanien. Die Wandalen ziehen von Spanien nach Nordafrika und erobern Karthago. 455 fallen sie in Rom ein und plündern 14 Tage lang die Stadt. 476 stürzt Byzanz den letzten weströmischen Kaiser, Romulus »Augustulus«. Ein Weltreich ist untergegangen.
Ganz anders Byzanz. Mehr als 1 000 Jahre widersteht das östliche Reich allen Angriffen, bis es schließlich die osmanischen Truppen einnehmen. Am Kaiserhof in Konstantinopel kommt es zur Vermischung der orientalischen, hellenischen und römisch-christlichen Welt, die für die Kultur- und Geistesgeschichte Europas so bedeutungsvoll sein wird. Wirtschaft, Technik, Mathematik, Medizin, Philosophie, Religion – das Leben im christlichen Abendland ruht in den kommenden 1 500 Jahren auf unzähligen Entdeckungen und Entwicklungen der orientalischen und der griechisch-römischen Antike. Und neben allen Kriegen, Belagerungen und Völkerwanderungen wächst hier noch ein weiterer Machtfaktor heran, der die Verhältnisse nachhaltig verändern wird: das Christentum.
Im Imperium Romanum ist es zunächst verboten, seine Anhänger werden grausam verfolgt. An der Via Appia, der großen antiken Einfallsstraße der römischen Hauptstadt, kann der Reisende Tag für Tag die gekreuzigten Anhänger des Christentums sehen. In den Amphitheatern werden sie zur Belustigung der Zuschauer den Löwen vorgeworfen oder von Elefanten zu Tode getrampelt. Die Lehre der Christen basiert auf dem Judentum. Die hebräische Bibel, die wir als das Alte Testament kennen, und die Predigten des in Jerusalem als Aufrührer durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus gekreuzigten Juden Jesus von Nazareth bilden den Mittelpunkt. Die Anhänger Jesu, es sind zunächst nur Juden, die später Christen genannt werden, sehen in ihm den Messias, den Retter der Welt, der sie von der Herrschaft der Römer befreien soll.
Konstantin der Große fördert als erster römischer Kaiser den neuen Glauben, |24| beendet die Christenverfolgung und macht Byzanz zu einer christlichen Metropole. Bis zum Jahr 300 hat sich die Lehre der Christen über die östliche Reichshälfte bis nach Italien, Gallien und Spanien ausgebreitet. Christliche Gemeinden gibt es zu dieser Zeit auch schon in Persien und Indien. Im Jahr 380 erhebt dann Kaiser Theodosius der Große das Christentum zur Staatsreligion. Für die Geistesgeschichte des Abendlandes ein einschneidender Moment. Das Christentum ist wie der jüdische Glaube eine monotheistische Religion. Demnach gibt es nur einen einzigen Gott, der den Himmel und die Erde geschaffen hat und das Schicksal der Menschen bestimmt. So ist es nun auch für die Germanen an der Zeit, von ihrer Göttervielfalt um Odin und Freyja Abschied zu nehmen.
Theoderich der Große (um 453–526)
Von den zahlreichen Germanenkönigen, die auf dem Boden des sich auflösenden Weströmischen Reiches eigene Herrschaftsgebiete errichten, ist der Ostgote Theoderich der Bedeutendste. Als er um 450 geboren wird, stehen die vom Stamm der Amaler geführten Ostgoten noch unter dem Einfluss der Hunnen. Als er gut 70 Jahre später im Sterben liegt, kann er auf eine über dreißigjährige erfolgreiche Königsherrschaft seines Volkes in Italien zurückblicken. Theoderich, der am Kaiserhof in Konstantinopel aufwächst und ausgebildet wird, erlebt einen raschen militärischen und politischen Aufstieg. Mehrere erfolgreiche Feldzüge auf dem
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