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Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.

Titel: Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ronald Reuel Tolkien
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und sie sterben nicht, außer durch schwere Wunden. Von Verwundungen und Schmerzen, denen Menschen zum Opfer fallen, können sie genesen. Es heißt sogar, selbst wenn ihr Leib zugrunde gegangen sei, könnten sie eines Tages wiederkehren. Bei uns ist es nicht so.«
    »Dann kommt Lalaith nicht wieder?«, fragte Túrin. »Wohin ist sie gegangen?«
    »Sie wird nie zurückkommen«, sagte Sador. »Aber wohin sie gegangen ist, weiß man nicht. Jedenfalls ich nicht.«
    »Ist das immer so gewesen? Oder müssen wir einen Fluchdes verruchten Königs erdulden, so wie den Verfluchten Wind?«
    »Ich weiß es nicht. Hinter uns liegt eine Finsternis, aus der nur wenige Geschichten überliefert sind. Die Väter unserer Väter hätten vieles erzählen können, doch sie haben es nicht getan. Selbst ihre Namen sind vergessen. Zwischen uns und dem Leben, aus dem sie kamen, stehen Berge, und niemand weiß heute, wovor die Vorväter geflohen sind.«
    »Haben sie sich gefürchtet?«, fragte Túrin.
    »Mag sein«, antwortete Sador. »Vielleicht sind wir aus Furcht vor der Finsternis geflohen, um ihr hier erneut zu begegnen, wo uns nur noch die Flucht zum Meer bleibt.«
    »Wir fürchten uns nicht mehr«, sagte Túrin, »jedenfalls nicht alle. Mein Vater hat keine Furcht, und auch ich habe keine oder werde, wie meine Mutter, sie wenigstens nicht zeigen.«
    Als Túrin dies sagte, kam es Sador vor, als seien Túrins Augen nicht mehr die eines Kindes, und er dachte: Für einen unbeugsamen Geist ist der Kummer ein Wetzstein, an dem er sich schärft. Aber laut sagte er: »Sohn Húrins und Morwens, wie es um dein Herz bestellt sein wird, kann Labadal nicht sagen, doch nur selten und nur wenigen wirst du offenbaren, was darin vorgeht.«
    Darauf entgegnete Túrin: »Vielleicht ist es besser, nicht auszusprechen, was man sich wünscht, wenn man es nicht bekommen kann. Aber ich wünschte, Labadal, ich wäre einer der Eldar. Dann könnte Lalaith zurückkehren, und ich wäre noch immer hier, selbst wenn sie lange fort wäre. Sobald ich kann, werde ich als Soldat zu einem Elbenkönig gehen, wie du es getan hast, Labadal.«
    »Du könntest viel von ihnen lernen«, sagte Sador undseufzte. »Sie sind ein hehres und wunderbares Volk, und sie besitzen Macht über die Herzen der Menschen. Und doch denke ich manchmal, dass es besser gewesen wäre, wenn wir sie nie getroffen hätten, sondern bescheidenere Wege gegangen wären. Denn ihr Wissen ist uralt, und sie sind stolz und gebieterisch. In ihrem Licht wird das unsere gemindert, oder es brennt mit allzu heißer Flamme, und das Gewicht unseres Schicksals lastet umso schwerer auf uns.«
    »Aber mein Vater liebt sie«, sagte Túrin, »und ohne sie ist er nicht glücklich. Er sagt, fast alles, was wir wissen, hätten wir von ihnen gelernt und wir seien durch sie zu einem edleren Volk geworden. Und er sagt auch, dass die Menschen, die vor kurzem über die Berge gekommen sind, kaum besser sind als Orks.«
    »Das trifft zu«, erwiderte Sador, »zumindest auf einige von uns. Doch der Aufstieg ist qualvoll, und aus großer Höhe fällt man umso tiefer.«
    Damals war Túrin fast acht Jahre alt. Nach dem Kalender der Edain war es im Monat Gwaeron des Jahres, das unvergessen bleiben wird. Schon munkelten die Älteren über eine große Heerschau und Rüstung, doch der Junge hörte nichts davon. Er merkte wohl, dass sein Vater ihn oft lange ansah, wie jemand etwas Liebes in den Blick nimmt, von dem er sich trennen muss.
    Húrin, der den Mut und die Verschwiegenheit seiner Frau kannte, sprach oft mit Morwen über die Pläne der Elbenkönige und was geschehen könne, wenn sie gut oder schlecht ausgingen. Sein Herz war voller Hoffnung, und er hatte wenig Furcht vor dem Ausgang der Schlacht; denn er glaubte nicht daran, dass irgendeine Macht in Mittelerde dieEldar in ihrer Kraft und Größe würde besiegen können. »Sie haben das Licht im Westen gesehen«, sagte er, »und am Ende muss die Finsternis vor ihrem Angesicht weichen.« Morwen widersprach ihm nicht; denn in seiner Gegenwart erschien die Hoffnung immer glaubwürdig. Aber auch in ihrem Geschlecht war die Kenntnis des Elbenwissens überliefert worden, und sie sagte zu sich selbst: Haben sie nicht selbst dem Licht den Rücken gekehrt, und sind sie nicht jetzt fern von ihm? Vielleicht haben die Herren des Westens sie ja aus ihren Gedanken verbannt, und wie denn können selbst die Älteren Kinder eine der Mächte besiegen?
    Auf Húrin Thalion dagegen schien kein Hauch eines

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