Die Geschichte Der Kinder Hurins. Sonderausgabe.
Vaters, aufgebrochen, viele andere wollten sich unterwegs zum Fürsten von Dor-lómin gesellen und sich hinter seinem Banner zur großen Heerschau vor dem König begeben.
Ohne Tränen nahm Morwen von Húrin Abschied und sagte: »Ich will beschützen, was du in meiner Obhut zurücklässt, was auch immer sein und geschehen wird.«
Húrin antwortete: »Lebe wohl, Herrin von Dor-lómin. Mit größerer Hoffnung als je zuvor ziehen wir jetzt in den Kampf. Glauben wir fest daran, dass die Feier zu dieser Wintersonnenwende fröhlicher sein wird als alle Jahre zuvor und dass darauf ein Frühling ohne Furcht folgt!« Darauf hob er Túrin auf seine Schulter und rief seinen Männern zu: »Lasst den Erben des Hauses Hador den Glanz eurer Schwerter sehen!« Und die Sonne ließ die Klingen von fünfzig gezückten Schwertern aufblitzen, und der Hof hallte wider vom Schlachtruf der Edain des Nordens: Lacho calad! Drego morn! Licht flamme auf! Nacht entfliehe!
Dann sprang Húrin in den Sattel, sein goldenes Banner wurde entrollt, und wieder tönte der Klang der Hörner in den Morgen. So ritt Húrin Thalion davon in die Nirnaeth Arnoediad.
Morwen und Túrin aber verharrten schweigend in der Tür, bis sie in weiter Ferne den schwachen, vom Wind getragenen Klang eines einzelnen Horns vernahmen: Húrin hatte den Hügelkamm überquert, und von dort konnte er sein Haus nicht mehr sehen.
KAPITEL 2
DIE SCHLACHT DER
UNGEZÄHLTEN TRÄNEN
N och heute singen die Elben viele Lieder und erzählen viele Geschichten von der Nirnaeth Arnoediad, der Schlacht der Ungezählten Tränen, in der Fingon fiel und die Blüte der Eldar dahingerafft wurde. Erzählte man sie alle, würde das Leben eines Menschen nicht ausreichen, sie anzuhören. Hier soll nur von jenen Taten berichtet werden, die für das Schicksal des Hauses Hador und der Kinder Húrins des Standhaften von Belang sind.
Nachdem Maedhros schließlich alle Kräfte gesammelt hatte, die er aufbieten konnte, bestimmte er einen Zeitpunkt,und zwar den Morgen des Mittsommertages. An diesem Tag grüßten die Hörner der Eldar den Sonnenaufgang; und im Osten wurde die Standarte der Söhne Feanors erhoben und im Westen die Standarte Fingons, des Königs der Noldor.
Dann blickte Fingon von den Wällen von Eithel Sirion hinaus, und sein Heer war in den Tälern und Wäldern an der Ostseite der Ered Wethrin aufmarschiert, gut verborgen vor den Augen des Feindes; Fingon aber wusste, dass es sehr groß war. Denn alle Noldor von Hithlum waren da versammelt und mit ihnen viele Elben der Falas und aus Nargothrond und eine große Streitmacht der Menschen: Zur Rechten lagerte das Heer von Dor-lómin mit all den Tapferen um Húrin und seinen Bruder Huor, und zu ihnen hatte sich Haldir aus Brethil, ihr Ziehvater, mit vielen seiner Waldläufer gesellt.
Dann blickte Fingon gen Osten, und seine Elbenaugen sahen in der Ferne eine Staubwolke und das Blinken von Stahl wie Sterne in einem Nebel, und er wusste, dass Maedhros ins Feld gezogen war. Und er frohlockte. Dann blickte er in Richtung der Thangorodrim; sie lagen unter einer dunklen Wolke, und ein schwarzer Rauch stieg auf. Nun wusste er, dass Morgoths Zorn geweckt und ihre Herausforderung angenommen war, und ein Schatten des Zweifels fiel auf Fingons Herz. Aber in diesem Augenblick erhob sich ein Raunen, das der Wind aus Süden von Tal zu Tal weitertrug, und Elben und Menschen erhoben die Stimmen voll Staunen und Freude. Denn unverlangt und unverhofft hatte Turgon die Tore von Gondolin geöffnet und war mit einem Heer von zehntausend Mann erschienen, mit schimmernden Panzern und langen Schwertern und einem Wald von Speeren. Als Fingon nun von weitem das große Horn Turgons, seinesBruders, hörte, da wich der Schatten, und sein Mut war gestärkt, und er rief laut aus: » Utúlie’n aure! Aiya Eldalie ar Atanatári, utúlie’n aure! Der Tag ist gekommen! Sehet, ihr Völker der Eldar und Väter der Menschen, der Tag ist gekommen!« Und alle, die hörten, wie seine laute Stimme von den Hügeln widerhallte, riefen zur Antwort: » Auta i lóme! Die Nacht vergeht!«
Es dauerte nicht lange, bis die große Schlacht begann. Denn Morgoth wusste vieles von den Vorbereitungen und Plänen seiner Feinde und hatte für die Stunde ihres Angriffs seine Pläne geschmiedet. Ein großes Heer aus Angband näherte sich bereits Hithlum, während ein weiteres, größeres gegen Maedhros ausrückte, um die Vereinigung der Streitmächte der Könige zu verhindern. Die Orks, die gegen
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