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Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Die Geschichte eines schoenen Mädchens

Titel: Die Geschichte eines schoenen Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Simon
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worden und hatte in seinen Glanzzeiten viele Schiffe davor bewahrt, auf Grund zu laufen. Das Gesicht war durch Metallgitter entstanden, die man vor die oberen Fenster gesetzt hatte; und wenn die Lampe brannte, war das Gesicht aus meilenweiter Entfernung zu sehen. Der Turm war sechzig Fuß hoch, und es hieß, dass der Architekt einen zweiten, der genauso aussah, irgendwo an der Ostküste erbaut hatte. Doch trotz intensiver Nachforschungen war der zweite Turm nie gefunden worden, und kein Mensch wusste, ob die Geschichte nur erfunden war oder ob der Turm den Elementen zum Opfer gefallen war. Jedenfalls war dieser Leuchtturm seit 1947 nicht mehr in Betrieb. Er wurde jahrzehntelang dem Verfall überlassen und geriet vollkommen in Vergessenheit, so dass er auf keiner Karte mehr eingezeichnet wurde.
    Lynnie und Hannah verschwanden in den obersten Raum. »In der Leuchtkammer«, erläuterte Tom.
    Hannah kreischte: »Wir sind wieder da!«, und Lynnie antwortete: »Das ist super!«
    »Jetzt, da der Turm restauriert ist«, fuhr Tom fort, »ist er meine Lieblingssehenswürdigkeit in Poseidon. Die Touristen sind begeistert. Jeder liebt diesen Leuchtturm.«
    Endlich hatte Kate die oberste Stufe erreicht und sie trat in einen verglasten Raum mit einer riesigen Lampe in der Mitte. Die Lampe war höher als Kate und so breit wie drei Menschen, wenn sie sich nebeneinanderstellten, und bestand aus konzentrischen Glasringen. Zum Glück war sie nicht eingeschaltet, so dass sie den großartigen Ausblick in alle Himmelsrichtungen aus den Fenstern genießen konnten, ohne durch Reflexionen auf den Scheibengestört zu werden. Auf einer Seite erstreckte sich der breite Sandstrand mit den imposanten Herrenhäusern, auf der anderen der aufgewühlte, wilde Ozean. Sie fühlten sich dem Himmel mit den tief hängenden dunklen Wolken und dem strömenden Regen sehr nah. Der Sturm umtoste den Turm.
    »Sie waren als Kinder hier oben?«, fragte Tom.
    Hannah drehte sich zu ihm um. »Wir waren mit unseren Eltern auf einer Party im Paulsen House, und ich bin mit Lynnie am Strand spazieren gegangen. Plötzlich zog ein Unwetter auf, und wir haben uns hier untergestellt.«
    »Ich wette, damals sah der Turm nicht so gut aus wie heute.«
    »Die Wette haben Sie gewonnen.«
    »Gab es diese Lampe schon?«
    »Ich glaube, es war eine andere. Sie sah aus wie ein Bienenkorb aus Glas, aber große Teile waren zerbrochen.«
    »Das war diese Lampe. Sie wurde repariert. Diese Glasringe nennt man Ringlinsen – ein gewisser Fresnel hat sie erfunden. Früher wurden sie mit Kerosin betrieben, heute sind die elektrisch.« Hannah ging zur Lampe, um sie sich genauer anzusehen, und Kate stellte sich neben Lynnie.
    Sie stand vor der Glasscheibe mit Blick auf die Küstenlinie. Die Häuser am Strand hatten erleuchtete Fenster. Der Strand war menschenleer, soweit man es bei dem finsteren Himmel erkennen konnte.
    Kate legte den Arm um Lynnie und drückte sie so fest an sich, dass sich ihre Wangen fast berührten. Leise, so dass niemand außer Lynnie es hören konnte, sagte Kate: »Deshalb wolltest du hier Ferien machen, hab ich recht?«
    Lynnie nickte, ohne den Blick von der Aussicht zu wenden.
    »Du wolltest mit deiner Schwester herkommen.«
    »Das stimmt.«
    »Du hast sie sehr glücklich gemacht.«
    »Das freut mich.«
    »Und mich hast du auch glücklich gemacht. Und weißt du, womit?«
    »Weil ich dich hergebracht habe?«
    »Ja, Lynnie, weil du mich teilhaben lässt.«
    Lynnie sah sie an, und Kate hatte das Gefühl, die Verletzlichkeit in Lynnies Seele entdeckt zu haben. Das Kind, das nicht in der Familie bleiben durfte. Die Mutter, die ihr Kind nicht behalten konnte. Die Frau, die ein Leben lang auf einen Mann gewartet hatte, der nicht wiederkommen würde.
    »Bist du immer noch traurig wegen der Dinge, die dir widerfahren sind?«
    »Ja.« Kate beobachtete, dass sich der Ausdruck in Lynnies Augen veränderte. Die Zerbrechlichkeit wich der Sicherheit, Frieden löste den Kummer ab. »Aber ich habe mir das richtige Ziel ausgesucht.«
    »Das hast du«, bestätigte Kate.
    Lynnie wandte sich wieder dem Fenster zu und nahm Kates Hand, und während sie in den wirbelnden Sturm schauten, drückte Kate Lynnies Hand ganz fest. Kate hörte eilige Schritte auf der Treppe. Ihr war gar nicht in den Sinn gekommen, dass sich noch andere Touristen durch dieses Unwetter über den Strand kämpfen könnten.
    Doch als sich Kate zu den Neuankömmlingen umdrehte, sah sie nur eine einzelne Person. Einen

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