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Die Geschichte eines Sommers

Die Geschichte eines Sommers

Titel: Die Geschichte eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wingfield Jenny
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bevor er das Wichtigste überhaupt sagte. »In meinem Zustand, Samuel, kann ich niemandem da draußen in der freien Welt etwas nützen, doch du, du kannst es noch. Und solltest es auch tun. Glaubst du, das Leben wäre angenehm für deine Kinder, wenn du an meiner Stelle hier drinnen wärst? Ich kann dir die Antwort darauf geben, falls du sie nicht weißt.«
    Doch Samuel kannte die Antwort. Tief in seinem Inneren kannte er sie.
    Auch Calla sprach mit Toy über sein Verhalten. Sie sagte, sie könne verstehen, warum er es tat, es aber kaum mit ansehen. Ihm sei bereits so oft in seinem Leben übel mitgespielt worden. Er habe es nie verdient – und nun auch noch das hier.
    »Es ist falsch, die Schuld für etwas zu übernehmen, was man nicht getan hat«, sagte sie. »Du willst allen anderen gerecht werden, nur nicht dir selbst.«
    Toy versicherte, das würde er doch.
    Als Willadee ihn besuchte, stritt sie mit ihm mit Tränen in den Augen. Sie wollte zwar nicht, dass ihr Mann bestraft wurde, wollte aber genauso wenig ihren Bruder verlieren. Wenn sie einfach nur die Wahrheit sagten, die reine Wahrheit, dann könnte doch keine Jury der Welt Samuel zu einer harten Strafe verurteilen.
    »Mach dir nichts vor, Willadee«, sagte Toy. »Menschen lassen sich leicht beeinflussen. Die Leute haben sich doch schon gefragt, was Samuel nur angestellt hat, dass man ihn von der Kanzel vertrieben hat. Wenn du jetzt noch an Bernice’ Eskapaden und die Tatsache denkst, dass sie überall herumerzählt, Samuel wäre so lange hinter ihr her gewesen, bis sie nachgegeben und er sie immer in euer Schlafzimmer geschmuggelt hätte, während du in der Bar gearbeitet hast, dann …«
    Willadee starrte ihn entsetzt an.
    »Dir sagen sie das natürlich nicht ins Gesicht«, sagte Toy. »Zu mir haben sie’s auch nie direkt gesagt, aber eben so, dass ich’s mitbekommen habe. Bloß weil ich nicht viel rede, vergessen die Leute, dass ich hören kann.«
    Auch die Kinder kamen. Swan, Noble und Bienville. Sie waren zu unglücklich, um viel zu reden, deshalb umarmte Toy sie einfach, so gut er konnte, durch die Gitterstäbe. Er würde sie so lange an sich gedrückt halten, bis sie sich von selbst losmachen würden.
    »Bist du denn auch brav?«, fragte Toy Bienville.
    »Ich bin immer brav«, erklärte Bienville und seufzte dabei wie ein alter Mann. »Ich bin schon so lange brav, dass es langsam langweilig wird.«
    Toy grinste, was die Kinder allerdings nicht sehen konnten. Sie hatten ihre Köpfe an die Brust ihres Onkels gedrückt und hassten die Gitterstäbe, die im Weg waren, von ganzem Herzen.
    »Geht es dir wieder besser, Swan?«, fragte Toy als Nächstes.
    »Oma Calla meint, das wird schon wieder«, sagte sie.
    »Da hat deine Oma recht«, antwortete Toy. »Du musst nur fest daran glauben.«
    Dann wandte er sich zu Noble. »Und wie geht’s dir, Kumpel? Alles okay?«
    Noble trat einen Schritt zurück und sah Toy Moses in die Augen. »Ich komm schon klar«, sagte er. Dann fügte er hinzu: »Ich bin so froh, dass ich nach dir benannt bin.«
    Toy sah seinen Neffen fragend an und runzelte die Stirn. »Du bist nicht nach mir benannt. Niemand ist je nach mir benannt worden.«
    »Ich glaub aber doch«, antwortete der Junge, »mein Name ist schließlich Noble.«

41
    Niemand glaubte Swan die Geschichte mit den Mäusen. Ebenso wenig, wie irgendjemand glaubte, dass Sam Lake durch die Luft geflogen war. Allerdings konnte man sich auch nicht logisch erklären, was in dem toten Raum auf der Ballenger-Farm tatsächlich passiert war. Was hatten all die ausgefransten Seilstücke, die zerfetzten Stoffstreifen und der Jutesack, der zu Konfetti zerrupft worden war, zu bedeuten?
    Eines Abends saß Samuel im Dämmerlicht mit Swan auf dem Schoß auf der Veranda. Eigentlich war sie schon zu groß dafür, doch sie war immer noch sein kleines Mädchen.
    »Ich glaube dir das mit den Mäusen«, sagte er zu ihr. »Ich weiß nicht, ob ich dir das schon gesagt hab?«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen«, erklärte sie. »Ich weiß einfach, dass du mir glaubst, genauso wie ich dir glaube, dass du tatsächlich geflogen bist.« Dann fragte sie ihn, ob sie nicht besser aufhören sollten, den Leuten von diesen Dingen zu erzählen, sie hatten doch bereits die reine Wahrheit gesagt, und das müsste doch wohl reichen.
    »Aber wie sollen die Leute denn sonst erfahren, dass selbst heute noch Wunder geschehen?«, fragte Samuel sie.
    »Ich glaube, das mit den Wundern muss jeder für sich selbst

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