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Die Geschichte vom neidischen Dorle

Titel: Die Geschichte vom neidischen Dorle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Günter Krack
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Trittroller fuhr. Ich habe auch gehört, was die anderen Kinder zu dir sagten. Neidhammel haben sie dich gerufen. Findest du den Namen etwa schön?“
    „Nein, Vati.“ Dorle trat von einem Fuß auf den anderen, so verlegen war sie.
    „Ich finde ihn auch nicht schön“, meinte der Vater. „Wenn du so weitermachst, wird es traurig mit dir enden. 

    Weißt du, als ich sah, was du angestellt hattest, verging mir die ganze Lust am Feierabend. Bei dem Zusammenstoß ist das Glas von Peters Rollerlampe entzweigegangen. Ist dir das so gleichgültig?“ „Nein“, murmelte Dorle zögernd. Sie hatte wirklich noch nicht darüber nachgedacht. Die Mutter maß Dorle mit einem vorwurfsvollen Blick.
    „Nein?“ fragte der Vater gespannt. „Was willst du tun, um Peter den Schaden zu ersetzen?“
    „Ich werde ihm — ich werde ihm Geld aus meiner Sparbüchse geben, Vati“, erklärte Dorle stockend.
    „Das willst du wirklich tun?“ Der Vater schien sehr zufrieden über diese Antwort zu sein. Er zog Dorle zu sich heran und sah ihr liebevoll in die Augen. „Das ist fein ..."
    „Ja, ja!“ rief Dorle eifrig. „Wir schließen dann gleich die Sparbüchse auf und machen Schweinchenschlachten ..."
    „Na gut!“ Der Vater lachte und strich Dorle über die Haare. „Und jetzt geh. Wasch dir die Hände. Und dann ..."
    „Mach’ ich gleich die Schularbeiten!“
    Erleichtert sprang Dorle ins Badezimmer. Das war ja noch einmal gut abgegangen. Vielleicht hätte sie das vom Schweinchenschlachten gar nicht zu sagen brauchen? Wer weiß, ob ihr Vati nicht Geld für die Scheibe gegeben hätte?

Aprikosenkompott und Schweinchenschlachten
    Als sich Dorle an den schön gedeckten Abendbrottisch setzte, sah sie nur vor dem Vater ein Schüsselchen mit Aprikosen stehen. Sollte sie heute etwa kein Kompott bekommen? Es war doch genug übriggeblieben! Sie aß ihre Wurstbrote so hastig, daß sie sich daran verschluckte und husten mußte.
    Jetzt zog Vati das Kompottschüsselchen heran und begann, eine Aprikose nach der anderen herauszufischen. Dorle lief das Wasser im Munde zusammen. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, leckte sich mit der Zunge über die Lippen und spürte förmlich den Geschmack der Aprikosen im Munde. „Mutti?“ fragte sie schließlich. „Bekomme ich denn kein Kompott?“
    „Nein“, antwortete die Mutti, nachdem sie den Vater angesehen hatte. „Nein, du bekommst keine Aprikosen.“
    „Aber warum denn nicht?“ erkundigte sich Dorle unschuldsvoll und machte erstaunte Augen.
    „Das müßtest du doch wissen“, entgegnete die Mutter ruhig und füllte ihre Tasse noch einmal mit Tee. „Wer keine Schularbeiten macht, wer vor Neid in der Küche rumtrampelt und wer die Türen wirft, kann auch kein Kompott bekommen.“ Dieses verflixte Wort „Neid“ hing ihr aber auch den ganzen Tag über am Halse! Alles nur wegen der dummen Traude und ihres neuen Kleides.
    Warum bekam Vati Kompott und sie nicht? „Ich möchte auch Kompott haben, wenn Vati welches hat!“ erklärte sie zornig. Der Vater legte mit einem Ruck den Löffel auf den Rand seines Schüsselchens. „Du gönnst es mir wohl ebensowenig wie der Traude ihr Kleid und dem Peter seinen Roller?“
    Seine Stimme klang sehr laut und erregt.
    Statt einer Antwort wiederholte Dorle eigensinnig: „Ich will auch Kompott!“
    „Für dich ist heute keins da. Aber hier ... " Der Vater schob ihr sein Schüsselchen zu, das noch zur Hälfte voll war. „Hier — iß das. Mir ist der Appetit vergangen.“
    Da stand nun das Glasschüsselchen mit den schönen rotgelben Früchten vor ihr. Und dieser wunderbare Duft! Ach, so verführerisch!
    Dorle griff nach dem Löffel und streckte die Hand nach dem Schüsselchen aus. Sie tauchte den Löffel ein und verzehrte die erste Aprikose. Ah! Herrlich!
    Der Vati sah ihr über den Tisch hinweg zu. Wie traurig seine Augen blickten! Das war ja gar nicht auszuhalten! Den ganzen Tag hatte er gearbeitet — und nun mußte er sich so grämen!
    Wonach hatte die Aprikose eigentlich geschmeckt? Gar keinen Geschmack hatte sie. Bitter war sie gewesen! Nein, sie mochte nicht mehr!
    Dorle schob das Schüsselchen dem Vater wieder hin und sagte: „Iß bitte weiter, Vati. Ich — ich wollt’ doch nur mal — nur mal probieren, Vati!“
    Vati hatte anscheinend wieder Appetit bekommen. In aller Gemütsruhe aß er sein Schüsselchen leer, dabei vergnügt schmunzelnd.
    Als der Tisch abgeräumt war, wurde das rosafarbene Sparschweinchen aus der Anrichte

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