Die Geschichte von Liebe und Sex
ohne Essen, dann hast du Hunger. Und ohne ein Dach über dem Kopf, dann bist du arm und schläfst unter den Palmen. Aber es gibt kein Leben ohne Liebe.
Es gibt selbst Leben ohne Sex, hat Großmutter Rosa uns erzählt. Ja, sie hat mit uns Kindern über alles gesprochen. Du kannst leben ohne Sex, hat sie gesagt, vielleicht nicht so gut. Aber ohne Liebe? Dann stirbst du irgendwann. Ganz leise, manchmal merkt es niemand, nicht mal du selbst.
Wie das Leben entstanden ist? Auch durch Liebe. Ja, du kannst ein Baby machen mit Sex. Aber es wird sterben, wenn du es nicht liebst. El espíritu del amor – der Geist der Liebe ist der wichtigste von allen.
Das erste Leben hat Gott gemacht: Die Fische zuerst, dann die Vögel, dann die Tiere auf dem Land, die laufen müssen. Den Menschen hat er aufs Land gesetzt, weil er auch laufen sollte. Und damit er nicht zu übermütig wird.
Ich kann nicht fliegen, und ich kann nicht schwimmen, hat Großmutter gesagt. Jedenfalls nicht hoch und nicht weit. Ich konnte früher über den Zaun fliegen – sie meinte springen – und durch die ganze Bucht schwimmen. Aber das ist nicht wirklich fliegen und schwimmen.
Deshalb hat Gott uns auf die Erde gebracht. Damit wir laufen und lieben. Das können wir lernen. Demütig. Nicht so angeberisch. Und wenn wir sterben, gehört das zum Leben. Kein Stein kann sterben. Kein Stein kann laufen oder lieben. Die Liebe ist das wichtigste. Noch wichtiger als das Laufen. So hat Großmutter Rosa mit uns gesprochen, als wir noch klein waren.«
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Interview mit dem Autor in Panama-Stadt, 1997.
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|26| Sex zum Überleben?
Über viele Milliarden Jahre konnte sich Leben auf der Erde entwickeln, weil es überlebensgeschichtlich zunächst nur um eines ging: Die Überwindung der monotonen Zellteilung und die Entwicklung von Vielfalt durch die Befruchtung zweier Zellen. So ist der Startschuss gegeben zur Entstehung immer neuer Arten von zuerst pflanzlichem und später tierischem Leben – die unendliche Evolution. Sex ist die bislang sicherste Form der Arterhaltung auf unserem Planeten. Denn jeder Sex ermöglicht prinzipiell die Weiterentwicklung bestehender Arten.
Vielfalt ist die Voraussetzung für Anpassungsmöglichkeiten an Veränderungen der Umwelt – allen voran das Klima. In der Geschichte des Planeten Erde gab es immer wieder sehr unterschiedliche Klimabedingungen, die extremsten davon Eiszeiten, in denen bis zu 95 Prozent aller Lebewesen starben. Nur die 5 Prozent, die sich schnell genug durch Vermehrung anzupassen wussten, hatten eine Chance.
Da konnten Lebewesen so stark sein wie die Dinosaurier: Die große Eiszeit vor 65 Millionen Jahren, in der sie als kaltblütige Reptilien elendig zugrunde gingen, überlebten wesentlich kleinere Lebewesen, die als Warmblüter ihr körpereigenes Heizsystem zu entwickeln verstanden. Dazu gehörten auch die ersten Primaten, Vorläufer der späteren Menschenaffen, die den heutigen Eichhörnchen ähnlich sahen und ebenfalls auf Bäumen wohnten. Gleichwohl ist kein Hochmut am Platze: Die Dinosaurier lebten immerhin rund 150 Millionen Jahre lang auf unserem Planeten. Die Geschichte des Menschen – von den ersten Urmenschen gerechnet – dauert bis heute dagegen gerade einmal fünf Millionen Jahre.
Vor gut 30 Millionen Jahren leben die ersten Früh-Menschenaffen, auch Hominiden genannt, die immer geschickter im Gebrauch ihrer Hände werden. Unabhängig voneinander entwickeln sich die verschiedenen Arten von Menschenaffen: Vor rund 22 Millionen Jahren zuerst die Gibbons, vor etwa 16 Millionen Jahren die Orang-Utans und vor sieben Millionen Jahren die Gorillas. Vor gut sechs Millionen Jahren entstehen schließlich auch die Schimpansen, deren Erbgut bis heute zu 99 Prozent mit dem des Menschen übereinstimmt.
Die Entscheidung, ab wann wir von den ersten Menschen sprechen |27| können, ist willkürlich: Fraglos gab es zahllose Übergänge zwischen Menschenaffen und Urmenschen, von denen wir zum Teil auch deshalb nichts wissen, weil sie ausgestorben sind, ohne Spuren zu hinterlassen. Das vielleicht bekannteste Beispiel eines ausgestorbenen Verbindungsglieds zwischen Urmenschen und modernem Menschen ist der ehemals in Europa und Afrika vorkommende Neandertaler, der sich weder anzupassen noch mit anderen Arten zu mischen verstand und so vor etwa 30 000 Jahren ausstarb.
Es besteht weitgehende Einigkeit, dass die Entwicklung des Urmenschen in verschiedenen Teilen der Welt begann, aber nur auf einem Kontinent
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