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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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brach in Tränen aus.
    »Ich hab gedacht, die bringen uns um!«, sagte sie. »Die beiden … Aber du hättest mal Toby sehen müssen! Die war so krass! Die hat ihre alte Flinte genommen, und dann haben wir sie mit Steinen beworfen und gefesselt, aber dann …«
    »Wahnsinn«, sagte Manatee und warf einen Blick auf die Craker, die tuschelnd durchs Tor drängten. »Der ganze Zirkus aus dem Paradies.«
    »Das sind sie also, ja?«, sagte Crozier. »Die nackten Freaks, die Crake gebastelt hat? Die unten am Meer wohnen?«
    »Ich finde, du solltest sie nicht Freaks nennen«, sagte Ren. »Die können euch hören.«
    »Es war nicht nur Crake«, sagt Manatee. »Wir alle haben beim Paradies-Projekt an denen gebastelt. Ich, Swift-Fuchs, Elfenbeinspecht …«
    »Wieso sind sie mitgekommen?«, fragte Crozier. »Was wollen die hier?«
    »Sie wollten nur helfen«, sagte Toby. Auf einmal war sie todmüde. Sie wollte jetzt nur noch in ihre Nische taumeln und schlafen. »War sonst jemand hier?« Zeb hatte gleichzeitig mit ihr das Lehmhaus verlassen, um nach Adam Eins und anderen überlebenden Gottesgärtnern zu suchen. Sie wollte wissen, ob er schon zurück war, aber nicht direkt fragen. Nicht klammern, nicht jammern, wie die Gärtner damals immer sagten, wobei Toby ohnehin nur selten ihre Gefühle zeigte.
    »Nur die Schweine«, sagte Crozier. »Die haben mal wieder versucht, sich unterm Gartenzaun durchzuwühlen. Wir haben die Lampen auf sie gehalten und dann sind sie abgehauen. Was ein Spraygewehr ist, haben sie inzwischen verstanden.«
    »Seitdem wir ein paar Exemplare zu Speck verarbeitet haben«, sagte Manatee. »Frankenschweins Speck sozusagen. Ist mir nicht ganz geheuer, dass wir die essen. Mit ihrem menschlichen Neokortex-Gewebe.«
    »Crakes Monster haben aber hoffentlich nicht vor, hier einzuziehen«, sagte Swift-Fuchs, die mit Tamaraw aus dem Haupthaus gekommen war. Toby kannte sie nur aus der kurzen Zeit im Lehmhaus, bevor sie auf die Suche nach Amanda aufgebrochen war: Swift-Fuchs. Sie musste über dreißig sein, aber das, was sie anhatte, sah aus wie ein Rüschennachthemd für zwölfjährige Mädchen. Wo hatte sie bloß diesen Fummel her?, fragte sich Toby. Aus irgendeiner geplünderten Kinderpornoboutique oder Hundertdollarrampe?
    »Ihr seid bestimmt erschöpft«, sagte Tamaraw zu Toby.
    »Wieso habt ihr die mitgeschleppt?«, fragte Swift-Fuchs. »Das sind doch viel zu viele. Die können wir nicht auch noch durchfüttern.«
    »Müssen wir auch nicht«, sagte Manatee. »Die essen Blätter, wie du dich vielleicht erinnerst. Crake hat sie extra so entworfen. Damit sie keine Landwirtschaft betreiben müssen.«
    »Ach ja«, sagte Swift-Fuchs. »Das war ja dein Modul. Ich saß an ihrem Hirn. Stirnlappen, die sensorischen Modifikationen. Ich hätte sie ja gern ein bisschen weniger langweilig gemacht, aber Crake wollte keine Aggression, nicht mal Humor. Das sind wandelnde Kartoffeln.«
    »Die sind total nett«, sagte Ren. »Zumindest die Frauen.«
    »Ich vermute, die Männer wollten sich mit euch paaren; typisch. Na ja, solange ich mich mit denen nicht unterhalten muss«, sagte Swift-Fuchs. »Ich geh wieder schlafen. Nacht, Leute, und viel Spaß mit dem Gemüse.« Sie gähnte und streckte sich und schlenderte langsam davon.
    »Was ist die denn so zickig?«, fragte Manatee. »Das geht schon den ganzen Tag.«
    »Hormone vermutlich«, sagte Crozier. »Aber das Nachthemd!«
    »War wohl ne Nummer zu klein«, sagte Manatee.
    »Ist dir also aufgefallen«, sagte Crozier.
    »Vielleicht hat ihre Zickigkeit andere Gründe«, sagte Ren. »Wär ja immerhin denkbar.«
    »Tut mir leid«, sagte Crozier und legte ihr den Arm um die Schulter.
    Vier der Crakermänner lösten sich von ihrer Gruppe und gingen mit wedelndem Penis hinter Swift-Fuchs her. Irgendwo hatten sie noch mehr Blumen gepflückt; sie fingen an zu singen.
    »Nein!«, sagte Toby mit scharfer Stimme wie zu einem Hund. »Hiergeblieben! Bei Schneemensch-Jimmy!« Wie sollte sie ihnen klarmachen, dass sie sich trotz Blumen, Ständchen und Schwanzgewedel nicht einfach kollektiv auf jede junge Nicht-Crakerfrau stürzen konnten, die verfügbar roch? Aber da waren sie schon hinter dem Haupthaus verschwunden.
    Die beiden Träger setzten Jimmy ab. Schlaff saß er da und lehnte sich gegen ihre Knie. »Wo wird Schneemensch-Jimmy sein?«, fragten sie. »Wo können wir ihn beschnurren?«
    »Er braucht ein eigenes Zimmer«, sagte Toby. »Wir suchen ihm ein Bett, und dann hole ich die

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