Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Meuterer vom Kapitän gehortetes Getreide, Butter, Schweinefleisch, Erbsen, Zwieback und ein Fass Bier gefunden.
    Die restliche Reise der
Discovery
verlief alles andere als reibungslos. Laut Prickett kamen am 28.   Juni bei einer tragischen Begegnung mit Ureinwohnern vier Männer ums Leben. Und auf dem Rückweg nach England bestand die einzige Nahrung der Seeleute aus den Knochen der Vögel, die sie zuvor geschossen und gegessen hatten. Dafür wurden die Knochen in Kerzenwachs gebraten und dann Weinessig dazugegossen.
    Auf dieser Fahrt starb ein weiteres Besatzungsmitglied   – vermutlich an Hunger. Robert Juet sei »elendig und aus reinem Mangel gestorben«. Die restlichen Männer schienen daraufhin aufzugeben: »Manche saßen einfach da und sahen zu, wie sich Vorsegel oder Hauptsegel lösten, das Tuch flatterte oder zerriss, und machten keine Anstalten, zur Tat zu schreiten oder auch nur Hilfe herbeizurufen.«
    Dann entdeckten sie einen Zipfel Land: Irland.
    Doch selbst das brachte nicht die erhoffte Rettung, da die Iren, denen sie begegneten, »weder Brot noch Getränk noch Geld besaßen«. Schließlich mussten die Männer einen Anker und einige Taue für Brot, Bier und Fleisch eintauschen, sodass sie nach England weitersegeln konnten.
    Nur acht der ursprünglich zweiundzwanzig Besatzungsmitglieder der
Discovery
schafften es zurück nach England. Sie trafendort mit einem Schiff ein, auf dessen Deck sich riesige Blutflecke befanden. Nach Angaben der Überlebenden stammten diese jedoch vom Angriff der Ureinwohner und nicht von der Meuterei. Praktischerweise waren, wie sie weiter behaupteten, sämtliche Hauptverantwortlichen der Meuterei auf dem Rückweg gestorben: Juet, Greene und William Wilson.
    Trotz der bösen Warnungen, dass ihnen nach ihrer Rückkehr nach England der Strick drohen würde, geschah zunächst gar nichts. Prickett, Robert Bylot und der Schiffsarzt Edward Wilson erstatteten Bericht oder lieferten eidesstattliche Erklärungen ab, und eine der zuständigen Schifffahrtsbehörden äußerte die Ansicht, dass es angemessen sei, sie zu hängen. Doch niemand schien es eilig zu haben, dem nachzukommen.
    Wilsons Bericht vom 25.   Januar 1611 weicht ein wenig von Pricketts Angaben ab. So habe Staffe lediglich um Kleidung und nicht um seine Kiste gebeten, als er in die Schaluppe stieg. Außerdem seien sechs der Männer, die in die Schaluppe gesetzt wurden, der Meinung gewesen, sie sollten Hudson und John King lediglich Gesellschaft leisten, während die Meuterer die Vorräte gerecht verteilten. Diese Männer seien freiwillig in die Schaluppe gestiegen, so Wilson, »verlangten aber später, als sie herausfanden, dass sie nicht an Bord zurückkehren durften, nach Kleidung, von denen ihnen einige Stücke ausgehändigt wurden«.
    Es wirkt seltsam, dass diese Männer sich mehr um Kleidung als um Nahrung gesorgt haben sollen.
    Außerdem gab Edward Wilson an, dass er erst von der Meuterei erfahren habe, als diese schon fast vorüber gewesen sei und er den gefesselten Kapitän entdeckt habe. »Ich wäre aus meiner Kajüte gekommen und hätte ihnen etwas zu essen gegeben, aber jene, die den Master gefesselt hatten, sagten mir, wenn ichzufrieden sei, solle ich besser dafür sorgen, dass es auch so bleibt«, behauptete Wilson.
    Machte er sich damit ebenfalls schuldig? Waren alle acht Überlebenden der
Discovery
der Meuterei schuldig, weil sie nicht mit ihrem Kapitän in die Schaluppe gestiegen waren?
    Es dauerte fünf Jahre, ehe jemand beschloss, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Es ist nicht schwer zu verstehen, warum die Justiz so langsam arbeitete, wenn man weiß, was in dieser Zeit sonst noch geschah: Im Jahr 1612 kehrten mindestens zwei Überlebende der
Discovery
, Robert Bylot und Abacuk Prickett, mit Unterstützung einer neuen Gesellschaft namens »Die Entdecker der Nordwestpassage« in die Hudson Bay zurück.
    Vermutlich haben sie erklärt: »Wenn ihr uns wegen Mordes aufhängt, werdet ihr nie erfahren, ob wir tatsächlich herausgefunden haben, wo sich die geheimnisvolle Nordwestpassage befindet.«
    Möglicherweise haben sie obendrein versprochen, nach Hudson und den anderen Gestrandeten zu suchen.
    Bylot, Prickett und der Rest ihrer Expedition fanden weder die Nordwestpassage noch irgendein Zeichen von Hudson und seinen Männern. 1616 machte sich Bylot ein weiteres Mal auf die Suche nach der Nordwestpassage, diesmal in der Baffin Bay.
    Und natürlich schlug auch dieser Versuch fehl.
    Ebenfalls im Jahr

Weitere Kostenlose Bücher