Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Gestalten eilen, mußte mir dort eine Waffe beschaffen und die Verfolgten gegen die Leemfreunde verteidigen. Das war durchaus möglich. So war mein Leben auf Kregen oft genug verlaufen. Man erwartete von mir, daß ich sofort zu den Waffen griff und das Leben derjenigen Person in dieser Gruppe rettete, an der die Herren der Sterne ein Interesse hatten – es mochte sich auch um zwei Menschen handeln, etwa Mutter und Kind.
    Was sie mit den Personen vorhatten, die ich vor dem Tod bewahrte, wußte ich damals nicht. Es war mir auch gleichgültig.
    Diesmal aber war ich Prinz Majister. Diesmal saßen meine Frau und mein Sohn in einem winzigen Dorf fest und wurden von Ungeheuern angegriffen, die auf der anderen Seite der Welt zu Hause waren.
    Hinter den fliehenden Relts machte ich zwei bewaldete Berggipfel aus, die wie Zuckerhüte aussahen. Ich kannte diese Berge – wir befanden uns auf der Insel Vilasca! Vilasca lag kaum zwanzig Dwaburs südlich von den Nairnairsh-Inseln, und ein Stück weiter südlich davon Unter-Kairfowen. Und auf dieser Insel – Panashti!
    Ich sprang auf.
    Kaum zwanzig Dwaburs! Keine hundertundfünfzig Kilometer! Ein Voller legte diese Strecke in zwei Burs oder weniger zurück – in gut einer Stunde irdischer Zeitrechnung. Wenn das Flugboot von der schnellen Sorte war ...
    Ein Stück entfernt waren die Leemfreunde an Land ausgeschwärmt und hatten die Einheimischen überrascht. Ein blutiger Kampf war im Gange. Vilasca gehörte nicht zu meinem Reich; ich war nicht Strom oder Kov dieser Insel. Die Relts taten mir leid, trotzdem wußte ich genau, wo meine Pflicht lag.
    Die Vollerkontrollen fühlten sich warm an unter meinen Händen. Ich bewegte energisch die Hebel. Wieder drückte ich den Geschwindigkeitshebel ganz durch. Das Flugboot sprang in die Luft, raste in steiler Kurve nach Südosten. Zwanzig Dwaburs entfernt ...
    Ich hatte mir das Boot ausgesucht, das am schnellsten aussah – und mein Urteilsvermögen wurde nun bestätigt, während ich durch die Luft raste. Irgendwo jenseits des nordwestlichen Horizonts lag die Hauptinsel Vallia, jenes mächtige Inselreich Vallia, über das Delias Vater herrschte, der Großvater meiner Kinder. Auch dort würde man Vorsorge gegen diese grausame Gefahr treffen müssen.
    Und was die Herren der Sterne anging – nun, lieber sah ich sie zu den Eisgletschern von Sicce eingehen, als daß ich Delia und Drak aufgab!
    Ich raste durch den Himmel. Im Rückblick hielten sich die Herren der Sterne im ersten Augenblick wohl nur deswegen zurück, weil ich ihre Befehle bisher stets befolgt hatte. Schon einmal hatte ich mich eines Flugbootes bemächtigt und den Ort meines Einsatzes verlassen, um eine Armee zu Hilfe zu rufen – in Migladrin, als Turko und ich nach Valka zurückgeflogen waren, um die Kämpfer zu holen, die in der Schlacht der Roten Missals gesiegt hatten. Aber damals hatte ich keinen Schauplatz verlassen, der das sofortige Eingreifen erforderte. In einer solchen Situation war ich stets gehorsam aufgesprungen und hatte mich in den Kampf gestürzt, um jene zu retten, denen die Fürsorge der Herren der Sterne galt.
    Diesmal aber war ich der Aufgabe ausgewichen.
    Eine Bur verging, dann eine weitere Viertel-Bur.
    Unter mir tauchten die Nairnairsh-Inseln auf.
    Ich hatte es nicht mehr weit! Meine Männer mußten durchhalten, bis ich wieder bei ihnen war, um sie in den Sieg zu führen!
    So stolz sind die Prinzen zweier Welten!
    Ein Schatten fiel auf mich. Ich hob den Kopf. Der rotgoldene Bote der Herren der Sterne bewegte sich am Himmel, kreisend, gemächlich gleitend. Er beobachtete mich. Ich schüttelte nicht die Faust. Ich ignorierte das Tier.
    Vergeblich! Der Vogel schoß herbei, schien sich auf den Voller stürzen zu wollen. Ein heiseres Kreischen gellte auf.
    »Was tust du da, Dray Prescot?«
    »Du alter Onker! Meinst du wirklich, ich würde Frau und Kind für euch in Todesgefahr zurücklassen?«
    »Ja!«
    Ich begann das Wesen laut zu verfluchen. Der Voller blieb auf Kurs. Tief unter mir tauchte Panashti auf.
    Ich hielt im Sturzflug darauf zu.
    Die Shanks hatten angegriffen; Leichen lagen in der Palisadeneinfriedung. Ein Getümmel am Waldrand ließ erkennen, daß jeden Augenblick ein neuer Angriff beginnen konnte. Ich mußte jetzt dort unten sein, an der Spitze meiner Männer, Delia und Drak schützend!
    Während sich der Gdoinye mit ausgebreiteten Flügeln näherte, sah ich die schuppigen Fischköpfigen inmitten eines schützenden Pfeilhagels zum Angriff antreten.

Weitere Kostenlose Bücher