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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Bankiers, der sich um meine Angelegenheiten kümmerte, werde ich nicht nennen. Den Gründer des Instituts hatte ich auf dem Schlachtfeld von Waterloo vor einem schlimmen Ende bewahrt; seine Söhne hielten mich jetzt für meinen eigenen Nachkommen. Jedenfalls verstand es die Familie, den Mund zu halten. Es gibt kaum etwas, das einen umsichtigen, geschickten und eleganten Bankier aus der City von London aus der Ruhe bringen kann.
    Die guten Investitionen dieser Fachleute hatten mich zu einem vermögenden Mann gemacht – ein Umstand, der mir allerdings nicht das geringste bedeutete.
    Jeden Tag hallten mir die schrecklichen Worte durch den Kopf: »Auf die Erde – für immer! «
    Ich mußte einfach davon ausgehen, daß Delia und Drak und die anderen in Sicherheit waren, daß sie den Angriff auf das Dorf abgewehrt hatten, daß Tom umgekehrt war, um nach seinem Prinzen zu schauen, und daß seine Regimenter den Kampf zu unseren Gunsten entschieden hatten. Das mußte ich mir immer wieder vor Augen führen. Jede andere Möglichkeit führte unweigerlich in den Wahnsinn.
    Die Bankiers waren zwar nüchtern und selbstbewußt, bedachten mich aber dennoch mit schiefen Blicken. Ich zog mich von der Umwelt zurück und lebte in London wie ein Einsiedler. Ein Jahr verging, dann ein zweites. Die Verzweiflung nagte an mir. Aber ich wußte nicht, ob der verfluchte Vogel wirklich im Ernst gesprochen hatte. Für immer, wirklich für immer?
    Als ich eines nebligen Tages aus meinem schmalen, bleiverglasten Fenster auf die dahineilenden Massen in der Straße hinabschaute, die Kutschenlampen in allen Farben schimmerten, jedes Licht ein kleiner kreisförmiger Punkt abseits der anderen, schimmernde Feuchtigkeit an den Bäumen und Geländern – da faßte ich einen Entschluß. Eines Tages, so nahm ich mir vor, eines Tages würde ich nach Kregen zurückkehren. Ich wollte das unterbrochene Leben wieder aufnehmen. Dies vorausgesetzt, war es dann nicht eine gute Idee, hier auf der Erde so viel wie möglich zu lernen, um solche Kenntnisse dann auf Kregen in die Praxis umzusetzen?
    Mein Leben hier auf der Erde mußte einen Sinn erhalten.
    Diesen Sinn sah ich in einem gründlichen Studium aller Fächer, die ich belegen konnte. Ich wollte als Meister der Staatskunst, der Wissenschaften, der Technik und der Kriegführung in meine zweite Heimat zurückkehren. Ich wollte Antworten suchen auf Fragen, die mich schon auf Kregen oft geplagt hatten.
    Ein törichtes, ein pathetisches Vorhaben – vielleicht sogar lächerlich? O ja. Aber ich fand in diesen Projekten seelischen Halt und bewahrte mir die geistige Gesundheit – meine Stütze war die Vorstellung, daß ich mir eine Zukunft auf Kregen schaffen konnte.
    So riß ich mich denn aus der Lethargie und verließ London. Auf der Magdalenen-Brücke in Oxford stehend, starrte ich zu den Sternen empor.
    Der emporgereckte Schwanz des Skorpions war kaum zu sehen, doch ich konnte mir das Bild deutlich vorstellen. Der rote Stern, der Antares war, der riesige rote Stern und sein kleiner grüner Begleiter – vor meinem geistigen Auge sah ich die Konstellation des Skorpions. Mein Gesichtsausdruck muß von unendlicher Sehnsucht und unvorstellbarem Bedauern geprägt gewesen sein.
    Um meine Entschlossenheit zu untermauern und die Sache wissenschaftlich und logisch anzugehen, erstellte ich eine Liste von Fragen, die ich zu klären hoffte, auch wenn all diese Rätsel mir nicht so wichtig waren wie mein Leben mit Delia und meiner Familie auf jenem fernen Planeten.
    Oben auf der Liste standen natürlich die Everoinye, die Herren der Sterne.
    Es folgten die Savanti, die sterblichen, doch übermenschlichen Wesen aus Aphrasöe.
    Schließlich die Todalpheme, die Meteorologen und Gezeitenwächter Kregens.
    Es folgte eine Aufstellung verschiedener seltsamer Völker, von denen ich Ihnen bisher nur einen kleinen Teil vorgestellt habe – darunter die Volroks, die fliegenden Menschen von Havilfar.
    Dann die Zauberer von Loh.
    Natürlich durfte ich das Geheimnis der Silberkästen aus den Flugbooten nicht vergessen; in Valka mußten wir noch immer Voller produzieren, die lediglich Auftrieb hatten und die in der Luft wie Segelschiffe vom Wind abhängig waren.
    Was die übrigen, noch offenen Probleme anging, so war diese Liste wahrlich eindrucksvoll. Jeder, der meine Bänder bisher abgehört hat, weiß das.
    Die verschiedensten Religionsgruppen wurden aufgezählt, davon an erster Stelle der widerliche Kult um Lem den Silber-Leem.
    Und dann

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