Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
Vom Netzwerk:
auch mich getroffen, wenn auch unabsichtlich, denn Ihr seht plötzlich überall Giftmörder am Werk, wo keine sind.«
    Ich nutzte seine Verblüffung, um an ihm vorbeizuschlüpfen und die Treppe hinaufzugehen. Aber ich irrte mich, als ich glaubte, ihn in jeder Hinsicht abgeschüttelt zu haben.
    Er rief mir nach: »Mag sein, dass ich bei Gersvind einen Fehler gemacht habe. Aber nicht bei Euch. Ihr kennt eine Frau namens Fionee?«
    Ich blieb abrupt stehen. Ohne mich umzudrehen, verharrte ich am Ende der Treppe und hörte Gerold näher kommen. Wieder stand er vor mir und sah mich an.
    Â»Nicht nur Ihr habt Überraschungen in der Hinterhand, Ermengard. Als Seneschall gehört es zu meinen Aufgaben, den Haushalt des Königs im Auge zu behalten, zu dem auch die königlichen Konkubinen gehören. Als Mathilda diese Fionee aufsuchte, stellte ich ein paar Leute ab, die Näheres in Erfahrung brachten - selbstverständlich diskret und ohne mit der Kräuterfrau zu sprechen. Der Grund, weshalb
Mathilda - und Eugenius - die Kräuterfrau aufsuchten, ist mir mittlerweile bekannt und Euch vermutlich auch: Die beiden ließen ihr gemeinsames Kind wegmachen. Ein schweres Vergehen, gewiss, aber eines, das öfter vorkommt, als man denkt. Wie groß war dagegen meine Verblüffung, als die Spitzel mir berichteten, dass Ihr, Ermengard, Fionee mehrmals aufgesucht habt. Wohl kaum aus demselben Grund wie Mathilda und Eugenius, nicht wahr?«
    Â»Ich habe Nachforschungen angestellt«, sagte ich.
    Â»Zweifellos. Das war auch mein erster Gedanke. Aber Ihr werdet zugeben, dass es ein zu großer Zufall ist, dass genau zu dem Zeitpunkt, als Ihr die Bekanntschaft einer Engelmacherin - und somit Giftmischerin - macht, Euer Gemahl tödlich erkrankt, ein kräftiger, gesunder Mann. Bedenkt man die übrigen Umstände - Eure Kinderlosigkeit, seine Bevorzugung Emmas -, ergibt sich ein Verdacht. Niemand versteht das besser als Ihr, die selbst nach Geheimnissen gräbt und Leute verdächtigt.«
    Erneut wusste ich nicht mehr weiter. Was sollte ich darauf entgegnen? Gerold hatte recht. Ich war verdächtig. Ich war schuldig und Fionee ebenso, doch wenigstens sie sollte nicht in den Sog hineingezogen werden. Um ihr Zeit zu verschaffen, sich möglichst weit von Aachen zu entfernen, sagte ich: »Lasst uns in drei Tagen darüber sprechen, nach Weihnachten.«
    Â»Nein, jetzt.«
    Â»Ich verspreche Euch, Ihr werdet von meiner Aussage nicht enttäuscht sein. Ihr bekommt, was Ihr wollt, Gerold, aber nicht heute. Ich bitte Euch.« Als er nichts sagte und sich nicht von der Stelle rührte, wiederholte ich: »Ich bit te Euch.«
    Da er noch immer nicht reagierte, fiel mir nichts anderes
ein, als erneut vor ihm zu fliehen. Ich schlüpfte geschwind unter dem Arm hindurch, der mir den Weg versperrte, und eilte mit großen Schritten in mein Gemach.
    Ich warf die Tür mit lautem Schlag hinter mir zu.
    Nur einen Lidschlag später öffnete sie sich.
    Â»Was fällt Euch ein«, rief ich, »mein Gemach zu betreten.«
    Mein Protest ließ ihn ungerührt. »Ich habe dem König von Mathilda und Eugenius erzählt, einen Tag vor Mathildas Tod. Aber ich habe die Engelmacherin mit keinem Wort erwähnt, und vor allem habe ich Euch nicht verraten. Wenn ich dem König berichte, dass an Arnulfs Tod nichts Verdächtiges ist, wird er es mir unter Umständen glauben, den Hausarrest aufheben und Eure Ehre wiederherstellen. Ihr habt dann nichts zu befürchten.«
    Immerhin fiel mir auf, dass Gerold wie über eine feststehende Tatsache sprach.
    Ich fragte skeptisch: »Den König belügen? Wieso tut Ihr das für mich?«
    Â»Es gibt etwas, das Ihr nicht wisst, allenfalls ahnt. Aber ich bin mir nicht sicher.«
    Er kam langsam näher. Ich wich zurück, sodass wir begannen, umeinander zu kreisen wie zwei Katzen.
    Â»Ich begehre Euch, Ermengard.« Schweigen. »Schon seit vielen, vielen Jahren.« Schweigen. »Ihr macht Euch keine Vorstellung davon, wie es ist, wenn man unglücklich liebt und wenn es wenig Hoffnung gibt.« Schweigen. »Ich habe mit Euch gelitten, als Ihr schwere Tage hattet, und war in Gedanken stets bei Euch. Aber wenn ich Euch begegnete, musste ich so tun, als wärt Ihr mir gleichgültig. Erst in letzter Zeit fand ich den Mut zu mehr. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Ich hoffte, wenn ich Euch erzähle, dass Hugo
der Sohn

Weitere Kostenlose Bücher