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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Schurke wollte ich in Frage stellen. Das haben vor mir schon andere gemacht, aber mich einzureihen, war verlockend. Es ist natürlich jedem erlaubt, sich eine eigene Meinung zu bilden, aber ich finde Ermengard faszinierend.
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    Noch ein paar Worte zur Handlung und den geschichtlichen Grundlagen. Die Morde in der Pfalz sind frei erfunden und demzufolge auch alles, was im Roman damit zusammenhängt, also die Ermordeten, die Täter, die Giftmeisterin... Ich habe mit Fionee zum ersten Mal eine Figur erschaffen, die ȟbersinnliche« Fähigkeiten besitzt, und ich habe lange überlegt, ob ich das wirklich möchte, da ich diesen Dingen skeptisch gegenüberstehe. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich entdeckt habe, dass die im Roman erwähnten Fähigkeiten Fionees durchaus nicht übersinnlich sind. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die nachgewiesenermaßen über die Begabung verfügen, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden. In siebenundneunzig Prozent der Fälle gelingt ihnen das tatsächlich: Sie sehen Menschen anhand gewisser Kriterien das Lügen an. Ähnliches gilt für die überragende Intuition, die Fionee an den Tag legt, wenn sie »sieht«, welches
Schicksal Ermengard bevorsteht. So etwas kommt auch in unseren Tagen öfter vor, als man denkt. Angefangen von jenem Mann, der vorzeitig aus einem Londoner Bus stieg, weil eine innere Stimme ihm sagte, dass Gefahr drohe - eine Minute später flog der Bus in die Luft. Bis hin zu Frauen und Männern aller Weltreligionen, die sich in Trance in andere Menschen hineinversetzen können. Da bleiben natürlich Fragezeichen - aber die bleiben bei Fionee ja auch.
    Karl der Große - Charlemagne, wie die Franzosen ihn nennen - wird von mir aus der Sicht Ermengards beschrieben, wobei Ermengards Gedankenwelt selbstverständlich nicht unabhängig von der meinen ist. Wo sie von Karl enttäuscht ist, bin ich es auch, wo sie sich über ihn empört, empöre auch ich mich über ihn, und wo sie von den ungleichen, aber miteinander verbundenen Geschwistern Westfranken und Ostfranken (Frankreich und Deutschland) spricht, gibt Ermengard die ehrliche Meinung des Autors wieder.
    Das »Urteil«, das im Roman über Karl/Charlemagne gefällt wird, erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, was auch gar nicht möglich ist, da Ermengard ihre Aufzeichnungen im Jahr 799 schreibt und der König und Kaiser Karl noch vierzehn Regierungsjahre vor sich hat. Die im Roman und speziell in Ermengards Erinnerungen beschriebenen Ereignisse berücksichtigen allerdings die aktuelle Geschichtsforschung. Um nur einige Beispiele zu geben: Das »Blutgericht von Verden« und die anderen Gräuel während der Sachsenkriege entsprechen ebenso den Tatsachen wie die erst halb fertige Pfalz Aachen oder Karls Egoismus bezüglich seiner Töchter, die er nicht verheiratete, um sie weiterhin um sich zu haben. Da die Details vieler Ereignisse beziehungsweise das Schicksal einiger historischer Figuren nicht bekannt oder umstritten sind - beispielsweise
das Schicksal Gersvinds oder die Vorgänge während des Blutgerichts von Verden -, habe ich sie nach eigenem Gutdünken gestaltet.
    Eine kleine Änderung der Geschichte habe ich in der Nebenhandlung bezüglich des Papstes vorgenommen. Leo III. wurde zwar tatsächlich Opfer einer Adelsrevolte und musste aus Rom ins Frankenreich fliehen, wo er bei König Karl Schutz suchte und seine Rückkehr nach Rom beriet. Doch fand besagte Revolte einige Monate vor der Romanhandlung statt, und außerdem ließ Karl, der zu jener Zeit tatsächlich in der Pfalz Aachen weilte, den Papst in Paderborn unterbringen. Da ich die Einheit von Zeit und Ort aus so nichtigem Anlass nicht zerstören wollte, habe ich Leo kurzerhand nach Aachen kommen lassen.
    In vielen Detailinformationen war ich dafür wieder sehr genau. Fünf Beispiele: Aachen war zur Zeit der Erbauung der Pfalz noch ein Hüttendorf; der Reichstag zu Frankfurt beschloss die Vereinheitlichung der Münzgewichte; Königin Fastrada war launisch und unbeliebt, sie wurde im erwähnten Kloster St. Alban bei Mainz beigesetzt, die Grabinschrift habe ich original übernommen; die Kebsehe (Konkubinenehe) war damals noch sehr verbreitet und wurde erst später von der Kirche streng verdammt; es gab keine einheitliche Strafverfolgung von Engelmacherinnen im fränkischen Reich (in Friesland, zum

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