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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Falle ging. Gerold erwartete mich bereits.«
    Im Grunde war alles gesagt. Nur das Wichtigste nicht.
    Â»Warum, Gerlindis?«
    Â»Das fragst du mich ernsthaft?«
    Â»Aber ja.«
    Â»Du fragst mich >Warumherausgeholt und mir gezeigt, was möglich ist. Hast du wirklich geglaubt, ich würde mich mit irgendeinem Nichtsnutz zufriedengeben, wenn ich auch einen zukünftigen Konnetabel oder Grafen kriegen kann?«
    Â»Ich hätte dich gut verheiratet, früher oder später.«
    Â»Ehe später als früher. Du hast mich doch bloß gekauft, damit du jemanden um dich hast, der dir dein langweiliges Leben erträglich macht. Du hättest mich nie heiraten lassen.«
    Â»Wie kannst du so etwas sagen.«
    Â»Weil es stimmt.«
    Â»Es stimmt nicht.«
    Â»Und woher hätte ich das wissen sollen, hä?«
    Â»Etwas Vertrauen wäre nicht schlecht gewesen.«
    Â»Ha! Vertrauen! Wo ich herkomme, haben nur Narren Vertrauen.«
    Â»Und ich habe geglaubt, du seist anders als deine Geschwister. Ich dachte...«
    Â»Da hast du dich geirrt. Ich bin wie sie. Man sieht es mir nur nicht an. Damals, als du nach Orléans kamst, habe ich gewusst, was du vorhast, denn Mutter hat uns entsprechend vorbereitet, und als ich dich dann sah, habe ich gleich gewusst, was ich tun muss, damit du mich mit dir nimmst. Ich habe mich mächtig angestrengt. Aber denke bloß nicht, ich hätte jemals mehr für dich übriggehabt, als für ein Huhn, das große Eier legt. Du ahnst nicht, wie satt ich es hatte, das liebe Kindchen für dich zu spielen.«
    Gerold kam herein. Ich weiß nicht, wie viel er von dem Gespräch mit angehört hatte und ob er den Zeitpunkt absichtlich wählte, aber er zog Gerlindis mit sich hinaus. Unten im Haus fiel die Tür ins Schloss.
    Selbstverständlich spukte Gerlindis noch eine Weile in
meinem Kopf herum. Auf meinem Spiegeltisch lag das Weihnachtsgeschenk, das sie bekommen sollte: ein wunderschönes Perlenhaarband. Es hätte ihr gut gestanden. Ich erinnerte mich daran, wie Gerlindis sich am Tag ihrer Ankunft in der Pfalz Aachen freute, ich hörte ihr Lachen, spürte ihre Umarmungen... Mir vor Augen zu führen, dass sie in der ganzen Zeit nur die niedrigsten Gefühle hegte, war das Traurigste, das ich je erlebt habe. Doch es half mir, mich ein Stück von ihr zu lösen. Ich sah sie, wie sie Hugo tötete, wie sie Mathilda tötete und wie sie Berta verführte.
    Berta... Ich beobachtete von meinem Haus aus, wie man sie abführte.

59
    SIND WIR UNS ähnlich in unseren Taten, Gerlindis und ich? Wir beide haben Menschen umgebracht. Unsere Motive waren völlig andere, aber welches Opfer fragt schon nach den Gründen, weshalb es sterben musste? Arnulf fragte: »Warum«. Ich schwieg. Genau genommen hatte Gerlindis bessere, zumindest leichter erklärbare Gründe für ihre Verbrechen als ich für meine Tat. Arnulf bekam keine Antwort, weil ich keine hatte. Ich hielt es einfach nicht mehr aus, seine Frau zu sein, wollte aber nicht, dass er mich verstieß und mit Emma zusammenlebte. Es erschien mir ungerecht. Hingegen erschien es mir wesentlich gerechter, Arnulfs Witwe zu werden, Arnulfs Erbin, die einzige Zeugin unseres Ehelebens.
    Â 
    Es gibt große Unterschiede zwischen Gerlindis und mir (bilde ich mir ein). Ich habe das Leben meines Mannes genommen, als ich ihm vergifteten Wein gab, und ich habe das Leben des Papstes - und das von Eugenius - gerettet, als ich Eugenius davon abhielt zuzustoßen. Gerlindis hätte weitere Leben genommen, als Nächstes vermutlich das von Berta, ihrer Mitwisserin. Ich kann ausschließen, dass ich je wieder eines Menschen Leben nehmen werde, eher bringe ich mich selbst um. Trotzdem habe ich Berta und Gerlindis - die beiden Menschen, die mir am teuersten waren - verraten. Das geschah zwar in einem schwachen Moment, aber
ich werde mir nie restlos sicher sein, ob ich nicht auch gesprochen hätte, wenn Gerold weniger aufdringlich gewesen wäre.
    Â 
    Aufhören, Ermengard. Hör damit auf!

60
    LETZTER NACHTRAG: SECHZEHN Monate später, Frühling achthundert und eins.
    Â 
    Die ganze Zeit über lag dieser Packen beschriebenen Pergaments offen herum. Jeder, der zu mir kam, hätte darin blättern und lesen können. Soweit ich weiß, hat es jedoch keiner getan. Schon am

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