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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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können.«
    Â»Ja, und weißt du auch, wer mir vom Vertrauensverhältnis von Hugo und Mathilda erzählt hat?«
    Ich nickte. »Ich hatte einen Verdacht, aber nun, wo du so fragst, scheint er sich zu bestätigen. Ich sehe es als Tragödie an, dass du es ausgerechnet von mir erfahren hast. An dem Abend, als ich mit Arnulf wegen Emma stritt, erzählte ich ihm auch von meinem Gespräch mit Mathilda. Ich glaubte dich schlafend im Bett.«
    Â»Der Streit hatte mich aufgeweckt und neugierig gemacht. Also belauschte ich euch.« Gerlindis legte den Kamm an seinen Platz zurück. »Das muss ich dir lassen, Tante, du
hast alles verstanden. Deine Schlussfolgerungen sind scharfsinnig.«
    Das Lob bedeutete mir gar nichts. Ich war versucht, Gerlindis direkt anzusehen, und beinahe hätte ich es getan. Aber sie war nicht die Gerlindis, die ich verloren hatte.
    Â»Wer dich nicht in Verdacht hat«, sagte ich, »für den weist nichts auf dich hin. Auch ich tappte völlig im Dunkel. Erst nach der Lektüre des Briefes, als ich die Möglichkeit deiner Täterschaft in Erwägung zog, ergab sich ein erkennbares Bild: deine Gründe für die Morde an Hugo und Mathilda, die Gelegenheiten... Wobei ich kurz davor war, die Idee deiner Täterschaft wieder aufzugeben.«
    Â»Weil du mich ja so sehr liebst?«, fragte sie kokett und mit ironischem Unterton, der mir wehtat.
    Â»Das auch«, gab ich zu. »Aber mehr noch wegen Berta. Um zu glauben, dass du Mathilda getötet hast, musste ich annehmen, dass Berta deine Komplizin war. Und das war schwer vorstellbar. Es war hart und schwer vorstellbar.«
    Â»Ja, nicht wahr! Die gute alte Berta«, witzelte Gerlindis.
    Â»Sprich nicht so über sie«, maßregelte ich Gerlindis. »Ich weiß nicht, ob ich dich nicht dafür am ehesten verurteile, dass du Berta in diese Sache hineingezogen hast.«
    Â»Sie hätte ja nicht mitmachen müssen«, entgegnete Gerlindis frech.
    Â»Du hast ihre Lage schamlos ausgenutzt.«
    Â»Du sagst das, als wäre es etwas Schlechtes. Sie hatte schließlich auch etwas davon.«
    Â»Hätte etwas davon gehabt, meinst du wohl.« Ich regte mich immer mehr auf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du ihr das angeboten hast. Diese - diese bodenlose Dreistigkeit.«
    Â»Oh, danke schön. Das war nichts weiter. Ich stand mit
dem Rücken zur Wand. Entweder musste Mathilda vor meiner Verlobung mit Grifo, was nur noch eine Sache von Tagen sein würde, sterben, oder ich musste Grifo aufgeben, damit Mathilda nie Verdacht schöpfen würde, dass ich die Mörderin sein könnte. Letzteres kam nicht in Frage, da ansonsten alles vergebens gewesen wäre. Also entschloss ich mich, ein großes Wagnis einzugehen. Ich weihte Berta ein, und zwar beim gemeinsamen Nähen. Das war eine Szene, ich sage dir - sie bekam den Mund nicht mehr zu. Bevor sie irgendetwas sagen konnte, machte ich ihr ein Angebot: Sie sollte mir beim Mord an Mathilda helfen, und ich würde ihr schon bald Burchard vom Hals schaffen. Sie war zunächst derart fassungslos, dass sie unfähig war zu sprechen. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich glaube, sie saß beinahe eine Stunde da, ohne einen Laut von sich zu geben und ohne sich zu bewegen, nur mit ihrem Nähzeug in Händen. Und dann sagte sie: Ja, gut.«
    Gerlindis lachte. »Stell dir das mal vor: >Ja, gut.< Das war alles. Einfach so. Ich hatte sie richtig eingeschätzt. Mir fiel natürlich ein Stein vom Herzen. Zwar hätte ich irgendwann mein Versprechen einlösen müssen, Berta von Burchard zu erlösen, aber das hätte ich ja so drehen können, dass Berta sterben würde. Ein gemeinsamer Reitausflug vielleicht... Mir wäre schon etwas eingefallen.«
    Ich lehnte mich erschöpft zurück. Es war die eine Sache, einen Verdacht zu hegen, und eine andere Sache, den Vorgang in all seinen Facetten kennenzulernen. Das betraf sowohl Gerlindis’ perfide Tat wie auch Bertas Gemütslage. Ich habe nie die Tiefe und den Umfang von Bertas Verzweiflung erfasst. Ich, ihre beste Freundin, habe die einzelnen Zeichen gesehen - die blauen Flecke, die Traurigkeit, die Einsamkeit, die Verschlossenheit -, ohne sie zu summieren.
Doch sie hatten sich für Berta zu einem Unglück summiert, das so unerträglich geworden war, dass sie, die Fromme, bereit war, mit dem Teufel ein Geschäft zu machen. Ich muss sagen, dass Berta auf den

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