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Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord

Titel: Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
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kaum etwas von seiner Anwesenheit gespürt. Jetzt konnte sie die Andeutung einer fremden Persönlichkeit wahrnehmen und einer Macht, die stärker war als alles, was ihr je zuvor begegnet war.
    - Folge mir…
    Seine Präsenz entfernte sich. Während sie dieser Präsenz folgte, spürte sie, wie sie sich einem dritten Geist näherte. Von diesem Geist schlug ihr Furcht entgegen, und sie traf auf Widerstand.
    - Er kann dich nur dann aufhalten, wenn er dich spüren kann. Um zu verhindern, dass er dich spürt, musst du allen Willen und alle Absicht beiseite schieben - bis auf das eine Ziel, in seine Gedanken einzudringen, ohne sie aufzustören. Ich zeige es dir…
    Zu ihrem Erstaunen veränderte sich Akkarins Präsenz. Statt mit seinem Willen nach dem Geist des Mannes zu greifen, schien er vielmehr aufzugeben. Nur ein Hauch seiner Präsenz blieb zurück, ein vages Begehren, in die Gedanken eines anderen Menschen einzudringen. Dann wurde seine Präsenz wieder stärker.
    - Und jetzt du.
    Ein ungreifbares Gefühl für das, was er getan hatte, war in ihr zurückgeblieben. Es war einfach erschienen, doch jedes Mal, wenn sie versuchte, es Akkarin gleichzutun, prallte sie von dem Geist des Gefangenen ab. Dann spürte sie, wie Akkarins Gedanken in ihre hineinwehten. Bevor sie darüber erschrecken konnte, sandte er ihr eine Botschaft - einen Hinweis darauf, wie sie vorgehen musste. Statt alle Absichten bis auf eine einzige voneinander zu trennen, sollte sie sich nur auf das eine Vorhaben konzentrieren, das sie wirklich verfolgen wollte.
    Plötzlich wusste sie genau, wie sie den Widerstand des Gefangenen überwinden konnte. Binnen eines einzigen Herzschlags war sie in seinen Geist vorgedrungen.
    - Gut. Halte dich weiter im Hintergrund. Beobachte seine Gedanken. Wenn du eine Erinnerung siehst, die du näher zu erkunden wünschst, strecke deinen Willen nach seinem Geist aus. Das ist etwas schwieriger. Beobachte mich.
    Der Mann dachte an den Zahn und fragte sich, ob sein Herr die junge Frau bei ihrem Eintritt in den Kerker gesehen hatte.
    - Wer bist du? , fragte Akkarin.
    - Tavaka.
    Plötzlich wusste Sonea, dass der Mann bis vor kurzer Zeit ein Sklave gewesen war.
    - Wer ist dein Herr?
    - Harikava. Ein mächtiger Ichani. Ein Gesicht, das unverkennbar einem Sachakaner gehörte, blitzte in seinen Gedanken auf. Es war ein grausames Gesicht, hart und klug.
    - Wer sind die Ichani?
    - Mächtige Magier.
    - Warum halten sie Sklaven?
    - Für Magie.
    Eine vielschichtige Erinnerung wehte durch Soneas Gedanken. Sie hatte den Eindruck, als gebe es ungezählte Erinnerungen an ein und dasselbe Ereignis - der leichte Schmerz einer flachen Schnittwunde, das Abziehen von Kraft...
    Die Ichani, das begriff sie plötzlich, benutzten schwarze Magie, um Kraft von ihren Sklaven abzuziehen und sich selbst auf diese Weise beständig zu stärken.
    - Aber jetzt nicht mehr! Ich bin nicht länger ein Sklave. Harikava hat mich freigegeben.
    - Zeig es mir.
    Eine Erinnerung blitzte durch Tavakas Geist. Harikava saß in einem Zelt. Er sagte, dass er Tavaka befreien werde, falls dieser eine gefährliche Mission übernähme. Sonea spürte, dass Akkarin die Kontrolle über die Erinnerung übernahm. Die Mission bestand darin, nach Kyralia zu gehen und festzustellen, ob Karikos Worte der Wahrheit entsprachen. War die Gilde schwach? Hatte sie die Anwendung größerer Magie verschmäht? Viele Sklaven waren gescheitert. Wenn er Erfolg hatte, würden ihn die Ichani in ihre Reihen aufnehmen. Wenn nicht, würden sie Jagd auf ihn machen.
    Harikava öffnete eine mit Gold und Juwelen besetzte hölzerne Schachtel. Er nahm etwas Hartes heraus und warf es in die Luft. Dort blieb es hängen und begann, vor Tavakas Augen zu schmelzen. Harikava griff in seinen Gürtel und zog einen kunstvoll geschwungenen Dolch mit einem juwelenbesetzten Griff heraus. Sonea erkannte die Form. Die Klinge ähnelte der, die Akkarin vor so langer Zeit benutzt hatte, um Takan eine Wunde zuzufügen.
    Als Nächstes ritzte Harikava sich die Haut seiner Hand auf und ließ Blut über den geschmolzenen Klumpen tropfen, der daraufhin rot wurde und sich verfestigte. Dann zog er einen seiner vielen goldenen Ringe vom Finger und legte ihn um das Juwel, bis davon nur noch ein winziges, rotes Leuchten zu sehen war. Sonea begriff jetzt, wozu dieses Juwel diente. Was immer in das Bewusstsein des Sklaven drang - jedes Bild, jedes Geräusch und jeder Gedanke -, sein Herr würde es auffangen.
    Der Mann blickte zu Tavaka auf.

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