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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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um ihr Handwerk zu erlernen, würde sie dafür sorgen, dass die Glasmaler an Hals Hof zurückkehrten. Und in einigen Jahren wäre Rani für ihre eigenen Handwerksmeister, für Gesellen und Lehrlinge verantwortlich. Natürlich müsste sie auch auf deren Pferde aufpassen, auf die Katzen, die sie zum Mäusejagen in der Kornkammer halten würde, und auf die Käfigvögel, welche die Meister mit ihrem Gesang inspirieren würden. Ein Turmfalke würde gut in diese Menagerie passen.
    Sofern Rani es lernte, mit dem Raubvogel umzugehen.
    Sie ließ von den Gedanken an die Tiere ab, die in ihrer eigenen Gildehalle am Kamin schlafen würden, und streckte die Finger zu Grys Jagdhund aus. Bald würde sie lernen, mit ihren eigenen Hunden zu jagen. Bei Kalindraminas erstem Flug würde sich Rani jedoch darauf verlassen, dass der erfahrene Jagdhund des Falknermeisters das Waldhuhn aus dem Dickicht aufscheuchte. Der Hund schnüffelte neugierig an Ranis Hand, aber er sprang zu seinem Herrn zurück, als ein weiteres Pferd den Kamm des niedrigen Hügels erreichte.
    Eine junge Frau hielt die Zügel fest umklammert und riss am Maul ihres Pferdes, als wollte sie das arme Tier enthaupten. Das schulterlange Haar des Mädchens wurde vom Wind gepeitscht, und ihre schmalen Züge waren zu einer Grimasse verzogen. »Du hättst auf mich warten können!«, zeterte sie, bevor Rani herantreten konnte, um ihr zu helfen. »Du könntest dich vielleicht dran erinnern, dass ‘n paar von uns nich’ so dran gewöhnt sind, aufm Rücken eines verfluchten Tiers zu kauern.«
    »Und du könntest dich vielleicht daran erinnern, dass du eine Lady sein solltest, Mair.« Rani grinste. »Du hast Seiner Majestät versprochen, du würdest aufhören, bei jedem Wort wie eine Unberührbaren-Henne zu zetern.«
    »Und du hast Seiner Majestät versprochen, in Sichtweite der Stadtmauern zu bleiben, wenn du ausreitest. Im königlichen Palast wird ziemlich viel gelogen, oder?« Mairs Erwiderung erfolgte rasch, aber Rani bemerkte, dass ihre Gefährtin wieder den kultivierten Tonfall des Hofes angenommen hatte. Zwei Jahre im Palast hatten Mairs raue Aussprache gemildert, aber Rani war immer noch ein wenig überrascht, wenn sie das Unberührbaren-Mädchen im geschliffenen, sanften Tonfall von Morenias Adel reden hörte.
    Natürlich lernte Mair rasch. Diese Fähigkeit hatte sie mehr als sechzehn Jahre lang am Leben erhalten, Jahre auf den Straßen der Stadt, die erstaunlich rau gewesen waren. Mair weigerte sich, über ihre Kindheit zu sprechen, über die Eltern, die sie zurückgelassen und damit ihr Leben als eines der immer zahlreicher werdenden gesetz- und kastenlosen Kinder geprägt hatten. Rani wusste nur, dass Mair eine Gruppe treuer Unberührbarer um sich versammelt hatte, Kinder, die bereit waren, für ihre Anführerin ihr Leben zu geben. Im Gegenzug für diese Ergebenheit hatte Mair ihrer Schar Sicherheit und Wärme und Nahrung gewährt, auch wenn die Wache des Königs wiederholt versucht hatte, die Gruppen der kastenlosen Bälger aus der Stadt zu vertreiben.
    »Verdammtes Biest! Bleib stehen!« Mair fluchte über ihr Pferd, als es scheute, und riss mit zitternden Armen an den Zügeln. Ranis Falke, Kalindramina, beugte auf ihrer bogenförmigen Sitzstange die Krallen und schüttelte aufgrund der Störung ihr Gefieder. Der Wanderfalke blieb unter seiner Lederhaube gelassen.
    »Mair«, schalt Rani, »erschrecke Kali nicht. Du weißt, dass du nirgendwo hinkommen wirst, wenn du dein Pferd so misshandelst. Halt die Zügel fest und zieh nicht seitwärts.«
    »Kümmere dich um dein eigenes Pferd«, knurrte Mair, und Rani unterdrückte ein Lachen, während sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Falknermeister zuwandte, der den gesamten Austausch mit nachsichtigem Lächeln beobachtet hatte. »Gry, können wir jetzt mit Kali jagen?«
    Die Augen des alten Mannes zuckten zu Ranis Hand, als sie ihren schweren, glattledernen Falknerhandschuh anzog. Er zupfte an seinem Ohr und blickte in Richtung Moren über die Ebene hinaus. »Wir sollten besser auf den Prinzen warten, Herrin. Er wird gekränkt sein, wenn wir ohne ihn anfangen.«
    »Er hätte bereits hier sein können, wenn er nicht wie ein Adliger auf Truppeninspektion ritte«, grollte Rani. »Außerdem weiß der Prinz bereits, dass seine Maradalian gut fliegen wird. Bitte, Gry! Ich will vor ihm nicht als Närrin dastehen.«
    Der Falknermeister blickte zu dem mit der Haube versehenen Wanderfalken, der neben Kalindramina in dem stabilen Käfig

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