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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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freigekämpft hatte. Noch während Rani nach Maradalians Riemen griff, flog Kalindramina in den Himmel hinauf. Der rotbraune Vogel schlug heftig mit den Schwingen, um an Höhe zu gewinnen, und Rani dachte, dass sie verletzt sein musste, wenn sie sich so abmühte. »Kali!«, keuchte sie, aber der Turmfalke kreiste nur einmal, bevor sie nach Osten davonflog, auf den Hain zu.
    Rani hob ihre blutende Hand an den Mund und saugte an der gezackten Wunde, während sie ihren Schützling am Himmel verschwinden sah. Blut floss ungehindert aus dem Riss, und der salzige Geschmack auf ihrer Zunge ließ ihren Magen sich verkrampfen.
    Während sie den Drang bekämpfte zu würgen, trat Gry vor und konnte eine Haube über Maradalians wilde Augen stülpen. Der Falknermeister stand einen Moment still, blinzelte ungläubig, und dann trat Prinz Bashanorandi vor, um seinen Falken zu übernehmen. Sein Gesicht war bleich, als er den Vogel auf seine behandschuhte Faust setzte, und er sog den Atem durch die Zähne ein, als er den gezackten Riss an Ranis Hand sah. Einen kurzen Moment wirkte er exakt wie ein fünfzehnjähriger Junge, der beim Brechen der Regeln erwischt wurde.
    »Bashi!«, spie Rani hervor. »Das habt Ihr absichtlich getan!«
    »Mach dich nicht lächerlich!«
    »Ihr wolltet Kali töten!«
    Die Zunge des Prinzen zuckte über seine rissigen Lippen. »Das habe ich nie gewollt! Ich habe Maradalian zurückgehalten, bis Kali ihre Höhe erreicht hatte.« Sein Blick folgte der Flugbahn des Turmfalken, und er schüttelte den Kopf. Er schluckte schwer, bevor er kläglich hinzufügte: »Ich hatte angenommen, dass sie in der Lage wäre, ihre Beute zu erwischen.« Bashi legte eine Hand beschützend auf die dunkelgrauen Federn seines jetzt ruhigen Wanderfalken, griff dann in einen Beutel an seiner Taille und nahm ein Taschentuch hervor. »Du blutest stark. Wickle das um deine Hand.«
    Rani wollte ihm das Tuch vor die Füße werfen, aber sie wagte es nicht. Mair trat vor, um ihre Wunde zu verbinden, und machte sich nicht die Mühe, ihren hasserfüllten Blick in Richtung des Prinzen zu verbergen. Bashi wurde von den Federn seines Wanderfalken in Anspruch genommen, und er murrte, ohne aufzuschauen: »Du musst zugeben, Rani, dass Maradalian keine große Chance hatte, als sie von meiner Faust aufflog.«
    »Ich muss gar nichts zugeben, Bastard!« Rani sog den Atem ein, als Mair das Taschentuch über ihrer Handfläche verknotete.
    Prinz Bashanorandi wurde noch bleicher und presste die Lippen fest zusammen. Maradalian spürte seine Anspannung, schlug mit den Schwingen und versuchte, von seiner behandschuhten Hand aufzufliegen, nur um von den Riemen zurückgerissen zu werden. Bashi beruhigte den Vogel mechanisch, bevor er sich wieder an Rani wandte: »Also willst du mich erneut herausfordern, Händlermädchen. Jeden einzelnen Tag willst du mich herausfordern.«
    Rani sah die blanke Wut in Bashis Augen und erkannte, dass der größte Teil seines Zorns der Tatsache galt, dass Mair und die Soldaten ihre heftige Auseinandersetzung bezeugt hatten. Einen kurzen Augenblick kroch Kälte Ranis Rückgrat hinauf. Bevor sie etwas erwidern konnte, machte Bashi auf dem Absatz kehrt und marschierte den Hügel hinauf auf den Käfig zu. Gry folgte ihm dichtauf, aber die Soldaten warteten, bis die Mädchen bereit waren, ebenfalls hinaufzugehen. Rani verweilte einen langen Moment und blickte ostwärts in die zunehmende nächtliche Dunkelheit, in Richtung des Hains, wo Kali verschwunden war.
    Mair flüsterte: »Denk nicht einmal daran, Rai.«
    »Sie könnte dort sein.«
    »Warum sollte sie? Sie ist verschreckt und hungrig. Und frei.«
    »Ich habe die Verantwortung für diesen Turmfalken, Mair. Sie könnte sich mit ihren Riemen verfangen. Ich habe sie vier Monate lang trainiert…«
    »Lady Rani«, rief Gry vom Käfig her. Rani konnte sogar im dämmerigen Zwielicht die Ungeduld des Falkners wahrnehmen, während er Bashi half, Maradalian auf eine Stange zu setzen. Die Stimme des stämmigen Mannes klang barsch, als er seiner Enttäuschung über Rani, über den Prinzen, über den Verlust eines seiner Vögel Ausdruck verlieh. »Es ist unwahrscheinlich, dass Kalindramina bei den Bäumen Halt gemacht hat. Sie wird inzwischen weit fort sein.«
    »Ich muss sichergehen.«
    »Es wird schon spät, Lady Rani!« Der Falkner zog so fest an seinem Ohr, als wollte er es sich vom Schädel reißen. »König Halaravilli wird verärgert sein!«
    »Ja, Gry. Daran hätte Bashi denken sollen,

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