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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Macht teilten. Sie schluckte und leckte sich über die Lippen, denn sie spürte plötzlich den Windhauch, der über die Lichtung strich.
    Die Glut von ihrem Arbeitsfeuer glühte in der Nacht. Er hatte sie gut verteilt. Sie lag gleichmäßig, glatt. Ausgewogenheit. Das war es, was sie beibehalten musste. Das Feuer musste im Gleichgewicht mit der Erde und mit der Luft sein. Die Hitze und die Farbe der Flammen sollten nicht mit Wasser gedämpft werden.
    Kella nickte widerwillig in Richtung des Pfades, der von der Lichtung führte. »Dann hast du sie beobachtet?«
    »Ja. Ich frage mich, warum sie hierher kommt. Warum sie überhaupt in Sarmonia ist.«
    »Die Hauptstraße führt zu vielen Orten«, zitierte Kella. Seine Augen spähten noch immer in die Dunkelheit, und ein Schatten hatte sich auf seine Wangen gesenkt. »Warum, Reisender? Warum kümmert sie dich so?«
    Er schüttelte sich, wie ein Hund, der Regenwasser abstreift. »Sie?« Er lächelte leichthin. »Sie kümmert mich nicht. Mich kümmert nur, dass sie dich mir im Dunkel der Nacht nimmt.«
    Kella wusste, dass sie ihm nicht glauben sollte. Er war immerhin jung genug, um ihr Sohn zu sein, noch dazu ein Spätgeborener. Seine Hände waren stark, seine Arme muskulös. Das Mondlicht schimmerte auf seinen Wangenknochen, versilberte sein Haar, während sich seine Lippen gleichzeitig zu einem Lächeln wölbten. »Leichte Worte, Reisender.«
    »Schwierige Worte«, erwiderte er lächelnd und überbrückte den Abstand zwischen ihnen. Sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken, fest und gebieterisch. Sie atmete seinen Geruch ein – Holzrauch und Schweiß und ein vager, unbekannter Hauch von Gewürzen. Sie blieb einen Moment steif, aber dann wärmten seine Lippen sie, und seine Hände ließen sie schmelzen.
    Als sie sich von seinem Kuss zurückzog, erstarb die Glut in der Nacht, flackerte ihr letztes orangefarbenes Leben unter den Sternen aus. Dann war die Arbeit beendet. Sie hatte einer anderen würdigen Seele geholfen. Sie wandte sich wieder dem Mann neben ihr zu und verschränkte ihre Finger mit seinen. »Gut, Reisender. Komm und sprich mit mir über andere Dinge. Teile weitere schwierige Worte mit mir, und ich werde sehen, was ich tun kann, um sie zu lindern.«
    Er gewährte ihr ein komisches, kleines Lächeln, und ihr Herz schlug schneller. Sie war töricht, dass sie so auf ihn reagierte. Ihr Haar war grau, ihre Gelenke schmerzten. Sie war kein Mädchen mehr. Sie sollte sich nicht von ihm manipulieren lassen. Sie schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Lachen. »Komm, Tovin. Komm ins Bett.« Und das tat er.
     
     
    Sie erwachte vor der Dämmerung, roch auf dem Gras draußen Tau. Die Nacht musste kühl gewesen sein – es hatte sich viel Wasser angesammelt. Das war gut, für ihre Zwecke. Der Süßwein würde bei Sonnenaufgang erblühen. Wenn sie die Blütenblätter pflücken könnte, bevor sie in der Morgenluft trockneten, könnte sie den stärksten Liebestrank aus ihren Büchern brauen.
    Sie glitt unter den Laken hervor, und Lavendelduft folgte ihr durch den Raum, drang aus ihrer Matratze. Es lag keine Hexenmacht in dem Kraut, aber sein Duft bezauberte sie stets.
    Kella kauerte sich an ihre Feuerstelle und begann, in der Asche zu stochern, bis auf die aufgehäufte Glut hinab. Da. Ein kräftiges Herz aus Orange, das in einem grauen Seidenbett glühte. Sie füllte ihre Lungen und blies sanft auf das Feuer, ermutigte es, stärker zu werden, während sie gleichzeitig gegen aufstiebende Asche anblinzelte. Ihre Finger griffen automatisch nach dem getrockneten Büschelgras, das sie in einem Gefäß beim Herd aufbewahrte. Sie streute die pulverigen Stiele über die Glut und wartete darauf, dass sie sich zu kleinen, gelben Flammen entzünden würden.
    Büschelgras, um ihrem Tag visionäre Kraft und Behutsamkeit zu gewähren. Sie hatte häufig danach gegriffen, seit der Reisende zu ihr gekommen war. Sie hatte das Bedürfnis verspürt, in seiner Gegenwart vorsichtig vorzugehen, klug zu handeln. Und sie war nicht recht bereit, die Gerüchte der Schwestern zu ignorieren, dass Büschelgras sich seinen Weg in das Herz eines Mannes wand, ihn an den Herd band, wo er die reine Schärfe des Krautes als Erstes gerochen hatte.
    Sie wandte sich um, um Tovin anzusehen, und es überraschte sie nicht, dass er ihren Blick erwiderte. Sie legte ein Bündel kleine Zweige aufs Feuer. Dann erhob sie sich und strich mit den Händen über ihre Schürze. »Sprich nicht mit mir. Halt an deinen

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