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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder schaute er zur Frauenkirche hoch, die wie ein Bollwerk gegen den Himmel ragte. Ecki Müller war Dresdener, er war stolz auf die Kirche, und er hoffte, dass die Stadt nie wieder so ein Inferno erleben würde wie in den letzten Kriegswochen des Zweiten Weltkriegs, als die von den Alliierten entfachte Hölle über die Stadt gekommen war.
    Aus Erzählungen kannte Ecki so einiges. Aber der Krieg war vorbei, und er spürte auch keine Hassgefühle gegen Engländer oder Amerikaner.
    Von der Elbe her wehte ein Wind, der wie ein kaltes feuchtes Tuch in sein Gesicht fuhr. Diese Nacht war nicht anders als die übrigen davor. Langweilig und kalt.
    Das heißt, nicht ganz so, denn sein Kollege Pitt hatte so ein ungewöhnliches Geräusch gehört. Er hatte von einem Klirren gesprochen, dass Ecki bisher nicht aufgefallen war.
    Sollte sich Pitt geirrt haben?
    Das wollte Müller wiederum nicht glauben.
    Sawisch war ein alter Profi. Der hörte nichts, was es nicht auch gab, und erst recht keine Geisterstimmen.
    Also stimmte das doch – oder?
    Ecki Müller machte sich selbst etwas vor. Er wollte sich dadurch von seiner Langeweile ablenken. Wenn Pitt sagte, dass er das Klirren gehört hatte, dann stimmte es auch.
    Ecki Müller patrouillierte an seiner Seite des Grundstücks auf und ab. Er ging mit lockeren Schritten und schaute ständig in das Labyrinth der Grube.
    War dort etwas?
    Nein, bisher hatte er nichts gesehen. Auch von Pitt Sawisch hörte er nichts. Müller wusste nicht, ob er darüber beunruhigt sein sollte oder nicht, er entschied sich dafür, doch sehr nachdenklich zu sein und auch Bescheid zu wissen. Das schaffte er nur, wenn er mit Sawisch Kontakt aufnahm.
    Diesmal holte er sein Sprechfunkgerät hervor. Er wollte schon den Kontakt aufnehmen, als er noch mal in die Grube schaute. Sie war bisher leer gewesen. Er hatte nie eine Bewegung dort gesehen, doch genau das änderte sich.
    Es gab sie.
    Da lief jemand!
    Ecki Müller vergaß, sein Gerät einzuschalten. Er schaute nur nach vorn und nach unten, denn er sah die Bewegung auf der gegenüberliegenden Seite des Gräberfelds.
    Dort lief jemand...
    Er sah nicht nur aus wie ein Mensch, er war auch einer. Eine dunkle Gestalt, die nichts mit seinem Kollegen gemein hatte. Sie trug etwas auf und über der Schulter, was Ecki nicht erkannte. Zudem waren auch die Mauern zu hoch, sodass seine Sicht verschlechtert wurde.
    Dann war er weg.
    Ecki Müller blieb stehen und war zum ersten Mal seit langem sprachlos. Er schüttelte den Kopf und wusste nicht, wie er das einordnen sollte, was er gesehen hatte.
    Da war nicht sein Kollege hergelaufen, sondern eine andere Gestalt. Aber die Szene hatte sich an der Seite abgespielt, die Pitt zu bewachen hatte. Warum hatte er den Fremden nicht gesehen?
    Der Wachmann wusste sich keinen Rat. Er musste noch genau nachdenken, um die Dinge folgerichtig in die Reihe zu bekommen.
    Eine einsame Gestalt. Kein Wachmann, sondern nur diese Person. Pitt hatte auch nicht eingegriffen. Ausgerechnet er nicht. Einer wie Pitt schlief nicht ein. Der hatte Augen wie ein Luchs, der sah alles. Der konzentrierte sich über Stunden hinweg.
    Und jetzt das...
    Ecki Müller war zunächst überrascht gewesen. Das Gefühl hatte sich bei ihm zurückgezogen. Plötzlich spürte er eine gewisse Besorgnis, fast schon eine Angst, die sich wie ein Reif um sein Herz gelegt hatte. Die Wachleute waren bei triftigen Gründen berechtigt, das Ausgrabungsgelände zu betreten, und Müller sah diesen Grund als triftig an.
    An zwei Seiten gab es die in das Gitter integrierten Türen. Er schloss die an seiner Seite auf und sah vor sich die primitive Treppe, die hinabführte.
    Als er die primitiven Stufen hinter sich hatte, blieb er stehen und holte die starke Lampe hervor. Er hielt sie in der linken Hand, um die rechte frei zu haben. Wenn es nötig war, wollte er so schnell wie möglich an seinen Gummiknüppel herankommen.
    Er hatte die Gestalt gesehen. Doch jetzt war sie weg. Nichts mehr zu sehen. Nur tiefe Stille umgab ihn. Die Kälte drückte nicht nur von oben, sie schien auch aus den Mauern zu kriechen, die ihn umgaben. Er ging sehr langsam weiter. Seine rechte Hand mit der Lampe bewegte sich. Er leuchtete in die Quergänge hinein, ließ den Strahl über das alte Mauerwerk gleiten und leuchtete auch in die Graböffnungen. Einige boten einen schaurigen Anblick. Er sah Skelette, die noch zur Hälfte im Boden lagen, weil man sie noch nicht freigelegt hatte.
    Das störte ihn nicht.
    Der Fremde

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