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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas anderes.
    Eine Knochenklaue, die sich zwischen Klinge und Griff festgeklammert hatte.
    War sie das?
    Ich zwinkerte mit den Augen, aber das Bild blieb. Da war die längst verstorbene Anette von Leuben erwacht, um dem Henker zu beweisen, dass die Hölle nicht stärker war.
    Und in der wieder eingetretenen Stille hörten wir eine Stimme sehr deutlich. Es war nicht die eines Menschen. Ich wusste nicht mal, ob es sich um eine Stimme handelte. Es war mehr ein Raunen, ein rätselhaftes und geheimnisvolles Flüstern, als wären durch das matte Flügelschlagen von Engeln Worte geformt worden.
    »Die Totenkrone gehört mir. Nur mir. Niemand wird sie an sich nehmen können...«
    Zusammen mit den Worten stieß etwas hervor. Es war nicht zu sehen, nur zu spüren, denn der eisige Totenhauch erwischte auch mich. Ich kannte diese Grüße aus dem Jenseits und spürte sie über meinen Körper hinweggleiten, aber auch über mein Kreuz, das ich offen in meiner rechten Hand trug.
    Der Talisman war kein lebendiger Gegenstand, aber ich wollte ihn auch nie als tot ansehen. Was er genau war, das wusste ich nicht. Jedenfalls erlebte ich wieder mal etwas Besonderes und stellte fest, dass mich mein Kreuz auch jetzt noch überraschen konnte.
    Es war ebenfalls von dieser Kälte erfasst worden. Aber genau diesen Strom aus dem Jenseits wandelte es um. So wurde zwar aus der Kälte keine Wärme, dafür jedoch ein helles und strahlendes Licht, ohne dass ich mein Kreuz hätte aktivieren müssen.
    Das Licht drehte sich.
    Dann wanderte es.
    Und fand den Henker als Ziel!
    Es war, als hätte er einen Streich mit dem Schwert bekommen!
    Nicht stark oder zerstörend, aber so kräftig, dass er nicht wusste, wie ihm geschah. Er stand auf dem Grab. Die knochige Krallenhand war wieder in der Erde verschwunden, die Waffe lag frei, doch auch sie war von der hellen Flut erfasst worden.
    Sie huschte von oben nach unten, ebenso wie bei dem schwarzen Henker selbst. Ich konnte nicht beschwören, ihn auch als feste Gestalt gesehen zu haben. Es war eigentlich alles möglich, doch als das Licht in diesen dunklen Umriss hineinglitt, da bemerkte ich etwas Seltsames.
    Es gab keinen festen Körper. Die Gestalt war ein Schatten. Sie verbrannte im Licht, und es kam mir so vor, als wäre ein schwarzer Lappen an verschiedenen Stellen zerschnitten worden, denn so löste sich die Gestalt auch auf.
    Das Licht zerriss sie in zahlreiche Fetzen. Da spielte es keine Rolle, ob noch ein Gesicht vorhanden war oder ein Helm. Alles wurde Opfer dieses hellen Sieges.
    Kein Kopf mehr.
    Keine Beine, keine Arme, keine Hände. Nur noch irgendwelche Fetzen, die wie Papierstücke in der Luft schwebten oder wie leichte Stofffetzen, die dann der Wind erwischte und wegtrug.
    Er trug alles weg.
    Nein, nicht alles.
    Auf dem Grab blieb das Beil liegen, und das würde sich wohl nicht auflösen.
    Ich konnte mich irren, doch ich glaubte, dass sich eine Stimme in meinen Kopf hineinbohrte.
    »Danke für die Hilfe. Das Licht des Himmels ist etwas Wunderbares...«
    Ich erwiderte nichts, aber ich lächelte...
    ***
    Auch Professor Harald Pflug hatte es irgendwann geschafft, zu uns zu stoßen. Er hatte natürlich alles verpasst, war aber letztendlich froh, uns noch am Leben zu sehen.
    Auch Dr. Carola Schiller, die wieder besser auf dem Damm war. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, nach der Waffe des Henkers zu greifen.
    »Dieses Beil, Harald, ist der Beweis. Ich werde es in einem Museum ausstellen und den entsprechenden Text dazu schreiben.«
    Professor Pflug schaute sie lange an, bevor er fragte: »Und wer wird dir glauben, Carola?«
    »Alle, denen ich die Geschichte...«, sie stockte und schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich wird mir keiner glauben.«
    »Eben.«
    Sie hob die Schultern. »Und was machen wir mit dem Beil?«
    »Lassen Sie Holz damit hacken. Oder hacken Sie es selbst, Carola«, schlug Harry Stahl vor, »dann hat es wenigstens seine Existenzberechtigung.«
    Dem war nichts hinzuzufügen...
    ENDE

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