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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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fragenden, abwägenden Blick. Wilbur machte keinen ungünstigen Eindruck auf ihn. Den Gedanken, daß dieser Mensch etwa selbst an dem Diebstahl beteiligt gewesen sein könnte und jetzt um der Belohnung willen seine Komplizen verriet, wies er von sich. Wilburs fest zupackender Blick ruhte offen auf ihm. Die hohe Stirn des etwa dreißigjährigen Mannes, seine vorspringenden Backenknochen und das spitz zulaufende Kinn erweckten den Eindruck einer verhaltenen Energie. Ein gelegentliches Aufflammen der braunen Augen ließ auf fanatische Zähigkeit schließen.
    »Ich bin gern bereit«, sagte Wilbur, »mit Ihnen gemeinsam zur 24. Straße zu fahren und dort die Kette zu holen.«
    Gerrington ging auf den Vorschlag ein. Vorher schrieb er noch einen Scheck über 12 000 Dollar, zeigte ihn seinem Besucher und sagte: »Well! Wenn Ihre Angaben stimmen, übergebe ich Ihnen an Ort und Stelle gleich diesen Scheck.« –
    Es war eine jammervolle Mansardenwohnung, in der sich die beiden Männer nach Verreni erkundigten. Ein altes Weib, zahnlos, mit wirren Haaren und einem falschen, schielenden Blick, erklärte hastig, der Herr Verreni sei ausgegangen. Was man denn von ihm wollte? Sie könne zu Ihrem Bedauern niemanden in die Stube lassen.
    Bei diesen Worten schaute sie ängstlich um sich; ihre faltigen Hände begannen zu zittern.
    Wilbur schob sie zur Seite. »Kommen Sie!« forderte er seinen Begleiter auf und drang, des Gezeters der Alten nicht achtend, kurzerhand in die Stube ein.
    Hier herrschte ein maßloses Durcheinander. Koffer und Kisten standen umher, Kleidungsstücke und Musikinstrumente lagen auf dem altmodischen Umbausofa und überall sonst auf Tischen und Stühlen verstreut. Notenblätter waren auf den Boden geweht.
    Wilbur Taft riß die Schranktür auf. Er griff in die untere linke Ecke, zog einen mit Muscheln verzierten Kasten hervor, öffnete ihn – und überreichte dem sprachlos neben ihm stehenden Gerrington die wertvolle Kette. Die alte Frau stand mit offenem Mund in der Tür: »Mein Gott!« stammelte sie, »mein Gott! –«
    »Natürlich haben Sie nichts von der Kette gewußt!?« sagte Gerrington und hielt das Schmuckstück vor ihr breites Gesicht.
    Die Alte zermahlte ein unverständliches Wort zwischen den blutleeren Lippen. Wirre Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Wie ein geschlagenes Tier zog sie sich aus dem Zimmer zurück. Sicherlich würden die beiden Herren – von der Polizei, wie sie glaubte – jetzt eine Haussuchung abhalten. Doch zu ihrer Verwunderung geschah nichts dergleichen.
    Gerrington übergab Taft den Scheck, bedankte sich noch einmal bei ihm, ohne weitere Fragen zu stellen, bestieg sein wartendes Auto und fuhr davon.
    Wilbur winkte ein Taxi herbei, ließ sich zu der auf dem Scheck bezeichneten Bank fahren, löste die Anweisung ein und fuhr, um 12 000 Dollar reicher, nach seiner Wohnung zurück ...
     
    Zu Tafts Wohnung gehörte ein ausgedehntes Laboratorium, in dem er mit seinem Zwillingsbruder George gemeinsam zu arbeiten pflegte. Überall zogen sich Drähte an den Wänden entlang. Zahllose Apparate waren auf verschiedenen Tischen und auf eigens dazu angebrachten Borden verteilt. Es handelte sich um komplizierte Geräte mit Schalthebeln, Tafeln, Skalen und Drehkontakten. Auf einem großen hölzernen Tisch erblickte man eine Dynamoanlage, darunter eine Akkumulatorenbatterie.
    Kartons und Kästen mit Röhren und Glühbirnen gab es in großer Zahl.
    Ein besonderer Raum war mit Werkzeugen angefüllt. Hier standen Hobel- und Drehbänke an der Wand.
    Wenn man dem Schild an der Eingangstür Glauben schenkte, hatte man es mit zwei Radioingenieuren zu tun. Daß dieses Laboratorium anderen Zwecken diente, wußte kein Mensch.
    George hantierte, auf einem Schemel hockend, an einem der zahlreichen Apparate. Offenbar stellte er eine Skala ein. Über seinen Kopf war ein Bügel geschnallt, an dessen Enden sich jedoch nicht zwei Hörmuscheln, sondern zwei eigenartige Kontakte befanden, die sich rechts und links an die Schläfen preßten.
    Wilbur trat ein und zählte das Geld auf den Tisch. »Es hat geklappt!« sagte er, »und ich freue mich, George – nun können wir unsere Experimente noch weiter spannen.«
    Der Bruder sprang auf und klopfte ihm auf die Schulter. »Wirklich – da haben wir Glück gehabt!«
    »Sei es nun Zufall, sei es eine höhere Fügung«, bemerkte Wilbur, »wir wollen bescheiden und dankbar sein.«
    George nickte nachlässig. »Ja, du – übrigens hat der Kerl den Verlust schon

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