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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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ihre Zigarette ausgehen lassen. George zündete sie erneut an. »Wir stecken erst in den Anfängen unserer – ich darf wohl sagen: bedeutungsvollen Erfindung. Noch beruht alles auf Zufälligkeiten. Wenn wir auf irgend einen Menschen abgestimmt sind, wissen wir immer noch nicht, um wen es sich handelt. Wir können uns noch niemanden aussuchen. Durch Abhorchen der Gedanken müssen wir erst herausbekommen, mit wem wir die Ehre haben. Doch ist es meistens nicht schwer, bald dahinterzukommen.«
    »Sie können also meinen Vetter nicht wieder belauschen?«
    »Doch. Die Einstellung, die wir hatten, haben wir genau registriert.«
    »Und – und – könnte ich nun selber einmal –?«
    Jetzt warf George seinem Bruder einen fragenden Blick zu. Wilbur stimmte dem Vorschlag bei.
    Die drei begaben sich ins Laboratorium ...
     
    – Redakteur Lynn strich sich über die Stirn; ihm war, als träumte er. Zunächst ein wenig enttäuscht, hatte er schon geglaubt, einen gewöhnlichen Abenteuer- oder Kriminalroman vor sich zu haben. Jetzt wurde er aufmerksam und – was ihm nur noch selten geschah – gespannt. Das Thema begann sich herauszuschälen, begann auch für ihn einen großen Reiz zu gewinnen. Ja, dieses Thema fesselte ihn. Hier hatte Hoggarth eine Idee erfaßt, die, trotz aller Phantastik, gar nicht so abwegig erschien.
    Lynn, auf allen Gebieten gut unterrichtet, hatte erst unlängst gelesen, daß ein Professor Nix in der Schweiz die elektrischen Schwingungen, die das Gehirn erzeugte, aufzufangen und zu analysieren versuchte. Nix stellte auch die Behauptung auf, Sympathien und Antipathien der Menschen zu- und gegeneinander seien auf diese Schwingungen zurückzuführen. Die Tatsache, daß eine Mutter häufig den fernen Tod ihres Kindes wie eine Ahnung, ja, als Gewißheit verspürte; Ahnungen überhaupt, telepathische Fähigkeiten – all diese Vorgänge, die sich auf das Seelenleben der Menschen bezogen, führte er auf induktive Eigenschaften solcher Ströme zurück.
    Warum sollte es da nicht möglich sein, diese Schwingungen aufzufangen und sie anderen Menschen mit Hilfe entsprechender Apparate vernehmbar zu machen?
    Der Redakteur schmunzelte. Gut, Hoggarth, flüsterte er, das ist eine Idee, die ich gelten lasse. Wirklich, sie liegt durchaus nicht fern aller Glaubwürdigkeit, sie kann in diesem Augenblick bereits Wirklichkeit werden.
    Schade nur, daß die Niederschrift hier zu Ende ist, denkt Lynn, ich bin wirklich gespannt – und es will schon was heißen, einen Redakteur in Spannung zu bringen!
     
    Hoggarth lebte mit seinen Romangestalten. Unwillkürlich glitt er bei seiner Arbeit ab in die andere Welt, die er selber schuf, – die nicht nur angenommen und möglich, – die für ihn wirklich da war. Nichts wußte er von klar umrissenen Plänen, von ›Dispositionen‹, wie er sie einst auf dem Gymnasium im Unterricht hatte machen müssen: Römisch I. Einleitung. II. Hauptteil. III. Schluß. Und dann die Unterabteilungen: a, b, c und so weiter.
    Bei ihm schälte sich alles von selber heraus. Er arbeitete intuitiv, seiner augenblicklichen Eingebung folgend. Wenn er angestrengt nachdachte, fiel ihm nichts ein. Doch wenn er den Federhalter, den Stift in der Hand hielt, – wenn seine Finger wie von Dämonen getrieben über die Tasten seiner Maschine glitten, dann strömten ihm die Gedanken in einer Fülle zu, daß er sich ihrer kaum noch erwehren konnte. –
    Deutlich sah er Gloria vor sich, wie sie jetzt mit den Zwillingen in das Laboratorium trat – wie sich das junge Mädchen vor Spannung kaum noch beherrschen konnte – vor Spannung, in die Gedankenwelt ihres Vetters eingeschaltet zu werden.
    Für die Brüder war das ein neues, wichtiges Experiment. Wußten sie doch noch nicht, ob das Ablauschen, das ihnen beiden gelungen war, auch bei anderen Menschen in gleicher Art glücken, oder ob gar eine andere Abstimmung für jeden einzelnen nötig sein würde.
    Wilbur setzte sich vor den Apparat, legte die beiden Kontakte an seine Schläfen, drehte an einer Rosette und stellte sich haargenau auf die Schwingungen ein, die von Orville Burns Gedanken ausgestrahlt wurden.
    Schon glitten die augenblicklichen Erwägungen des Belauschten durch sein Bewußtsein.
    ... ›Ja – nach Südamerika, nach Brasilien! Da gibt es noch was zu erleben; da kann man noch vorwärts kommen. Umbringen kann ich mich schließlich immer noch. Quatsch – das Leben gleich wegwerfen? Kommt nicht in Frage! Wenn's auch nicht schade ist um einen Menschen wie

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