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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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atmete auf. »Deswegen«, behauptete sie – aber es war eine Lüge! – »deswegen bin ich gerade gekommen. Und außerdem – ja – das möchte ich wissen: wie hat Ihr Bruder erfahren –?«
    »Wenn ich Ihnen das sagte, mein Fräulein«, erwiderte George, plötzlich seine Finger betrachtend, »würden Sie es mir doch nicht glauben.«
    »Nicht glauben? Warum nicht? Vielleicht ist Ihr Bruder mit einem Menschen befreundet, der meinem Vetter wiederum nahesteht, und dem gegenüber mag Orville sich drohend geäußert haben.«
    »Nein«, erwiderte George, »hier liegen andere Umstände vor. Ganz andere. Umstände, von denen bis heute kein Mensch etwas ahnt.«
    »Aber was denn?« fragte Gloria gespannt und ließ den jungen Mann nicht aus den Augen.
    George behauptete, hierüber schweigen zu müssen. Gloria war enttäuscht. »Schweigen?« rief sie, »ist das denn ein so großes Geheimnis?«
    »Ja.«
    »Und wem gegenüber haben Sie dieses Schweigen gelobt?«
    »Mein Bruder und ich – wir beide verpflichteten uns gegenseitig dazu.«
    »Bitte rufen Sie Ihren Bruder!« –
     
    Als Wilbur das Mädchen erblickte, fuhr auch er unwillkürlich zusammen. Eine Sekunde lang sog sich sein Blick an dem ihrigen fest. Gloria war verblüfft. Welche Ähnlichkeit! Wilbur war seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten. Höchstens, daß seine Züge etwas feiner erschienen, daß etwas mehr Seele aus seinen Augen sprach. Er hatte einen sehr klaren, durchdringenden Blick. Dieser Blick hatte sie auf der Stelle gefesselt. Plötzlich verspürte sie eine sonst ungewohnte Befangenheit.
    »Ich bin Gloria Burns«, erklärte sie mit ihrer klangvollen Stimme, »und da ich ein ganz entsetzlich neugieriges Wesen bin, möchte ich unbedingt Ihr Geheimnis erfahren, das Sie ohne die Einwilligung Ihres Bruders nicht preisgeben dürfen.«
    Wilbur maß ihre schlanke Figur, ihre lieblichen Züge mit bewundernden Blicken. »Allerdings«, erwiderte er, »werden wir über kurz oder lang doch mit diesem Geheimnis herausrücken müssen.« Plötzlich wandte er sich seinem Bruder zu. »Übrigens, George – schließlich wissen wir ja noch gar nicht, ob bei anderen Menschen unser Gerät nicht versagt.«
    Gloria horchte auf. »Gerät?« wiederholte sie.
    Wilbur warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu. George nickte, womit er sein Einverständnis zu weiteren Erklärungen gab.
    »Radioapparate, Fernsehgeräte und Ähnliches sind Ihnen gewiß längst bekannte Begriffe?« fuhr Wilbur fort, »demnach wissen Sie auch, daß man die in den Äther gesandten Wellen mit entsprechenden Apparaturen auffangen kann.«
    »Selbstverständlich«, bestätigte Gloria, »das ist zur Genüge bekannt.«
    »Für die heutigen Menschen«, fuhr Wilbur fort, »ist das auch nichts Besonderes mehr. Hätte man aber unseren Urgroßeltern vor hundert Jahren gesagt, daß es möglich sein werde, zum Beispiel in London gesprochene Worte im gleichen Augenblick hier in New York zu vernehmen –«
    Gloria unterbrach ihn lachend: – »dann würden sie uns wahrscheinlich für närrisch erklärt und uns den Einzug in eine Heilanstalt nahegelegt haben.«
    Wilbur rollte eine Zigarette zwischen den Fingern. »Hoffentlich«, meinte er, »werden Sie das nicht ebenfalls tun, wenn ich Ihnen jetzt sage, daß man auch mikroelektromagnetische Schwingungen menschlicher Ganglienzellen, die wir jetzt einmal als Gedanken bezeichnen wollen, mit Hilfe bestimmter Apparaturen auffangen und abhörbar machen kann.«
    Gloria neigte sich unwillkürlich auf ihrem Sessel vor. »Wie, bitte? Mikroelektrische Schwingungen?«
    »Ja. Daß auch unsere Gehirntätigkeit auf elektrischen Vorgängen beruht, ist schon seit längerer Zeit bekannt. Mein Bruder und ich, wir unterzogen uns nun der Aufgabe, solcherlei Schwingungen durch besonders komplizierte Apparaturen erkennbar – und vernehmbar zu machen.«
    Gloria sprang unwillkürlich empor. »Und das – das ist Ihnen gelungen?«
    »Ja. Seit einigen Tagen. Wir glauben auch, daß es sich hier um eine bedeutende Angelegenheit handelt. Einem Menschen haben wir schon durch unsere Erfindung das Leben gerettet, und zwar Ihrer Tante.«
    »Sie – also haben Sie die Gedanken meines Vetters belauscht?«
    »Ja. Ganz zufällig übrigens. Es konnte ebensogut jeder andere Mensch sein. Wir tappen da noch im Dunkeln. Jedenfalls wurden wir aufmerksam, als wir gerade Ihren Vetter belauschten, denn was wir erfuhren, war der Beachtung wert.«
    Gloria setzte sich wieder hin, aber sie hatte in der Erregung

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