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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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entdeckt.«
    »Welcher Kerl? Welcher Verlust?« fragte Wilbur, der noch an andere Dinge dachte. Das Geld verstaute er in einen kleinen Tresor.
    »Verreni«, erwiderte George, »er kam kurz nachdem du mit Gerrington die Kette abgeholt hattest, nach Hause. Mit seiner Alten hat er einen entsetzlichen Krach gemacht.«
    »Oh – das kann ich mir denken!«
    Es klopfte. George eilte zur Wohnungstür. Draußen stand eine Dame, sehr elegant, sehr schön und sehr jung. So schön, daß George unwillkürlich zusammenfuhr. »Ach«, fragte sie überrascht, »Mister Wilbur selbst –?«
    »Ein Irrtum, mein Fräulein – ich bin George, sein Zwillingsbruder. Wir sehen uns allerdings zum Verwechseln ähnlich. Was verschafft mir die Ehre? Bitte – treten Sie näher!«
    »Wenn Sie gestatten – ich komme, ich bin – mein Name ist Gloria Burns.«
     
    Gloria war, kurz nachdem Wilbur Taft in der Villa Concordia seine Mission erledigt hatte, in das prächtige Heim ihrer Tante zurückgekehrt. Mrs. Kennedy hatte atemlos, immer noch sehr erregt, von dem abscheulichen Vorgang erzählt: wie ein gewisser Taft Orville der Absicht des Mordes bezichtigte – wie Orville immer unsicherer wurde; wie seltsam er sich verhalten hatte. Sie habe selbst daran glauben müssen.
    Das fortgeworfene Fläschchen hatte der Diener inzwischen im Park entdeckt. Der Inhalt wurde sofort zwecks chemischer Untersuchung fortgegeben.
    Die Untersuchung ergab die Bestätigung dessen, was Wilbur Taft mit so großer Bestimmtheit behauptet hatte.
    Gloria war entsetzt. Ihr Vetter – ein Mörder! Zum mindestens war er vor einer Mordabsicht nicht zurückgeschreckt. Er hatte alles schon vorbereitet. Nicht auszudenken!
    Gloria kannte ihn recht genau – wenigstens glaubte sie ihn zu kennen. Mit zäher Beharrlichkeit hatte er ihr den Hof gemacht. Sie sah es nicht ungern; sie war ihm nicht abgeneigt. Doch manchmal, wenn er sie mit seinen stechenden Blicken gewissermaßen herausfordernd ansah, kam er ihr unheimlich vor. Dann fürchtete sie sich vor ihm. Das war dann wieder eine Hemmung ihrer Gefühle.
    Er fühlte sich schuldbewußt. Sonst wäre er nicht davongefahren.
    Wie aber war Taft dahintergekommen, daß Orville sich mit der furchtbaren Absicht trug?
    Gloria zitterte nachträglich um das Leben der Tante, die sie wie ein höheres Wesen verehrte und deren Haushalt sie nun schon seit zwei Jahren vorstand. Ihr plötzlicher Tod wäre dem jungen Mädchen als ein unausdenkbares Unglück erschienen – wenn man auch bei dem biblischen Alter der Tante mit ihrem baldigen Ableben rechnen mußte, zumal sie am Herzen litt. Obwohl Gloria dann, ihrer selbst auferlegten Pflicht ledig, zu einer vielbegehrten Millionenerbin geworden wäre, fand sie an diesem Gedanken doch nichts Verlockendes. Ihre Anhänglichkeit an die Tante war stärker als ihr Freiheitsbedürfnis. Was die Millionen betraf, ja, du lieber Himmel – mehr als satt essen konnte auch sie sich nicht.
    Man mochte mancherlei Tugenden an ihr aufzählen. Doch eine Untugend hatte sie auch – das war die Neugier. Oder sollte man es Wissensdurst nennen?
    Sie mußte erfahren, wie Wilbur Taft zu seiner Kenntnis der Absichten Orvilles gekommen war. Offenbar hatten beide bisher nichts miteinander zu tun gehabt. Also konnte auch Orville Wilbur gegenüber nichts geäußert haben. Wer war überhaupt dieser Taft? Über seine Person hatte er nicht gesprochen. Nur beiläufig hatte er, wie die Tante erzählte, bemerkt, daß er Radiotechniker sei.
    Jedenfalls mußte man ihm zu höchsten Dank verbunden sein. In dieser Meinung war Gloria sich mit der Tante einig.
    Nun stand sie hier in der Wohnung Tafts und harrte der Lösung des Rätsels, das ihr so sehr zu schaffen machte.
     
    George bat Gloria mit einer lebhaften Geste Platz zu nehmen und schob ihr ein Kästchen mit Zigaretten zu. »Bitte bedienen Sie sich!«
    Sie blickte ihn forschend an. »Ihr Bruder«, bemerkte sie, »hat uns einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Aber Sie wissen wohl nicht, worum es sich handelt?«
    »Doch«, erwiderte George, »ich bin genau unterrichtet. Es handelt sich um die Mordabsicht Ihres Vetters.«
    »Ja. Eigentlich ist es mir furchtbar zu denken – mein eigener Vetter –«
    George konnte seine bewundernden Blicke von den lieblichen Zügen des jungen Mädchens nicht abwenden. »Ihr Vetter – ja«, sagte er nachdenklich, »übrigens brauchen Sie nicht zu befürchten, daß wir, mein Bruder und ich, etwa schwatzhafte Menschen sind. Diskretion Ehrensache!«
    Gloria

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