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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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Jedes Argument für und wider konnte sofort von allen Seiten durchleuchtet werden. Gegensätzliche Meinungen wurden ausgeglichen oder einander angepaßt.
    Das Eigenleben der einzelnen Staaten wurde nicht angetastet. Die überstaatlichen Bundesgesetze wurden allgemein anerkannt. Diese Gesetze umfaßten auch eine gemeinsame Regelung des ›Taftschen Systems‹, wie sie bereits in den Vereinigten Staaten von Amerika erfolgt war. Alles strebte immer mehr zur Vereinfachung und zu einer allgemeinen Einigung unter den Menschen hin, die, wie man bereits voraussah, zu einem Weltstaat führen mußte ...
    Gleichzeitig war auch eine Ausnützung und Anwendung der Atomenergie zu friedlichen Zwecken möglich geworden. Die Umwälzungen, die sich dadurch vollzogen, standen den durch die Taftsche Erfindung bedingten kaum nach. Atommot ist zu einem Schlagwort geworden: Es bedeutete soviel wie ›Atom-Motor‹, – obwohl man dabei von einem Motor im üblichen Sinne nicht sprechen konnte. Vielmehr handelte es sich um einen ›Atomenergie-Generator‹, der in ständigem Fluß elektrischen Strom erzeugte und abgab. Ein solcher Stromspender, nicht größer als ein Kohlenkasten, war in der Lage, ein ganzes Haus mit Energie, das heißt: mit Licht-, Arbeits- und Heizstrom zu versorgen.
    Überall baute man jetzt diese Atommot-Apparate ein. Sie wurden vom Staat geliefert. Ihre Benutzung kostete eine gewisse Gebühr, die höchstens den zehnten Teil dessen ausmachte, was man bisher für Stromverbrauch hatte zahlen müssen. Hierdurch trat nicht nur im privaten Verbrauch sondern auch auf allen Produktionsgebieten eine ungeheure Verbilligung ein. Diese Tatsache wiederum wirkte sich sowohl auf wirtschaftlichem wie auch auf sozialem Gebiet außerordentlich günstig aus. Die Preise sanken, Löhne konnten erhöht werden, – der allgemeine Lebensstandard besserte sich. Benzin und Kohle wurden in ungeheuren Mengen gespart. In New York liefen bereits die ersten Autos mit Atommot.
    Viel beachtet wurde ein Interview, das der bekannte Reporter Hopkins mit Wilbur Taft vornahm, derselbe Hopkins, der seinerzeit in der Presse die erste persönliche Meinung über die Taftsche Erfindung geäußert hatte.
    »Diesmal«, leitete Hopkins die Unterredung ein, »handelt es sich nicht um Ihre Erfindung, Taft. Ich denke es mir amüsant, gerade Ihre Meinung einmal über eine andere Erfindung zu hören. Was halten Sie von der Zukunft des Atommot?«
    Wilbur strich nachdenklich über eine Berechnungstabelle, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Es ist fast unglaublich«, bemerkte er, »was auf diesem Gebiet schon geleistet wurde. Ich sage auch dieser Entwicklung eine große Zukunft voraus. Nun braucht die Menschheit kaum noch zu fürchten, daß ihre Kohlenvorräte nicht ausreichen werden. Bald wird man Kohle zur Energieherstellung kaum noch benötigen. Dann bleibt sie der chemischen Industrie vorbehalten. Auf dem Benzin- und Rohölmarkt wird es zu Preisstürzen kommen. Alles wird leichter, billiger und einfacher werden.«
    »Sie haben recht, Taft. Die kleinlich rechnenden Menschen wurden mal wieder durch die Natur, oder sagen wir: durch das Schicksal beschämt. Schon fürchteten weit vorausschauende Geister das Ende kommen, sahen schon ihre Ur-Urenkel weinend und frierend vor leeren Flözen stehen, aus denen nichts mehr zu holen ist. Und was dann? Alle Dampfmaschinen müßten dann stehen bleiben, – es gäbe auch keine Heizung mehr, – das Pyramidon würde knapp – nicht auszudenken. Einfach erfrieren müßte die Welt und zugrunde gehen ...«
    Wilbur lachte. »Sie meinen –? Ja. So mögen sich das die Kleingläubigen tatsächlich vorgestellt haben. Aber die gütige Natur sorgt immer für einen Ausgleich, für eine Anpassung oder Ersatz.«
    »Ersatz! Ersatz!« wiederholte Hopkins, »das ist kein Ersatz – Atommot meine ich. Das ist Übertrumpfung. Das ist genial. Damit ist Millionen Jahre lang auszukommen. Mit der Atomenergie werden wir noch zu den Sternen fliegen. – Sagen Sie, Taft, – ist es wahr: Sie glauben an Schwingungen, die von den Sternen reflektiert werden können? Davon haben Sie doch dem Präsidenten gegenüber gesprochen.«
    »Es mag mancherlei geben, wovon wir jetzt noch keine Ahnung haben, Hopkins«, erwiderte Wilbur, »bleiben wir auf der Erde. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
    »Womit experimentieren Sie jetzt?«
    »Ich suche Empfangsmöglichkeiten neuer Schwingungsbereiche. – Dabei bin ich auf eine Spur gekommen. Sie wissen, das Licht, die

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