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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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Transformatoren und Akkumulatoren sind unsere kleinen Wundersternchen der Ganglien, wir haben einen ganzen mikroskopischen Himmel davon, und wer einmal Gelegenheit hatte, das Aufleuchten der Alphastrahlen des Radiums im Mikroskop zu sehen, der kann sich wohl ein Bild machen, wie diese Sternlein immer aufs neue aufzucken, sprühen und Plätze wechseln ...«
    Auch für die seltsame Tatsache, daß die Sprache beim Ablauschen gar keine Rolle spielte, hatte man hier eine Erklärung gefunden. Da heißt es: »Diese Gruppe leuchtender Ganglien wird von anderen nicht damit beteiligten Gangliengruppen betrachtet, es erregt in ihnen sekundäre Phantasie ströme , läßt des Betasteten Gebild vor allen Kategorien (Möglichkeit und Erfahrung) Parade abhalten und formt im Mentalteil des Gehirns einen Begriff , dessen innen gefühlte Einheit einen Strom auslöst zum Sprachzentrum, welches für dieses Gefühl, das innen entstand, ein adäquates Symbol durch Sprachbewegungen schafft. Man sagt ›aus‹, was innen geschah, man entladet die durch den Reiz gesetzte Akkumulationen von Gruppen-Gehirnenergien durch die Tat des Wortes nach außen ...« (Innen aber spielt sich das anders ab.) »Das ist der Kreislauf alles Geistigen«, heißt es weiter, »Umsatz von Empfindungen in Begriffe, dieser zu Motiven, von den Motiven Befreiung der Hirnspannung durch Handlung oder Aussage ... Worte sind Symbole für den entsprechenden physiologischen Gehirnvorgang ...«
    Das Primäre sind die Begriffe und Vorstellungen, die sich beim Einstellen auf den ›Gehirnsender‹ eines anderen zuerst übertragen, und die sich dann erst in Worte und Ausdruck transformieren. »Sprache«, schreibt Schleich, »ist immer nur der Versuch, einem anderen klar zu machen, was er glaubt von den Vorgängen des inneren oder äußeren Lebens begriffen zu haben ...« Ja, Schleich mußte recht haben, wenn er behauptete, »daß eben all unser geistiges Tun vom Empfindungsreiz über die Spekulation, vom Gedanken bis zum Wort ... ein motivischer Kreislauf der Welt- und Nervenströme ist ... Es muß eine Zeit kommen, in der es ein Leichtes sein wird, auch die höchsten Gedankengänge auf einen physiologischen Vorgang im Gehirn zurückzuführen.«
    Ja – vom Gedanken zum Wort –. Und mit den Gedanken, aus Begriffen formiert, wurde der Anschluß hergestellt.
    Um Verwechslungen vorzubeugen, und da es auch physiologisch nicht so ganz stimmte, sprach man im Forschungsinstitut nicht mehr von elektrischen Strömen, sondern nur noch von Schwingungen, denen des Lichtes gleich. Auch waren elektrische Ströme an Intensität mit diesen Schwingungen nicht zu vergleichen, denen man selbst auf die weitesten Entfernungen hin nicht die geringste Abschwächung nachweisen konnte. Nur durch die Taftschen Apparaturen wurde es möglich, solche Schwingungen überhaupt wahrzunehmen und nachzuweisen.
    Wie Wilbur erklärte, handelte es sich hier um ein Neuland, auf dem noch viel zu entdecken war. Er äußerte einmal die Ansicht, daß es möglich sein müßte, auch noch mit weiteren Nervenbahnen anderer Menschen Kontakt zu gewinnen, um dann mit deren Augen zu sehen, mit ihren Ohren zu hören, ja, ihrer ganzen fünf Sinne teilhaftig zu werden. Wunderbar, meinte er, müßte es sein, sich so in den anderen einzubetten, daß man gewissermaßen – stückweise wenigstens – dessen Dasein miterlebte.
    Doch soweit kam es natürlich nicht. Das war nur eine Ausgeburt seiner übermächtigen Fantasie.
    Er beschäftigte sich nicht nur mit solchen Gedanken. Näher noch lagen ihm jetzt Betrachtungen, wie es um ihn und Gloria bestellt war. Er hatte sie einst geliebt. Ja – das hatte er. Dann aber hatte er sie über seiner vielen Arbeit vergessen, so daß sie bis zu einem gewissen Grade seinem Bruder anheimfallen konnte. Georges Begehren griff nach ihr und er, Wilbur, hatte zunächst nichts dagegen getan. Erst als es zu spät war und sie schon mit seinem Bruder auf Reisen ging – Himmel und Hölle ja! – da erst besann er sich wieder, wie sich das eigentlich hätte anders entwickeln müssen.
    Er schaltete sich auf den Bruder ein, auch auf Gloria. Sie dachte gerade an ihn, daß er sie dort in Spanien, wo sie im Augenblick weilte, besser verstehen würde. George war ihr zu nüchtern, zu fantasielos, zu sehr Realist. Wilbur zuckte zusammen. Ja ja, er hätte mit ihr auf Reisen gehen müssen. Jetzt war es zu spät!
    Er reiste wenigstens zeitweise in Gedanken mit ihr. Dabei bekam er etwas wie Sehnsucht zu spüren, ja,

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