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Die Glasfresser

Titel: Die Glasfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Vasta
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umklammert.
Vielleicht wird Bocca, der von nichts etwas ahnt, ein wenig Widerstand leisten, doch mit Besenstielen verjagt man höchstens Fledermäuse.
    Da ich in den Umschlag mit meinem Bericht über die letzten Monate auch das Foto von Morana gesteckt habe, wird man zu der Überzeugung gelangt sein, dass der Anrufer mit seinen Hinweisen, was und wo man suchen soll, glaubwürdig ist und dass man schnell handeln, sofort eingreifen muss.
    In dem Bekenntnis ist auch von mir die Rede, und ab jetzt ist ohnehin alles einfach. Die Polizei wird zu uns in die Wohnung kommen und mit der Schnur und dem Stein reden. Sie können es nicht begreifen, weil es Dinge gibt, die sie nicht wissen. Sie wissen nicht, dass sie tagtäglich, über Monate, einen Kämpfer beherbergt haben, sie wissen nicht, wie viel Grauen sich in einem Kopf abspielen kann. Sie wissen nichts über Ideologie und nichts über Sex. Sie werden mit ineinandergelegten Händen zurückbleiben, in Pantoffeln, einsilbig miteinander reden.
    Als das Auto vor dem Gittertor hält, bei der auf der Karte angegebenen Adresse, und ich sehe, wie Wimbow aussteigt, sich verabschiedet und sich dem Haus zuwendet, stelle ich das Radio lauter, öffne die Türläden, trete hinaus und gehe zu ihr. Während sie auf der anderen Seite des Gittertors wartet, eingepackt in ihren Mantel, schön und guter Dinge, kräuselt die kalte Luft ihre Haut, und mir fällt ein, ich habe in meinem Bekennerbrief geschrieben, dass sie mich bald finden werden. Das stimmt, für mich gilt eine andere Zeitrechnung: Venus hilft mir, die Zeit zu verändern, die Chronologie durcheinanderzubringen.
    Dann öffne ich das Tor und lasse sie eintreten. Das Auto fährt ab, und wir bleiben unter dem schwarzen Himmel, von drinnen kommen Fetzen italienischer Schlager, und sie schaut sich um, die Schleifen, die Lichterketten um den Mispelbaum; in den Händen hält sie ein kleines weiß-blaues Päckchen mit einem roten Band, das sie mir gibt. Ich nehme es, öffne es, ohne das Papier zu zerreißen, ohne das Band zu beschädigen: Ich halte einen weißen, glatten Draht in den Fingern, mit Stacheln.

    Jetzt lächelt Wimbow ihr Lächeln. Sie zeigt mit dem Blick auf das Päckchen, bildet mit Zeigefingern und Daumen ein Rechteck in der Luft und schenkt es mir, dann bringt sie die Finger zusammen, sodass sie zwei Sträußchen bilden, und reibt schließlich die Fingerspitzen aneinander. Ich verstehe, dass sie es selbst gemacht hat, dass es ihr Werk ist. Mein Satz. Einer meiner beiden Sätze. Sauber, kein Rost mehr daran. Weiß gestrichen.
    Und jetzt?, denke ich. Jetzt muss es enden.
    Aber es endet nicht, noch nicht.
    Ich gehe zwei Schritte vor, ich weiß nicht, ob ich sprechen soll oder nicht, ob ich nur Zeichen machen soll. Ich weiß nicht, wie man es macht. Ich sage irgendetwas: »Komm«; ich weiß auch nicht. Sie macht ein Zeichen, dass sie verstanden hat, ein Zeichen, dass ich sprechen kann, und wendet sich schon den Türläden zu, und ich schließe sie halb und öffne sie dann wieder, und da ist nichts, Wimbow tritt ein und da ist niemand, nur eine von Kerzen in rotes Licht getauchte Höhle, ein Halbdunkel, und im Halbdunkel die überall verteilten Dekorationen und das Chaos und das lärmende Radio; das für sie jedoch nur Stille ist. Ich schalte es aus, während Wimbow die Zorro-Maske betrachtet, die am Bildschirm des Fernsehers hängt, die abwechselnd grün und rot aufleuchtenden Augen. Die bunten Zapfen, die rauchverzehrende Kerze. Die Girlanden und die Hütchen.
    Sie wendet sich mir zu, ich weiche ihrem Blick aus und reiße die Verpackung der Torte auf, das Papier knistert in meinen Fingern, packe sie aus und zeige sie ihr - die Schicht karamellisierter Äpfel, die kleinen Erdbeeren, der leckere Duft. Wimbow starrt mich an, dann dreht sie sich zu den halb geöffneten Läden hin, jenseits derer die Straße ist, das Draußen, das Auto ihres Vaters, das weggefahren ist, alles, was nicht hier ist, und da gehe ich zu ihr und sage ihr, sie soll sich keine Sorgen machen, die anderen müssen noch kommen, es ist alles in Ordnung, aber sie glaubt mir nicht, bringt einen Zeigefinger an die Brust, teilt dann mit einer scharfen Bewegung und gestreckten Fingern die Luft; sie hält einen Augenblick inne, zerfetzt schließlich erneut den Raum mit
der Hand. Ich fühle mich schlecht und ziehe aus der Jackentasche die zerbröckelte Rispe hervor, zeige sie ihr, sage ihr, sie heißt auf Lateinisch Panicum, wie Panik, nur mit -um dahinter, ich

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