Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
Kategorien Tier, Art oder Rasse. Nur weil Sie Ihren Dobermann „Rambo“ nennen, macht ihn das noch nicht aggressiv, und ein Yorkshireterrier namens „Baby“ ist keineswegs automatisch fügsam und liegt den ganzen Tag herum wie ein Säugling.
Diese vier besprochenen Kategorien zu erkennen – und zwar in dieser Reihenfolge – und ihren Einfluss auf das Verhalten zu verstehen, ist von zentraler Bedeutung für einen glücklichen, ausgeglichenen Hund.
VIERTES NATURGESETZ FÜR HUNDE:
Die Sinne eines Hundes bestimmen seine Realität.
In Kapitel 1 haben wir untersucht, wie das Gehirn eines Hundes und seine angeborenen Instinkte seine spezielle Sicht auf die Welt formen. Wir haben gesehen, dass ein Hund die Welt ganz anders wahrnimmt als ein Mensch, seine Erfahrungen in dieser Welt unterscheiden sich also sehr von unseren. Um zu verstehen, was in einem Hund vor sich geht, müssen wir die Welt der Instinkte betreten, die von seinen Sinnen bestimmt wird.
Menschen erleben die Welt überwiegend über das Sehen – für sie ist sie leuchtend bunt. Hunde dagegen nehmen ihre Umgebung hauptsächlich über den Geruchssinn wahr und unterscheiden nur Grautöne. Wenn sich die Sinneseindrücke von Menschen und Hunden so stark voneinander unterscheiden, nehmen sie dann überhaupt dieselbe Welt wahr? Wir erleben, was wir . Hunde erleben, was sie . Beim Menschen ist der erste Eindruck ein optischer, und Meinungen und Sympathien entstehen auf dieser Grundlage. Hunde riechen einen Menschen, meist schon aus über 50 Meter Entfernung, und machen sich auf der Grundlage dieser Wahrnehmung ein Bild von ihm.
HIERARCHIE DER SINNESEINDRÜCKE IM GEHIRN
MENSCH
HUND
1. Sehen
1. Riechen
2. Tasten
2. Sehen
3. Hören
3. Hören
4. Riechen
4. Tasten
Diese grundlegenden Unterschiede zwischen den Sinnen von Hunden und Menschen erklären auch das irrationale Verhalten vieler Menschen, die einen Hund zum ersten Mal sehen: Sie gehen zu ihm hin, beugen sich zu ihm hinunter und streicheln ihn. Menschen tun das, weil der Tastsinn ihr zweitstärkster Sinn ist. Könnten Hunde sprechen, würden sie aber garantiert sagen: «Bleib mir vom Leib, du Mensch, ich kenne dich noch gar nicht.»
Einmal wurde ich um einen Kommentar zu einem Vorfall mit einer Nachrichtensprecherin aus Denver namens Kyle Dyer gebeten. Die Hundeliebhaberin hatte über die dramatische Rettung einer Argentinischen Dogge aus einem eisigen See durch die Feuerwehr berichtet. Während des Berichts hatte Kyle den Hund gestreichelt. Nach dem Interview beugte sie sich erneut zu ihm hinunter, um sich zu verabschieden. Leider biss er sie. Nach mehreren Operationen an Lippe und Nase nahm Kyle ihre Arbeit wieder auf. Aus der schmerzlichen Erfahrung hatte sie etwas über den Umgang mit unbekannten Hunden gelernt. In der Sendung gab sie zu, dass es wohl ihr Fehler gewesen war: «Vielleicht kam ich ihm zu nahe und habe ihn verunsichert.»
Dieser Fehler wird täglich tausendfach wiederholt, weil Menschen so gern alles anfassen, aber ich folge einer einfachen, respektvolleren Herangehensweise, wenn ich einen Hund kennenlerne: nicht anfassen, nicht ansprechen, kein Blickkontakt. So kann der Hund in Ruhe meinen Geruch aufnehmen und mich kennenlernen, bevor er mir erlaubt, mich ihm zu nähern.
Achten Sie bei einem Erstkontakt darauf, ruhige, positive Energie auszustrahlen. Konzentrieren Sie sich auf die Menschen um Sie herum und ignorieren Sie den Hund, wenn er an ihren Beinen schnuppert. Behalten Sie Ihre Hände bei sich! Sehen Sie ihn nicht an und reden Sie nicht mit ihm. Warten Sie, bis er sich ein Bild von Ihnen gemacht hat. Wenn er alle Informationen hat, die er braucht, wird er entweder weggehen oder sich Ihnen ruhig und fügsam zuwenden.
Bevor Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Hund richten, bitten Sie unbedingt den Hundehalter um Erlaubnis. Jetzt können Sie den Hund ansehen und ansprechen. Wenn er herankommt, halten Sie ihm zum Beschnuppern die geschlossene Faust mit den Fingern nach oben hin. Wenn er dann keine Anzeichen von Furcht oder Aggression zeigt, können Sie ihn streicheln. Einen fremden Hund krault man übrigens am besten zuerst an der Brust oder an der Schulter, weil mancher Hund eine Berührung von oben an Kopf oder Nacken als Aggression deutet. Bis Sie ihn richtig kennen, gehen Sie lieber auf Nummer sicher.
Dieser Ansatz hilft in vielen Situationen. Sie können beispielsweise auch so vorgehen, wenn Ihr eigener Hund überreizt oder ängstlich ist. Springt er aufgeregt an Ihnen hoch
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